𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃

𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃 (Gotisch)

Substantiv, m

Kasus Singular Plural
Nominativ 𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃𐌲𐌰𐍂𐌳𐌴𐌹𐍃
Akkusativ 𐌲𐌰𐍂𐌳𐌲𐌰𐍂𐌳𐌹𐌽𐍃
Vokativ 𐌲𐌰𐍂𐌳𐌲𐌰𐍂𐌳𐌴𐌹𐍃
Genitiv 𐌲𐌰𐍂𐌳𐌹𐍃𐌲𐌰𐍂𐌳𐌴
Dativ 𐌲𐌰𐍂𐌳𐌰𐌲𐌰𐍂𐌳𐌹𐌼

Worttrennung:

𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃

Umschrift:

gards

Aussprache:

IPA: []
Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] zum Wohnen dienendes Gebäude; Haus
[2] Personen, die in [1] leben; Haus, Hauswesen, Familie

Herkunft:

Erbwort aus dem urgermanischen *garda- ‚Hof‘, das sich auf das indogermanische gʰordʰ-o- ‚Kreis‘ zurückführen lässt, das seinerseits von *gʰerdʰ- (in gotisch 𐌱𐌹𐌲𐌰𐌿𐍂𐌳𐌰𐌽𐍃 (bigaurdans)  got) abgeleitet ist; etymologisch verwandt mit altnordisch garðr  non, altenglisch geard  ang, altsächsisch gard  osx und althochdeutsch gart  goh sowie urverwandt mit litauisch gardas  lt, altkirchenslawisch градъ (gradъ)  cu und albanisch gardh  sq; vergleiche auch altfriesisch garda  ofs, altsächsisch gardo  osx und althochdeutsch garto  goh (neuhochdeutsch Garten), die sich auf urgermanisches *gardan- zurückführen lassen[1]

Beispiele:

[1] 𐌰𐌺 𐌰𐌽𐌰 𐌻𐌿𐌺𐌰𐍂𐌽𐌰𐍃𐍄𐌰𐌸𐌹𐌽, 𐌾𐌰𐌷 𐌻𐌹𐌿𐍄𐌴𐌹𐌸 𐌰𐌻𐌻𐌰𐌹𐌼 𐌸𐌰𐌹𐌼 𐌹𐌽 𐌸𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌲𐌰𐍂𐌳𐌰.
„ak ana lukarnastaþin, jah liuteiþ allaim þaim in þamma garda.“ (Mt 5, 15)[2]
„(Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel,) sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.[3]
[1] 𐌿𐍂𐍂𐌴𐌹𐍃𐌰𐌽𐌳𐍃 𐌽𐌹𐌼 𐌸𐌰𐌽𐌰 𐌻𐌹𐌲𐍂 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌰𐌽𐌰 𐌾𐌰𐌷 𐌲𐌰𐌲𐌲 𐌹𐌽 𐌲𐌰𐍂𐌳 𐌸𐌴𐌹𐌽𐌰𐌽𐌰.
„urreisands nim þana ligr þeinana jah gagg in gard þeinana.“ (Mt 9, 6)[4]
„Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus![5]
[1] 𐍃𐌰𐌹, 𐌸𐌰𐌹𐌴𐌹 𐌷𐌽𐌰𐍃𐌵𐌾𐌰𐌹𐌼 𐍅𐌰𐍃𐌹𐌳𐌰𐌹 𐍃𐌹𐌽𐌳, 𐌹𐌽 𐌲𐌰𐍂𐌳𐌹𐌼 𐌸𐌹𐌿𐍃𐌳𐌰𐌽𐌴 𐍃𐌹𐌽𐌳.
„sai, þaiei hnasqjaim wasidai sind, in gardim þiudane sind.“ (Mt 11, 8)[6]
„Siehe, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige.“[7]
[2] 𐌰𐌼𐌴𐌽, 𐌵𐌹𐌸𐌰 𐌹𐌶𐍅𐌹𐍃 𐌸𐌰𐍄𐌴𐌹 𐌹𐌽 𐌰𐌹𐌽𐍃𐌷𐌿𐌽 𐌹𐍃𐍄 𐌸𐌹𐌶𐌴 𐌰𐍆𐌻𐌴𐍄𐌰𐌽𐌳𐌰𐌽𐌴 𐌲𐌰𐍂𐌳 𐌰𐌹𐌸𐌸𐌰𐌿 𐍆𐌰𐌳𐍂𐌴𐌹𐌽 𐌰𐌹𐌸𐌸𐌰𐌿 𐌱𐍂𐍉𐌸𐍂𐌿𐌽𐍃 𐌰𐌹𐌸𐌸𐌰𐌿 𐌵𐌴𐌽 𐌰𐌹𐌸𐌸𐌰𐌿 𐌱𐌰𐍂𐌽𐌰 𐌹𐌽 𐌸𐌹𐌿𐌳𐌰𐌽𐌲𐌰𐍂𐌳𐌾𐍉𐍃 𐌲𐌿𐌳𐌹𐍃, 𐍃𐌰𐌴𐌹 𐌽𐌹 𐌰𐌽𐌳𐌽𐌹𐌼𐌰𐌹 𐌼𐌰𐌽𐌰𐌲𐍆𐌰𐌻𐌸 𐌹𐌽 𐌸𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌼𐌴𐌻𐌰 𐌾𐌰𐌷 𐌹𐌽 𐌰𐌹𐍅𐌰 𐌸𐌰𐌼𐌼𐌰 𐌵𐌹𐌼𐌰𐌽𐌳𐌹𐌽 𐌻𐌹𐌱𐌰𐌹𐌽 𐌰𐌹𐍅𐌴𐌹𐌽𐍉𐌽.
„amen, qiþa izwis þatei ni ainshun ist þize afletandane gard aiþþau fadrein aiþþau broþruns aiþþau qen aiþþau barna in þiudangardjos gudis, saei ni andnimai managfalþ in þamma mela jah in aiwa þamma qimandin libain aiweinon.“ (Lk 18, 29–30)[8]
„Amen, ich sage euch: Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder Kinder verlassen hat, erhält dafür schon in dieser Zeit das Vielfache und in der kommenden Welt das ewige Leben. “[9]
[2] 𐌾𐌰𐌷 𐌾𐌰𐌱𐌰𐌹 𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃 𐍅𐌹𐌸𐍂𐌰 𐍃𐌹𐌺 𐌲𐌰𐌳𐌰𐌹𐌻𐌾𐌰𐌳𐌰, 𐌽𐌹 𐌼𐌰𐌲 𐍃𐍄𐌰𐌽𐌳𐌰𐌽 𐍃𐌰 𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃 𐌾𐌰𐌹𐌽𐍃.
„jah jabai gards wiþra sik gadailjada, ni mag standan sa gards jains.“ (Mk 3, 25)[10]
„Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben.“[11]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1, 2] Wilhelm Streitberg: Gotisch-Griechisch-Deutsches Wörterbuch, Heidelberg 1910, „𐌲𐌰𐍂𐌳𐍃, Seite 47.

Quellen:

  1. Guus Kroonen: Etymological Dictionary of Proto-Germanic. 1. Auflage. Brill, Leiden, Boston 2013, ISBN 978-90-04-18340-7 (Band 11 der Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series), „*garda-“ Seite 169.
  2. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Matthäus, 5,15, Seite 3.
  3. Bibel: Matthäusevangelium Kapitel 5, Vers 15
  4. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Matthäus, 9,6, Seite 15.
  5. Bibel: Matthäusevangelium Kapitel 9, Vers 6
  6. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Matthäus, 11,8, Seite 21.
  7. Bibel: Matthäusevangelium Kapitel 11, Vers 8
  8. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Lukas, 18,29–30, Seite 21.
  9. Bibel: Lukasevangelium Kapitel 18, Vers 29
  10. Wilhelm Streitberg (Herausgeber): Die gotische Bibel. Der gotische Text und seine griechische Vorlage mit Einleitung, Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmälern als Anhang. Zweite verbesserte Auflage. Erster Teil, Heidelberg 1919 (Archive.org), Markus, 3,25, Seite 173.
  11. Bibel: Markusevangelium Kapitel 3, Vers 25
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