Widerfahrnis

Widerfahrnis (Deutsch)

Substantiv, n

Singular Plural
Nominativ das Widerfahrnis die Widerfahrnisse
Genitiv des Widerfahrnisses der Widerfahrnisse
Dativ dem Widerfahrnis den Widerfahrnissen
Akkusativ das Widerfahrnis die Widerfahrnisse

Worttrennung:

Wi·der·fahr·nis, Plural: Wi·der·fahr·nis·se

Aussprache:

IPA: [ˌvidɐˈfaːɐ̯nɪs]
Hörbeispiele:  Widerfahrnis (Info)
Reime: -aːɐ̯nɪs

Bedeutungen:

[1] veraltet, gehoben, sonst fachsprachlich, Psychologie: dasjenige (nicht Beeinflussbare), was (einem, jemandem) widerfährt

Herkunft:

Ableitung (Deverbativum) zum Verb widerfahren

Synonyme:

[1] veraltet: Widerfahrung

Sinnverwandte Wörter:

[1] Ereignis, Geschehnis

Oberbegriffe:

[1] Vorfall

Beispiele:

[1] „In diesen Zusammenhang gehört auch die Frage, wie es kommt, daß ein und dieselbe Sinneserregung einmal als ‚Widerfahrnis‘, als ‚Empfindung‘ im eigentlichen Sinne, ein andermal als im eigentlichen Sinn ‚wahrgenommene‘ Eigenschaft eines Gegenstandes in das Erleben eingeht: eine rasche mechanische Schwingung beim Berühren und Betasten eines Gegenstandes also z. B. einmal als ‚Erschütterung‘, das andere Mal als ‚Rauhigkeit‘, eine auf den eigenen Körper wirkende Last das eine Mal als ‚Druck‘, das andere Mal als ‚Gewicht‘ (v. HORNBOSTEL 1926; METZGER 1937).“[1]
[1] „So seien Berichte von Betroffenen nicht Beschreibungen tatsächlicher Widerfahrnisse, sondern Symptom einer Erkrankung zumeist paranoid-schizophrenen Typs.“[2]
[1] „Der Streit ist ein Knäuel aus Handlungen und Personen, Gefühlen und Interessen, Zufällen und Widerfahrnissen, das niemand mehr zu entflechten vermag.“[3]
[1] „Vom Widerfahrnis des Entsetzens sind Beobachter ausserhalb Manhattans weit entfernt, sie sehen nur entsetzliche Bilder, aber weder erleben sie eine entsetzliche Realität noch eigenes Entsetzen.“[4]
[1] „Eine Hauptaufgabe dieser Biographie liegt in dem Aufweis, wie die eigenen Erlebnisse und Widerfahrnisse zu literarischen Vorlagen mutierten.“[5]
[1] „Programmatisch wird damit das Böse in seiner Doppelung als Widerfahrnis und als Erlebnis erschlossen. Neben der Feststellung der Tatsachen zählt dabei auch und ganz wesentlich, wie die Betreffenden das Widerfahrnis aufnehmen und was es ihnen bedeutet.“[6]
[1] „Stattdessen wird hier vorgeschlagen, in Anlehnung an Kamlah (1972, S. 34), die eine Seite des Traumaereignisses als »Widerfahrnis« zu bezeichnen, und quasi den Abdruck dieses Widerfahrnisses als »Erleidnis«, da es sich nicht um eine angeeignete Erfahrung handelt.“[7]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Widerfahrnis
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Widerfahrnis

Quellen:

  1. Wolfgang Metzger: Psychologie. Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit der Einführung des Experiments. 5., unveränderte Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 1975 (Wissenschaftliche Forschungsberichte, Reihe Ⅰ, Abteilung C ; Band 52, ISSN 0340-031X), ISBN 978-3-7985-0224-6, Seite 288 (Zitiert nach Google Books).
  2. Zwischen Experiment und Weltanschauung. In: St. Galler Tagblatt. 2. November 1998.
  3. Rainer Paris: Anmerkungen eines Soziologen zu einem aktuellen Thema. In: Frankfurter Rundschau. 25. August 1999, ISSN 0940-6980, Seite 7.
  4. Der Terror und die Seele. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. September 2001, ISSN 0376-6829, Seite 65.
  5. Doppelt hält besser: Karl Corino und Herbert Kraft wollen den Schriftsteller Robert Musil vor dem Vergessen retten. In: Nürnberger Zeitung. 6. Dezember 2003.
  6. Eine Lösung gibt es nicht. In: Süddeutsche Zeitung. 27. Februar 2007, ISSN 0174-4917, Seite 14.
  7. Günter H. Seidler: Psychotraumatologie. Ein Lehrbuch. 1. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-17-023560-1, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
    Die Kursivsetzungen des Originalsatzes wurden nur teilweise übernommen.
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