Marienhaar
Marienhaar (Deutsch)
Substantiv, n
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | das Marienhaar | die Marienhaare |
Genitiv | des Marienhaares des Marienhaars |
der Marienhaare |
Dativ | dem Marienhaar dem Marienhaare |
den Marienhaaren |
Akkusativ | das Marienhaar | die Marienhaare |
Worttrennung:
- Ma·ri·en·haar, Plural: Ma·ri·en·haa·re
Aussprache:
- IPA: [maˈʁiːənˌhaːɐ̯]
- Hörbeispiele: Marienhaar (Info)
Bedeutungen:
- [1] Religion: Haare von der Gottesmutter Maria, die als Reliquien in einer Kirche aufbewahrt werden
- [2] Jahreszeit: an schönen Herbsttagen Felder und Pflanzen überziehender oder in der Luft schwirrendes feiner Flugfaden, der von jungen Krabbenspinnen in die Luft geschossen wird, um an diesem ins Winterquartier zu gelangen
- [3] Botanik: Volksname für mehrere Pflanzen:
- [3a] Weidenröschen
- [3b] Buschwindröschen
- [3c] Leinkraut / Frauenflachs
- [3d] Frauenhaarfarn
Herkunft:
- Determinativkompositum aus dem Stamm des Namens Maria, dem Fugenelement -en und dem Substantiv Haar
Synonyme:
- [2] Marienfäden, Mariengarn
- [3a] Weidenröschen
- [3b] Buschwindröschen
- [3c] Leinkraut, Frauenflachs
- [3d] Frauenhaarfarn
Oberbegriffe:
- [1] Reliquie
- [2] Naturerscheinung
- [3] Pflanze
Beispiele:
- [1] „Das Sepulchrum in der Mitte des Altars (»In medio altari[s]«) bewahrte an erster Stelle als Reliquie der Altar- und Dompatronin Marienhaare, die Karl der Große (768-814) bei der Kirchweihe des Jahres 799 geschenkt haben dürfte.“[1]
- [1] „Teilweise hatten auch die verehrten Marienbilder Reliquiencharakter, man stellte sie den Reliquiaren gleich, indem man Marienhaar oder Teile von Kleidungsstücken der Muttergottes in sie einließ.“[2]
- [1] „Es heißt, Karl der Große hätte einen Bergkristall mit eingeschlossenen Marienhaaren besessen und Heinrich I. (919 – 936) die heilige Lanze von der Kreuzigung Jesu, welche freilich auch 1204 in Konstantinopel den marodierenden Kreuzfahrern in die Hände gefallen sein soll.“[3]
- [2] „[…] tiefblau erscheint durch die größere Klarheit der Luft der Himmel, und selbst um das kahle Stoppelfeld ist ein Schmuck gebreitet: das Marienhaar, welches in tausend Fäden dahinschwimmt Wer im Herbst über die Haide geht, den macht sie nicht fröhlich, aber sein Herz wird ruhiger und sänftigt sich.“[4]
- [2] „Im Winde treiben zarte Unkrautsamen, hauchfeine Schirmchen blütenweißer Seide, Marienhaar wie blitzendes Geschmeide und unbekannte Dinge ohne Namen.“[5]
- [2] „Die „zitternden Marienhaare auf den abendlichen Feldern" nennt er „weiße Fahnen der Sehnsucht"; der herbstliche Tag, müde vom Verschwenden, „schläft mit roten Kinderwangen ein", und den Abend malt er: […].“[6]
- [2] „Nun sind die Tage golden klar,
- Durch leichte, weiche Lüfte wehen
- Kaum schimmernd das Marienhaar.
- Die Blätter sinken träumend nieder
- Und färben acht sich gelb und braun, […][7]
- [3d] „So heiszt eine Art Farnkraut Marienhaar, Frauenhaar, im Isländischen Freyahar, dänisch Fruehaar und Venusgräs, norwegisch aber Marigräs.“[8]
Übersetzungen
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [3] Wikipedia-Artikel „Altweibersommer“, dort „Marienhaar“
- [2a] Rheinisches Wörterbuch „Marienhaar“ in der Bedeutung „Weidenröschen“
- [2b, 2c] Rheinisches Wörterbuch „Marienhaar“ in der Bedeutung „Buschwindröschen“ und in der Bedeutung „Leinkraut / Frauenflachs“
Quellen:
- Museum in der Kaiserpfalz (Paderborn, Germany), Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn; Christoph Stiegemann, Martin Kroker (Herausgeber): Für Königtum und Himmelreich: 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn: Katalog zur Jubiläumsausstellung im Museum in der Kaiserpfalz und im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn 2009/2010, Paderborn 2009, Schnell & Steiner, Seite 512
- Maria Anna Hahn: Siedlungs- und wirtschaftsgeographische Untersuchung der Wallfa… 1969, Seite 136
- Eckhart Dietrich: Vom Pietisten zum Freidenker: Ist alle Religion letztlich nur Aberglaube? 3. Auflage 2015, BoD, ISBN 3848289091
- Deutsche Dichtung - Bände 7-8 - Seite 135, 1890, Seite 135
- Westermanns Monatshefte, Band 94, 1953, Georg Westermann Verlag, Seite 44
- Ernst Goll, Paul Anton Keller, Julius Franz Schütz: Gedichte, Band 3 von Kranz, aus Steiermarks schöpferischer Kraft, 1943, Leykam-Verlag, Seite X
- D. M. Hofer: „Die Hungersnot in Russland“ und „Unsere Reise um die Welt“, 1924, Seite 268
- Naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Elberfeld: Jahresbericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Elberfeld, Band 2, 1880, A. Martini & Grüttefien, Seite 26
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