Karyatide

Karyatide (Deutsch)

Substantiv, f

Singular Plural
Nominativ die Karyatide die Karyatiden
Genitiv der Karyatide der Karyatiden
Dativ der Karyatide den Karyatiden
Akkusativ die Karyatide die Karyatiden

Nicht mehr gültige Schreibweisen:

Caryatide

Worttrennung:

Ka·ry·a·ti·de, Plural: Ka·ry·a·ti·den

Aussprache:

IPA: [kaʁyaˈtiːdə]
Hörbeispiele:  Karyatide (Info)
Reime: -iːdə

Bedeutungen:

[1] Architektur: eine tragende Säule in Gestalt einer bekleideten Frauengestalt an Gebäuden, auch an Möbeln, an Arbeiten von Bildhauern und an Schmuckstücken; die Last liegt auf dem Kopf oder den emporgestreckten Armen der Figur auf

Herkunft:

Das Substantiv Karyatide geht über das lateinische Caryatides  la auf das gleichbedeutende altgriechische Καρυάτιδες (Karyatides)  grc zurück.[1] Es handelt sich dabei um Pluralformen. Zu dem Ursprung dieser Benennung gibt es unterschiedliche Ansichten: Eine ältere Erklärung geht zurück auf den römischen Architekten Vitruv, der in den Karyatiden Nachbildungen von Frauen aus dem Ort Karyai (auch Karyä genannt[2]) in Lakonien erblickte.[3] Nachdem die Bewohner sich in den Perserkriegen auf die Seite der Perser geschlagen hätten, sei der Ort später von den siegreichen Griechen erobert worden.[4] Die Männer seien daraufhin getötet und die Frauen gefangengenommen worden.[4] Ihr Schicksal sei es gewesen, fortan Sklavenarbeiten zu verrichten.[5] Als das Erechtheion erbaut wurde, seien in Erinnung an diese Umstände die Säulen als Lastträgerinnen ausgestaltet worden.[3] Diese Herleitung wird allerdings als „wenig glaubwürdig“ eingestuft.[5] Namentlich Gotthold Ephraim Lessing wendet hiergegen ein, dass der besagte Ort aufgrund seiner geringen Größe und untergeordneten Bedeutung wohl kaum mit den Persern hätte paktieren können.[6] Zudem sei von einer solchen Begebenheit bei den alten Geschichtsschreibern nichts zu lesen.[6]
Lessing selbst sieht das Motiv der Benennung eher bei den im Tempel der Artemis (Diana) dienenden lakonischen Jungfrauen, die zu Ehren der Göttin tanzten.[3][6] Caryatis  la beziehungsweise Καρυάτις (Karyatis)  grc ist ein Beiname der Artemis[7], der entstand, weil in Karyai ein Tempel der Artemis war[8]. Caryatides waren dementsprechend die Mädchen, die im Tempel der Artemis Dienst verrichteten.[7]

Gegenwörter:

[1] Atlant

Oberbegriffe:

[1] Kore, Säule, Statue

Unterbegriffe:

[1] Kanephore

Beispiele:

[1] Der Akademiepalast in Budapest hat einen großen, mit Fresken aus der ungarischen Geschichte und 24 Karyatiden geschmückten Prachtsaal, in dem die Jahressitzungen der Akademie sowie andre Festlichkeiten wissenschaftlichen Charakters abgehalten werden.
[1] „Die mädchenhafte Karyatide hätte in monumentaler Freskotechnik umgesetzt als Pseudo-Skulptur in der vatikanischen Sala di Constantino optisch ein Gebälk getragen, wenn Raffael nicht während der Arbeiten an dieser Ausmalung für den Papst mit nur siebenunddreißig Jahren verstorben wäre.“[9]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wikipedia-Artikel „Karyatide
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Karyatide
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalKaryatide
[1] Duden online „Karyatide
[1] wissen.de – Lexikon „Karyatide
[1] Wahrig Fremdwörterlexikon „Karyatide“ auf wissen.de
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Karyatide“ auf wissen.de
[1] Lueger: Lexikon der gesamten Technik „Karyatide
[1] Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon (Leipzig 1837): „Karyatide
[1] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Karyatiden
[1] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Karyatiden“ (Wörterbuchnetz), „Karyatiden“ (Zeno.org)
[1] Herders Conversations-Lexikon, Freiburg 1854–1857: „Karyatiden
[1] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Karyatide
[1] Wörterbuch der Architektur. Mit 129 Abbildungen. 14., durchgesehene Auflage. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-018701-2, „Karyatide“, Seite 67

Quellen:

  1. Dieter Baer und wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion; Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 3-411-04162-5, „Karyatide“, Seite 694.
  2. Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Karyatide.
  3. Wahrig Herkunftswörterbuch „Karyatide“ auf wissen.de.
  4. Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon (Leipzig 1837): „Karyatide.
  5. Herders Conversations-Lexikon, Freiburg 1854–1857: „Karyatiden.
  6. Karl Lachmann (Herausgeber): Karyatiden. In: Gotthold Ephraim Lessing’s sämmtliche Schriften. Eilfter Band, Erste Abtheilung, G. J. Göschen’sche Verlagshandlung, Leipzig 1857, Seite 275 (Google Books).
  7. Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8. Auflage. Hannover 1913 (Nachdruck Darmstadt 1998): „Caryae“ (Zeno.org).
  8. Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Karyä.
  9. Stefan Trinks: Vom Leben gezeichnet. In: FAZ.NET. 17. Mai 2020, ISSN 0174-4909 (URL, abgerufen am 3. Januar 2021).
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