Katschi

Katschi (Deutsch)

Substantiv, m, n, f

Singular 1Singular 2Singular 3 Plural
Nominativ der Katschidas Katschidie Katschi die Katschis
Genitiv des Katschides Katschider Katschi der Katschis
Dativ dem Katschidem Katschider Katschi den Katschis
Akkusativ den Katschidas Katschidie Katschi die Katschis

Nebenformen:

Katsch, Katsche, Katscher, Katzi, Katzie

Worttrennung:

Kat·schi, Plural: Kat·schis

Aussprache:

IPA: [ˈkat͡ʃi]
Hörbeispiele:  Katschi (Info)
Reime: -at͡ʃi

Bedeutungen:

[1] nordostdeutsch (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) umgangssprachlich: gabelförmige (zumeist aus einer Astgabel gefertigte) Schleuder, an dessen Gabelenden ein Gummiriemen befestigt ist

Herkunft:

Es handelt sich um eine kindersprachliche Kurzform zu Katapult.[1]

Synonyme:

[1] Zwacke, Zwackel, Zwispel, Zwockel
[1] nordwestdeutsch: Flipper, Flips, Flops, Katapult, Ketscher, Oschi, Reckschießer, Zwille
[1] nordostdeutsch: Zwille
[1] westmitteldeutsch: Fletsch, Fletsche, Flitsch, Flitsche, Schnelzer, Schplick, Spatzenschießer, Zillschneider, Zwille, Zwulle
[1] ostmitteldeutsch: Kata, Katapult, Kattchen, Klauster, Krampenschleuder, Pelow, Pfitsche, Schlappschleuder, Schlatche, Schlatsche, Schneiser, Schnippe, Schnippgummi, Vogelschnippe, Zwispel
[1] südwestdeutsch: Spicker
[1] südostdeutsch: Gampel, Schnepper, Zechenbracker, Zwiesel, Zwistel
[1] Zwisperl, Zwuschel
[1] oberösterreichisch: Fittern, Wischperl
[1] südösterreichisch: Schlatte
[1] Kettie
[1] Funde

Oberbegriffe:

[1] Schleuder

Beispiele:

[1] „Und er lief über die Straße, in der einen Hand sein Katschi; er schaute sich noch einmal um, dann war er um die nächste Ecke verschwunden. ‚Weißt du, Klaus, ich habe – ehrlich gesagt – mit meinem Katschi auch schon auf Spatzen geschossen.‘“[2]
[1] „Wenn Du eine Freundin hast, bring sie ruhig mit. Wir können ihr zeigen, wer von uns beiden mit dem Katschi mehr Krähen abschießt.“[3]
[1] „Aber vorher musste man als treffsicherer Schütze mit der Katschi den Eichelhäher erlegen.“[4]
[1] „So nannte man die Vorkriegspassage in der Badstraße mit den vielen kleinen Ständen, wo er - noch ein Straßenkind - es geschafft hatte, ein waffentaugliches ›Katschi‹ zu kaufen und ein handlanges ›Stilett‹, das in Wahrheit ein handlanges Springmesser war.“[5]
[1] „So konnten die Besucher ihr Können zum Beispiel beim Handballzielwurf oder beim Schießen mit einem riesigen ‚Katschi‘ zeigen.“[6]
[1] „Bei schönstem Sommerwetter plauderten die Älteren bei selbst gebackenem Kuchen und Kaffee, während die Kinder Brot backen konnten, Dosen mit einem Katschi zu treffen versuchten, Ringe warfen, angelten oder mit dem Bogen schossen.“[7]
[1] „Aus dicken Kabelenden zwirbelten wir uns kleine Katapulte, von uns liebevoll Katschi genannt. Woanders hießen sie Zwille, Zwiesel oder Schleuder. Unsere Katschis waren handlicher und kleiner und somit leichter zu verstecken als die herkömmlich aus einer Astgabel geschnitzten Modelle. […] Wie durch ein Wunder wurde damals niemand ernsthaft verletzt, kein Auge ausgeschossen. Die Eltern taten, was sie tun mussten. Sie suchten, fanden und vernichteten die Katschis. Ich habe schon lange kein Kind mehr mit einem Katschi gesehen. Gut so!“[8]
[1] „Jeder von uns hatte sein »Katschi« in der Hosentasche.“[9]
[1] „Ist das geschafft, steht die letzte Aufgabe bevor: ‚Hüpfenderweise sollen sie mit einem »Katschi« einen Probierstrumpf über den Daumen gepeilt ins Ziel schießen‘, sagt Christine Kluge.“[10]
[1] „Wir haben Katschis gebaut und Flitzebogen aus Haselnussruten.“[11]
[1] „Als er von seinem Wohnungsfenster aus sah, wie ein Langfinger sein Auto knacken wollte, bewarf er ihn mit Blumentöpfen, bis er abhaute. Also: Tontöpfe statt Dienstpistolen. Beamte, die gut zielen können, dürfen auch eine Katschi haben — für größere Entfernungen.“[12]
[1] „Albert Schweitzer hat sich von einem Freund dazu überreden lassen, mit einem Katschi auf Vögel zu schießen.“[13]
[1] „Zumindest in der Jugendzeit von Klaus Ortmann gehörte der Katschi zur Grundausstattung bei Jugendlichen. ‚Das war damals so‘, erzählt der Gadebuscher. Die Zeit bleibt nicht stehen und selbst mit einem Katschi kann sich Ortmann nicht in seine Jugend zurückkatapultieren.“[14]
[1] „Frisches, gut zu schnitzendes Holz hat er mitgebracht. ‚Stift, Messer oder ein kleines Katschi lassen sich daraus machen. Das gefällt den Kindern, und mir selbst macht es auch Spaß.‘“[15]
[1] „Sie hatten ihm auch seinen Katschi weggenommen. Wer nie einen solchen Katschi hatte, kann einen solchen Verlust nicht beurteilen. Ein Katschi ist eine Gummischleuder, mit der man auf Spatzen schießen kann oder Polizisten auf den Hut.“[16]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wikipedia-Artikel „Zwille
[1] Jürgen Eichhoff (Herausgeber): Wortatlas der deutschen Umgangssprachen. Erster Band, Francke Verlag, Bern/München 1977, ISBN 3-7720-1338-4 (Paperback), ISBN 3-7720-1337-6 (gebunden), DNB 851004431, Stichpunkt »Karte 51: die Steinschleuder«, Seite 36.
[1] Atlas zur deutschen Alltagssprache „Steinschleuder

Quellen:

  1. Atlas zur deutschen Alltagssprache „Steinschleuder
  2. Robinson: Katschi. 4. April 1964. In: Lars-Alexander Dreyer: KIDS’ SCHUTZ. Wie sie Schüler zukünftig besser schützen müssen. Inklusion, Sexueller Missbrauch, Finanzkrise, Amoklauf. C&I, [Rostock] 2016 (Mauerbau und Klassenfeind ; 9), ISBN 978-3-00-025989-0, Seite 308 (Sonder-Edition Kiel; zitiert nach Google Books).
  3. Martin Kluger: Abwesende Tiere. Roman. 1. Auflage. DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-8321-7821-X, Seite 154 (Zitiert nach Google Books).
  4. Udo Roeschert in Zusammenarbeit mit Chorin-Verein e. V. und Förderverein Kloster Chorin e. V. (Herausgeber): Sandkrug. 1745–2004. Roeschert, [Berlin] 2004, Seite 121, DNB 973181125 (Zitiert nach Google Books).
  5. Roland Stelter: Leons Bruder. Roman einer Zeitenwende. Rotbuch Verlag, Hamburg 2005, ISBN 978-3-434-53134-0, Seite 104 (Zitiert nach Google Books).
  6. WM-Fahne 2006 beim ersten Vereinstag überreicht. In: Nordkurier. 27. Juni 2005, ISSN 0232-1491.
  7. Von Singen bis Quiz geht alles um Linden. In: Nordkurier. 17. Juli 2007, ISSN 0232-1491.
  8. Katschi. In: Schweriner Volkszeitung. 8. August 2007, Seite 1 (Ausgabe Hagenow).
  9. Stefan Drinda, Adelheid Wedel (Herausgeber): Horst Drinda »Die Welt ist noch nicht fertig«. Ein Schauspielerleben in Briefen. Militzke, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86189-835-1, Seite 25 (Zitiert nach Google Books).
  10. Entenrennen mit Isolde: Vorbereitung. Roswitha Zöllner und Christine Kluge haben kreative Aufgaben für „Mission Olympic“. In: Märkische Allgemeine. 29. Juli 2010, Seite 3 (Ausgabe Gransee).
  11. DIE FRAU, DIE ANDEREN OBDACH GIBT. In: Märkische Allgemeine. 1. Juni 2011, Seite 3 (Ausgabe Neuruppin).
  12. WOCHENEND-PLAUDEREI. In: Märkische Allgemeine. 4. Juni 2011, Seite 3 (Ausgabe Luckenwalde).
  13. Kleine Ärzte im Einsatz. Bei den evangelischen Kindertagen tauchten die Teilnehmer in die Welt von Albert Schweitzer ein. In: Märkische Allgemeine. 8. Februar 2013, Seite 1 (Ausgabe Luckenwalde).
  14. Testlauf für den Katschi. In: Schweriner Volkszeitung. 6. August 2014, Seite 9 (Ausgabe Gadebusch).
  15. Einmal Mittelalter und zurück. In: Der Prignitzer. 22. Juni 2015, Seite 9.
  16. Jaroslav Hašek: Die Ausrottung der Praktikanten der Speditionsfirma Kobkán. Geschichten und kurze Texte. Philipp Reclam Verlag, Ditzingen 2015 (übersetzt von Antonín Brousek aus dem Tschechischen), ISBN 978-3-15-960820-4, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
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