Ratte der Lüfte

Ratte der Lüfte (Deutsch)

Substantiv, f, Redewendung

Singular Plural
Nominativ die Ratte der Lüfte die Ratten der Lüfte
Genitiv der Ratte der Lüfte der Ratten der Lüfte
Dativ der Ratte der Lüfte den Ratten der Lüfte
Akkusativ die Ratte der Lüfte die Ratten der Lüfte

Nebenformen:

Ratte der Luft, Luftratte

Worttrennung:

Rat·te der Lüf·te, Plural: Rat·ten der Lüf·te

Aussprache:

IPA: [ˌʁatə deːɐ̯ ˈlʏftə][1]
Hörbeispiele:  Ratte der Lüfte (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich abwertend: in urbanen Gebieten beheimatete Taube (Columba livia domestica)
[2] umgangssprachlich abwertend, allgemein: als Schädlinge angesehene Vögel, zum Beispiel Möwen oder Kormorane

Synonyme:

[1] Stadttaube, Straßentaube

Oberbegriffe:

[1] Federvieh, Vogel

Beispiele:

[1] „Der Bewertung der weissen Taube als «Sinnbild des heiligen Geistes» und «Symbol der Liebe und des Friedens» stehen verachtende Bezeichnungen der Strassentaube als «Ratte der Lüfte» und als «fliegender Unrat» gegenüber.“[2]
[1] „Die Taube ist ein sehr umstrittener Vogel. Für manche ist sie die ‚Ratte der Lüfte‘, für andere das ‚Rennpferd des kleinen Mannes‘.“[3]
[1] „Nicht von ungefähr tragen Tauben auch das Prädikat ‚Ratten der Lüfte‘: Sie verbreiten gefährliche Zecken, Flöhe, Milben, die Allergien auslösen und im Kot finden sich oft Salmonellen.“[4]
[1] „Privatleute führen einen ungleichen Kampf gegen die Ratten der Lüfte.[5]
[1] „Es gilt, den Ruf der Taube als Ratte der Lüfte zu verbessern, sagt der Sozialpädagoge.“[6]
[1] „Zwischen sorgsam gepflegten Rosen- und Hortensien-Töpfen ließen sich die «Ratten der Lüfte», wie sie im Volksmund heißen, häuslich nieder.“[7]
[1] „Die Rede ist von der Taube. Kaum ein Tier polarisiert wie dieser Vogel, der einerseits auf Kirchenbildern als Sinnbild des Heiligen Geistes zu bewundern ist, aber gleichzeitig in Städten als ‚Ratte der Lüfte‘ bekämpft wird.“[8]
[1] „Von allem Federvieh habe ich bisher die Chicken Wings einer amerikanischen Fast-Food-Kette für das Gefährlichste gehalten, was harmlose Passanten auf der Straße anfallen kann. Ihren Spitzenplatz verteidigte diese Masthähnchenartillerie in der Fußgängerzone knapp vor der Taube, jener gefiederten Ratte der Lüfte, die stets von Menschen umgeben ist, die ihr mit einem zwanghaften Fütterkomplex das Leben versüßen.“[9]
[1] „Nicht alle Münchner sind Tauben-Freunde, manche halten das Federvieh für ‚Ratten der Lüfte‘. Trotzdem hat niemand das Recht, die Vögel zu malträtieren.“[10]
[1] „Kein Zweifel, Tauben sind die Ratten der Lüfte, weiß Thomas Nachtigall.“[11]
[1] „So dichtete im 16. Jahrhundert der derb-humorige Volksschriftsteller Johann Fischart mit erhobenem Zeigefinger: ‚Gleich wie die taub gantz reinlich ist, / und wirfft aus ihrem näst den mist, / also soll auch ein weib vorauss / reinlich und sauber halten hauss.‘ Auch wenn heute niemand mehr das Epithet ‚reinlich‘ mit der Ratte der Lüfte assoziieren würde - das Weib ist offenbar nach wie vor zuständig für Sauberkeit im Haushalt.“[12]
[1] „Wollen die gurrenden Kuscheltiere, die Krankheiten übertragenden Ratten der Lüfte, erst die Herrschaft über die Radwege – und dann über die ganze City?“[13]
[1] „Es liegt wohl daran, was man mit den Tieren verbindet: Die Ratte gilt als böse und hinterhältig, die Taube ist ein Friedenssymbol – auch wenn sie von manchen als ‚Ratte der Lüfte‘ bezeichnet wird.“[14]
[1] „Die Tauben sind die Rennpferde des kleinen Mannes und zugleich die Ratten der Lüfte.[15]
[2] „Unter bayerischen Fischern gelten sie mittlerweile als ‚Ratten der Lüfte‘: die einstmals vom Aussterben bedrohten Kormorane.“[16]
[2] „Dagegen bemerkte Gaby Schmidt (Freie Wähler): ‚Der Kormoran ist ein Schädling, eine Ratte der Lüfte.‘“[17]
[2] „Normale Menschen müssen verstehen lernen, warum wir den Kormoran, dieses fliegende fischmordende Ungeheuer, diese Ratte der Lüfte, ausrotten wollen, sie müssen verstehen, warum wir eine Party um Mitternacht verlassen, weil der Wetterwechsel für den nächsten Morgen um halb fünf am See gute Aussichten auf einen guten Fisch verspricht.“[18]
[2] „Die Krähen dürften den Tauben in Sachen ‚Ratten der Lüfte‘ den Rang abgelaufen haben, zumindest in Offenburg:[…].“[19]
[2] „Nach Einschätzung der Bürgervereinigung Ottobrunn (BVO) nisten schon seit Jahren Krähen, die wegen ihrer Intelligenz auch als »Ratten der Lüfte« bezeichnet werden, im Bereich zwischen der Rosenheimer Landstraße und dem Haidgraben, wo es viel Grün gibt.“[20]
[2] „Außerdem ist, wie jedermann weiß, die Möwe zum Glück ja sogar ein Allesfresser, genaugenommen sogar ein Aasfresser, die Ratte der Lüfte sozusagen und Titelheldin eines russischen Stücks auch.“[21]
[2] „Um es drastisch auszudrücken: Möwen sind als Ratten der Lüfte für Hafenstädte das, was Eisbären für die Stadt Churchill im hohen Norden sind.“[22]
[2] „Schon werden die Junghunde von den ersten Möwen attackiert - die langschnabligen Vögel, dackelgross und nicht umsonst die Ratten der Lüfte genannt, werden zu Geiern.“[23]
[2] „Jede Möwe trug drei Ratten hinüber zum Schiff und setzte sie am Luftschacht ab. Dann flogen sie zurück, um die nächsten Passagiere zu holen. Das alles passierte überraschend schnell. Die Ratten der Lüfte waren fix, wenn sie wollten.“[24]
[2] „Und weil er es gewohnt war, sein Wissen mit anderen zu teilen, bemerkte er: »Möwen sind die Ratten der Lüfte. Man sollte sie nicht füttern.«“[25]
[2] „»Ich bin ein Freund von Singvögeln. Elstern hingegen räumen Nester leer, machen Hetzjagd auf Jungvögel und Krach. Sie sind die Ratten der Lüfte«, sagt der Karlstadter Michael Gütling.“[26]
[2] „Bussarde aßen sie nicht, es waren für sie Ratten der Lüfte, ohne wirtschaftlichen Nutzen, Nahrungskonkurrenten.“[27]
[2] „Der Protagonist empört sich über die Gefühllosigkeit der Einheimischen dem Tier gegenüber, für die solche eleganten Raubvögel bloß »Ratten der Lüfte« seien.“[28]
[2] „Hyazinth-Aras werden auch die Ratten der Lüfte genannt.“[29]
[2] „Der Besitzer der Grampian Cabins Log nannte sie die Ratten der Lüfte, weil sie angeblich vieles kaputt machen.“[30]
[2] „Für die Siedler waren die Papageien einfach Schädlinge ersten Ranges — »Ratten der Lüfte«.“[31]
[2] „Die Ratten der Lüfte! Gottseidank hat man dank gezieltem Einsatz von Giftködern die grässliche Papageien-Plage inzwischen einigermaßen im Griff.“[32]
[2] „[…] bis die Hebamme Lichtweiß mit dem Karabiner auftauchte, um ein paar Spatzen zu erschießen, die »Ratten der Lüfte«, wie sie es ausdrückte.“[33]
[2] „Chä, chä, chä: die Raben schreien. So heißen die doch, diese riesigen schwarzen Dinger, die Ratten der Lüfte, die hier schwer am Fenster vorbei segeln, […]“[34]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[*] Wikipedia-Artikel „Ratte der Lüfte
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Ratte der Lüfte

Quellen:

  1. Die Akzentuierung erfolgt nach dem Beispiel von „das Auto des Vaters“ in Hans Altmann, Ute Ziegenhain: Phonetik, Phonologie und Graphemik fürs Examen. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-26545-1, Stichpunkt »3.6.1.4 Der Phrasenakzent«, Seite 112 (Zitiert nach Google Books).
  2. Daniel Haag-Wackernagel: Die Taube. Vom heiligen Vogel der Liebesgöttin zur Strassentaube. Schwabe, Basel 1998, ISBN 3-7965-1016-7, Seite 52 (Zitiert nach Google Books).
  3. Guido Kleinhubbert: Der Taubenschlag als Mastanstalt. Die Gesundheitsministerin plant, Brieftauben als „Lebensmittel liefernde Tiere” einzustufen – die Züchter fürchten Schlimmes. In: Süddeutsche Zeitung. 20. September 2001, ISSN 0174-4917, Seite 14.
  4. Eine gurrende Landplage. In: Aar-Bote. 19. Juli 2002.
  5. Renate Lindner: Kampf gegen die Ratten der Lüfte. In: Main-Post. 17. Juni 2004 (Online-Archiv, abgerufen am 6. Juli 2016).
  6. Sebastian Scholzeg: Weiße Tauben für Hochzeiter Zweiter Stadttaubenschlag in Babelsberg. In: Märkische Allgemeine. 6. August 2007, Seite 3.
  7. cg: Tauben-Terror: Wenn sich die Ratten der Lüfte einnisten. In: Nürnberger Zeitung. 21. Oktober 2009 (Online-Archiv, abgerufen am 6. Juli 2016).
  8. [Titel nicht einsehbar]. In: Mannheimer Morgen. 22. Mai 2010, Seite 32 (Stadtausgabe).
  9. Raidt schreibt Liebe Krähen! In: Stuttgarter Zeitung. 11. Juni 2010, Seite 20.
  10. Tierquäler verklebt Taube mit Pattex und Stickern. In: Abendzeitung. 14. März 2013, Seite 13.
  11. Annemarie Kister-Preuss: Die Ratten der Lüfte sanft bekämpfen. In: RP Online. 3. September 2014 (URL, abgerufen am 6. Juli 2016).
  12. Gunild Lohmann: Sind wir noch ganz sauber? In: General-Anzeiger. 10. Mai 2014, Seite 1.
  13. Mark Spörrle: Warum weichen die Tauben in Hamburg nie den Radfahrern aus? In: Zeit Online. 3. Juli 2014, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 6. Juli 2016).
  14. Wie die Stadt Nürnberg unliebsamen Nagern zu Leibe rückt – und was die Bürger tun können. In: Nürnberger Zeitung. 19. August 2014, Seite 9.
  15. Maren Schürmann: Geliebt und gehasst - Warum die Taube so polarisiert. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 16. Januar 2015 (Online-Archiv, abgerufen am 6. Juli 2016).
  16. Aktuelles Lexikon. Kormoran. In: Süddeutsche Zeitung. 6. August 1994, ISSN 0174-4917, Seite 2.
  17. Der Kormoran gefährdet mehr denn je die mittelfränkische Teichwirtschaft. In: Nürnberger Zeitung. 23. Juli 2010, Seite 14.
  18. Christoph Schwennicke: Das Glück am Haken. Der ewige Traum vom dicken Fisch. 1. Auflage. Knaur ebook, München 2010, ISBN 978-3-426-40375-4, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
  19. Krähen soll es an den Kragen gehen. Hauptausschuss bekräftigt: Eine Taubenplage gibt es in Offenburg nicht. Resolution gegen Schutz der Saatkrähen wird vorbereitet. In: Badische Zeitung. 12. Oktober 2011, Seite 22.
  20. Fast wie bei Alfred Hitchcock: Krähen terrorisieren Anwohner. In: Merkur.de. 27. Mai 2009, abgerufen am 6. Juli 2016.
  21. Die Vögel. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 67, 20. März 1996, ISSN 0174-4917, Seite 8.
  22. Peter Sparr: Raubtierfütterung am Hafen oder: Hitchcock lässt grüßen. In: Eckernförder Zeitung. 29. Juli 2010, abgerufen am 6. Juli 2016.
  23. Von ausgesetzten Hunden und Lara. In: Basler Zeitung. 5. November 2011, Seite 59, 64.
  24. Ute Krause: Die Muskeltiere. Einer für alle - alle für einen. 1. Auflage. cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House, München 2014, ISBN 978-3-641-14217-9, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
  25. Susan Niessen (Autorin), Michaela Heitmann (Illustratorin): Käpt’n Knopf auf großer Fahrt. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2016, ISBN 978-3-7891-4343-4, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
  26. Elstern machen Lärm und nerven. In: Main-Post. 25. Mai 2010, abgerufen am 6. Juli 2016.
  27. Lukas Bärfuss: Hundert Tage. Roman. Wallstein, 2008, ISBN 978-3835302716
  28. Carsten Gansel / Heinrich Kaulen (Herausgeber): Kriegsdiskurse in Literatur und Medien nach 1989. V&R unipress, 2011, ISBN 978-3-89971-811-9, Seite 196
  29. Götz Gercke: Aaron Grünblatt und der blinde Passagier aus Madras. 1. Auflage. Fischer Taschenbuch, 2014, ISBN 978-3596030316
  30. Angis kleines Tierlexikon, Australien. private Internetseite, 17. Januar 2016, abgerufen am 6. Juli 2016.
  31. Lothar Frenz: Lonesome George. oder Das Verschwinden der Arten. 1. Auflage. Rowohlt, Berlin 2012, ISBN 978-3871347382
  32. Lasse lebn. private Internetseite, abgerufen am 6. Juli 2016.
  33. Paul Lascaux: Mordswein. Müllers fünfter Fall. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2011, ISBN 978-3-8392-3742-7
  34. Rainald Goetz: Abfall für alle. Suhrkamp, 2003, Seite 215
  35. Andrew D. Blechman: Pigeons. The Fascinating Saga of the World’s Most Revered and Reviled Bird. 1. Auflage. Grove Press, New York 2006, ISBN 978-0-8021-4328-0, Seite 41 (Zitiert nach Google Books).
  36. Nicolae Sfetcu: The Birds World. Selbstverlag, [sine loco] 2014, Seite ‹ohne Seitenangabe› (E-Book; zitiert nach Google Books).
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