kreißen
kreißen (Deutsch)
Verb
Person | Wortform | |||
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Präsens | ich | kreiße | ||
du | kreißt | |||
er, sie, es | kreißt | |||
Präteritum | ich | kreißte | ||
Konjunktiv II | ich | kreißte | ||
Imperativ | Singular | kreiß! kreiße! | ||
Plural | kreißt! | |||
Perfekt | Partizip II | Hilfsverb | ||
gekreißt | haben | |||
Alle weiteren Formen: Flexion:kreißen |
Alternative Schreibweisen:
- Schweiz und Liechtenstein: kreissen
Worttrennung:
- krei·ßen, Präteritum: kreiß·te, Partizip II: ge·kreißt
Aussprache:
- IPA: [ˈkʁaɪ̯sn̩]
- Hörbeispiele: kreißen (Info)
- Reime: -aɪ̯sn̩
Bedeutungen:
- [1] intransitiv; veraltend; auch übertragen: in den Geburtswehen liegen
Herkunft:
- Bei dem Verb handelt es sich um ein seit dem 14. Jahrhundert[1] bezeugtes Erbwort aus mittelhochdeutschem krīzen → gmh[1] / krīʒen → gmh[2][3] ‚(gellend[3], scharf[2]) schreien[1][2][3], kreischen[2][3], stöhnen[1][2][3]‘, das etymologisch verwandt ist mit mittelniederdeutschem krīten → gml[1][2][3] ‚schreien, heulen‘[3], mittelniederländischem crīten → dum[1][2], niederländischem krijten → nl[2][3] ‚schreien‘[3] und neuwestfriesischem krite → fy[1].
- Dem Duden nach sind all diese Verben lautnachahmenden Ursprungs (vergleiche »kreischen«).[3] Für Kluge handelt es sich um ein Schallverb, das zu der Sippe von schreien (ohne s mobile) gehört.[1] Pfeifer zufolge kann für sowohl dieses ehemals (landschaftlich noch im 18. Jahrhundert) stark flektierende Verb als auch für »kreischen« auf eine (nicht belegte, aber erschlossene) indoeuropäische Erweiterung *grei- der (nicht belegten, aber erschlossenen) indoeuropäischen Wurzel *ger- ‚heiser schreien‘ zurückgegangen werden.[2] Somit hätten »kreißen« und »kreischen« nicht nur denselben lautnachahmenden Ursprung, sondern wären auch etymologisch verwandt.
- Im 17. Jahrhundert wurde das Verb dann speziell auf das Schreien der an Geburtsschmerzen leidenden, gebärenden Frau bezogen und entwickelte so die noch heute übliche Bedeutung.[3][2]
Oberbegriffe:
- [1] gebären
Beispiele:
- [1] Die Frau kreißte schon 17 Stunden, da verließen sie die Kräfte.
- [1] „So ist sein Leben: Geboren wird er im Krankenhaus, wo viele Mütter kreißen, oder in einem Zimmer, wo ihn gleich die Familie mit ihrem Anhang, den Schlafburschen, umwimmelt; so wächst er auf, und es ist noch eine bessere Familie, wenn jeder sein eigenes Bett hat; alle aber, die so leben, leben ständig das Leben der anderen mit und sind nie allein.“[4]
- [1] „Aus allen Gegenden Deutſchlands ſcheint ſich die Kraft des Kriegs auf dieſen Punkt der Entſcheidung zuſammen zu draͤngen, dieſer Augenblick von dem Ausſchlag eines zwoͤlfjaͤhrigen Kampfes zu kreißen.“[5]
- [1] „Licht! Leben! durch die Faſern gießt
- Gleich Ichor ſich der Menſchengeiſt;
- Wie’s droben tönt, die Spalte fließt,
- Gedankenwelle ſchwillt und kreißt.“[6]
- [1] „Wenn ihr wüßtet, welches Schickſal in mir kreißt!“[7]
- [1] „Jefta, der kräftige, gesunde Mann, schlief gut selbst in dieser Nacht der Sorge. Und siehe, während seines gesunden Schlafes kreißte sein Verstand und warf einen Plan aus.“[8]
- [1] „Der Mund kreißte förmlich, um dieses vokalsüchtige Texanisch, das in jedem Vokal alle anderen mittönen läßt, hervorzubringen.“[9]
Redewendungen:
- [1] der Berg kreißte und gebar eine Maus
Charakteristische Wortkombinationen:
Wortbildungen:
- Kreißbett, Kreißende, Kreißsaal
Übersetzungen
[1] in den Geburtswehen liegen
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kreißen“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „kreißen“
- [1] The Free Dictionary „kreißen“
- [1] Duden online „kreißen“
- [1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „kreißen“ auf wissen.de
- [1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „kreißen“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „kreißen“
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kreiszen“
- [1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 5. Band Impu–Leim, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04783-6, DNB 965408787, Stichwort »kreißen«, Seite 2274–2275.
- [1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »kreißen«.
- [1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, Stichwort »kreißen«, Seite 1065.
Quellen:
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »kreißen«, Seite 537.
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „kreißen“
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »kreißen«, Seite 487.
- Kurt Tucholsky: Nie allein. In: Deutschland, Deutschland ueber alles. Ein Bilderbuch von Kurt Tucholsky und vielen Fotografen. Montiert von John Heartfield. 1. Auflage. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1929, Seite 124 (Zitiert nach Google Books).
- Friedrich Schiller: Geſchichte des dreyßigjaͤhrigen Kriegs. 1. Auflage. Erſter Theil, [sine editio], Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 235–236 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
- Annette Freiin von Droſte-Hülshof: Gedichte. 1. Auflage. J. G. Cotta’ſcher Verlag, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 175 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
- Friedrich Huch: Pitt und Fox. Die Liebeswege der Brüder Sintrup. Ein Roman. Wilhelm Langewiesche-Brandt, München-Ebenhauſen/Leipzig 1909, Seite 274 (Zitiert nach Google Books).
- Lion Feuchtwanger: Jefta und seine Tochter. Roman. 1. Auflage. Rowohlt, Hamburg 1957, Seite 258 (Zitiert nach Google Books).
- Martin Walser: Brandung. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-03570-3, Seite 75.
Ähnliche Wörter (Deutsch):
- ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
- Levenshtein-Abstand von 1: kreiden, kreisen
- Levenshtein-Abstand von 3: kreischen
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