Hascherl

Hascherl (Deutsch)

Substantiv, n

Singular Plural
Nominativ das Hascherl die Hascherln
Genitiv des Hascherls der Hascherln
Dativ dem Hascherl den Hascherln
Akkusativ das Hascherl die Hascherln

Worttrennung:

Ha·scherl, Plural: Ha·scherln

Aussprache:

IPA: [ˈhaʃɐl], [ˈhɑʃɐɺl]
Hörbeispiele:  Hascherl (Info)  Hascherl (Österreich) (Info)

Bedeutungen:

[1] Südostdeutschland, Österreich umgangssprachlich: Person, die aufgrund ihrer Bedürftigkeit, (bei anderen) Mitleid erregt (vor allem ein Kind oder eine von anderen abhängige Frau)
[2] Südostdeutschland, Österreich umgangssprachlich: ängstliche Person
[3] Südostdeutschland, Österreich umgangssprachlich: einfältige, unbeholfene Person

Herkunft:

Das Wort ist seit dem 19. Jahrhundert[1][2] bezeugt. Seine Herkunft ist unklar:[1] Pfeifer zufolge ist es eine Bildung zum Verb haschen, bezeichnet somit eigentlich ‚das zu Ergreifende, Erhaschende‘, also das einzufangende Kleingetier oder das im Einkriegespiel einzuholende Kind, doch versehen mit einem Mitgefühl, Zuneigung oder Zärtlichkeit ausdrückenden Deminutivsuffix.[3]

Synonyme:

[1] Hascher

Beispiele:

[1] „Der Schlitten war ſchon in den Hof gezogen, als Roman plötzlich ſagte: ‚Du, da fallt mir ebbes ein! … Dös arme Haſcherl hat ja meinetwegen ihr Klaubholz verlieren müſſen. Geh, ſchieb ihrer Mutter die Klafter nunter, die auf’m Schlitten liegt.‘“[4]
[1] „Der Arzt, an den sie empfohlen war, ein Mann mit einem goldenen Herzen, der es einem armen Hascherl schließlich sogar umsonst machte, der war, eben deshalb, von schuftigen Konkurrenten angezeigt worden.“[5]
[1] „Sie ſprach von ihrer ſeligen Herrſchaft, nannte mich wiederholt eine Doppelwaiſe und ein armes Haſcherl, bis ich zur allgemeinen Zufriedenheit endlich bitterlich zu weinen begann.“[6]
[1] „Es ist übrigens nicht schwer, sich Prokofjews vorindustrielles Aschenputtel in einer Küche mit Geschirrspüler vorzustellen. Die Küche müsste nur geräumig sein, damit das arme Hascherl verloren am Katzentisch der moralisch verwahrlosten Gesellschaft sitzen kann.“[7]
[1] „Denn sie illustriert ein interessantes Frauenbild: Es sei ein für die Frauen ‚entwürdigender‘ Vorschlag zu sagen, ‚jetzt brauchen wir für euch Hascherln noch eine Extrarunde‘.“[8]
[2] „Warum soll dich denn jemand vergiften, du armes Hascherl? Das redst dir ein – weiter nix.“[9]
[3]  bildlich: „Du armes Haſcherl kannſt nicht unterſchieden,
wer Räuber war und wer Idealiſt
Du knobelſt ernſt und ſtrafſt gleich hart die beiden,
weil du zu faul zum Präziſieren biſt.“[10]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1–3] armes Hascherl (nicht in Verbindung mit Kosewort, da sonst Herabsetzung)

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Hascherl
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Hascherl
[1] The Free Dictionary „Hascherl
[1] Duden online „Hascher
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Hascherl“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Hascherl
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalHascherl
[1] Jakob Ebner: Duden Taschenbücher, Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1980, ISBN 3-411-01794-5, Stichwort »Hascherl«, Seite 89.
[1] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Hascherl«.
[1] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Hascherl«, Seite 333.
[1, 3] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Hascherl«.
[1, 2] ÖBV im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (Herausgeber): Österreichisches Wörterbuch. Auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks. 41., aktualisierte Auflage. ÖBV, Wien 2009, ISBN 978-3-209-06875-0 (Bearbeitung: Otto Back et al.; Red.: Herbert Fussy, Ulrike Steiner), Stichwort »Hascherl«, Seite 295.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »Hascherl«, Seite 813.

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Stichwort »Hascher«, Seite 397.
  2. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Hascherl«.
  3. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Hascherl
  4. Ludwig Ganghofer; illuſtriert von Hugo Eugl: Der Dorfapoſtel. Hochlandsroman. Sechzehnte Auflage. Verlag von Adolf Bonz & Comp., Stuttgart [1900], Seite 62–63 (Zitiert nach Internet Archive).
  5. Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Erster Band, Querido Verlag, Amsterdam 1934, Seite 628 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe bei Gustav Kiepenheuer, Berlin 1930).
  6. Ernſt Penzoldt: Kleiner Erdenwurm. Romantische Erzählung. S. Fischer, Berlin 1934, Seite 21 (Zitiert nach Google Books).
  7. Evelyn Finger: Das Märchen ist ein unheilbarer Patient. In: DIE ZEIT. Nummer 50, 2. Dezember 2004, ISSN 0044-2070, Seite 51 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 8. Januar 2012).
  8. Jeannine Hierländer: Von „Hascherln“ und „Damen“: Gleichstellung als Kulturproblem. In: DiePresse.com. 12. September 2011, ISSN 1563-5449 (URL, abgerufen am 6. Januar 2012).
  9. Anton Mayer: Der Spielmann Gottes. Ein Mozart-Roman. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin 1932, Seite 332.
  10. Kaspar Hauser: Spartacus in Moabit. In: Die Weltbühne. Wochenſchrift für Politik-Kunſt-Wirtſchaft. Nummer 7, 15. Jahrgang, Erstes Halbjahr, 13. Februar 1919, Seite 186 (Zitiert nach Internet Archive).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Hascher
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