verwandt
verwandt (Deutsch)
Adjektiv
Positiv | Komparativ | Superlativ | ||
---|---|---|---|---|
verwandt | — | — | ||
Alle weiteren Formen: Flexion:verwandt |
Anmerkung:
- Einen Komparativ gibt es im aktuellen Sprachgebrauch nicht. Es gibt aber durchaus in Beispielen die Formen: verwandtere, verwandteres, verwandterer, verwandterem.
Worttrennung:
- ver·wandt, keine Steigerung
Aussprache:
- IPA: [fɛɐ̯ˈvant]
- Hörbeispiele: verwandt (Info)
- Reime: -ant
Bedeutungen:
- [1] keine Steigerung: genealogisch zusammengehörig; von derselben Abstammung
- [2] übertragen: auf Ähnliches zurückzuführen
- [3] entwicklungsgeschichtlich, abstammungsgeschichtlich: genetisch von derselben Abstammung, taxonomisch nah
Herkunft:
- Partizipialadjektiv in der Bedeutung: von derselben Abstammung, zur selben Familie gehörend, von gleicher Art, ähnlich, frühneuhochdeutsch und ›mittelhochdeutsch‹[1] verwant → gmh - von derselben Abstammung, in Beziehung, in Verbindung stehend (15. Jahrhundert) ist hervorgegangen aus dem Partizip des Präteritums von frühneuhochdeutsch verwenden im Sinne von in eine bestimmte Richtung, auf ein bestimmtes Ziel hinwenden, hinweisen, verweisen (siehe unter wenden).[2] »In älterer Zeit bedeutet verwandt die verschiedensten Arten von Beziehungen, die eine Verbindung zwischen mehreren Größen herstellen. In neuerer Zeit hat sich die Bedeutung im wesentlichen auf eine bestimmte Beziehung, die Familienzusammengehörigkeit, verengt. Von hier aus wird das Wort aber wiederum in mannigfacher Weise übertragen gebraucht, so dass Verwendungsarten entstehen, die sich dem alten, freieren Gebrauch erheblich annähern, man zuweilen sogar zweifeln kann, ob nicht unmittelbare Fortsetzung des älteren Gebrauchs vorliegt.«[3] Vergleiche mittelniederdeutsch vorwant → gml - verbunden, verbündet, verwandt und niederländisch verwant → nl - verwandt.[2][1] Die Einengung auf die heutige Bedeutung fand erst nach der Mittelhochdeutschen Zeit statt.[1]
Synonyme:
- [1] versippt
Gegenwörter:
- [2] unähnlich, verschieden
Unterbegriffe:
- [1] anverwandt, blutsverwandt, stammverwandt; wurzelverwandt
- [2] geistesverwandt, seelenverwandt, wesensverwandt
Beispiele:
- [1] Wir haben dieselbe Urgroßmutter: Also sind wir miteinander verwandt.
- [1] „Wer hat sich nicht schon beim Anblick spielender Schimpansen im Zoo gefragt, inwieweit der Mensch mit dem Affen verwandt ist und was uns vom Tier unterscheidet?“[4]
- [1] „In der Lombardei siedelten bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. Völker verschiedener Abstammung: Räter, den Latinern verwandte Umbrer, ferner Etrusker und Kelten.“[5]
- [2] Das sind ganz verwandte Erscheinungen.
- [2] „Drei Prozent der gesamten Wertschöpfung des Landes werden in der Autoproduktion und den ihr verwandten Branchen geschaffen, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht […].“[6]
- [2] „Heloise war allgemach in den Hintergrund getreten; ihr Schatten verschwand unter den alten Buchen, hinter den gothischen Pfeilern; Jahrhundert um Jahrhundert wich zurück, die blauen Kuppen der Vergangenheit tauchten unter am Horizont, ich kam herauf zu bekannteren Ufern, verwandteren Zeiten, befreundeteren Wesen; die Orgel brach ab, und ich erwachte zur Wirklichkeit.“[7]
- [2] „Taucht eine Überschrift mit dem Stichwort ‚Krankheit‘ auf, so meist im engsten Umfeld der Sterbelieder, oft sogar in derselben Unterrubrik; entsprechend wurden die Lieder auch berücksichtigt. Hier scheint ein anderer, der Todesnot verwandterer Kasus vor Augen zu stehen als im Falle der wesentlich häufiger auftretenden Rubrik ‚In Pestilentz und Sterbensläufften‘.“[8]
- [2] „Kant war ihm ein verwandterer Geistesgenosse, als beide ahnten, und man kann Kant den Vorwurf nicht ersparen, dass er Swedenborg entweder absichtlich oder ohne gründliche Prüfung missverstand.“[9]
- [2] „[…] was (sage ich) werden wir ihm erwidern? […] daß die Gerechtigkeit entweder einerlei mit der Frömmigkeit oder ihr doch so ähnlich als möglich ist, und daß es keine zwei Dinge von verwandterer Beschaffenheit gibt als diese beiden.“[10]
- [2] „[Schuberts] Lernzeit läßt sich allerdings nicht mit der strengen Zucht vergleichen, unter welcher andere große Meister – wie beispielsweise Mozart und Mendelssohn – gestanden und durch eine Reihe von Jahren in stetem methodischem Fortschreiten ihre Geisteskraft harmonisch entwickelt haben; Schubert's wunderbar rasche Entfaltung erinnert vielmehr an das Voranstürmen ihm verwandterer Geister, wie Beethoven und Schumann; […]“[11]
- [2] „Wenn alle Kunſt objectiv iſt, wie das Naturſchöne, ſo iſt es die bildende im engeren Sinn dieſes Prozeſſes, der ebenſoſehr als eine Verſenkung des Geiſtes in den greiflichen Stoff, wie auch als eine klar ſcheidende Gegenüberſtellung gegen denſelben erſcheint und nach erfolgter ſchwerer und dem Handwerke verwandterer, lange techniſche Uebung fordernder Bewältigung in ihm einen feſten Niederſchlag des innern Bildes zurückläßt, […]“[12]
- [2] „[…] doch sollte ich diejenigen, um die es sich handelt, in einer Zeit wieder treffen, in der mir größere Reise und eine der ihren verwandtere Lebensstellung ein größeres Anrecht auf vertrauten Umgang mit ihnen gab.“[13]
- [3] „Durch sorgfältigen Vergleich der Flügel verwandterer Hymenopteren-Gattungen mit ferner stehenden kann man sich die Erfahrung holen, dass eine Aenderung in den Spannungsverhältnissen der Flügelvenen bei der Beurtheilung der Verwandtschaft und Abstammung häufig viel mehr Beachtung verdient als der Verlust von Venentheilen (resp. Zellen) durch Abortirung, […].“[14]
- [3] „Skudden sind dem Wildschaf genetisch noch am verwandtesten und zeichnen sich durch Robustheit und ursprüngliches Verhalten aus.“[15]
Wortbildungen:
Übersetzungen
[1] keine Steigerung: genealogisch zusammengehörig; von derselben Abstammung
|
[2] übertragen: auf Ähnliches zurückzuführen
|
[3]
Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „verwandt“
- [1, 2] D. Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bände, 1773–1858, Stichwort „verwandt“.
- [1] Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „verwandt“.
- [1, 2] Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „verwandt“.
- [1] Luxemburger Wörterbuch „verwandt“
- [*] Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon „verwandt“
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „verwandt“
- [1, 2] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „verwandt“
- [1–3] Duden online „verwandt“
- [1–3] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „verwandt“ auf wissen.de
- [1] Wahrig Herkunftswörterbuch „verwandt“ auf wissen.de
Quellen:
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Seite 958, unter: „verwandt“
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „verwandt“
- Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „verwandt“
- Zeitverlag (Herausgeber): Welt- und Kulturgeschichte – Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden. Anfänge der Menschheit und Altes Ägypten. Band 1, Zeitverlag, Hamburg 2006, ISBN 3-411-17591-5, Seite 36.
- wissen.de – Lexikon „Lombardei“
- Alexandra Endres: Die überschätzte Schlüsselindustrie. Der Automobilbau gilt als Herz der deutschen Wirtschaft – deshalb bewegt die Zukunft von Opel Politiker und Publikum. Doch die Branche wird überbewertet. In: Zeit Online. Nummer ?, 2. September 2009, ISSN 0044-2070 (Wirtschaft. Automobilbau. Seite 1, 3. Absatz, verwandten URL, abgerufen am 14. Oktober 2013).
- Die beiden Gefangenen. In: Morgenblatt für gebildete Stände. J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart/Tübingen 27. April 1837, Seite 398 (Google Books).
- Lukas Lorbeer: Die Sterbe- und Ewigkeitslieder in deutschen lutherischen Gesangbüchern des 17. Jahrhunderts. In: Forschungen zu Kirchen- und Dogmengeschichte. 1. Auflage. Band 104, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-647-56402-9, Seite 157 f., DNB 1052126189 (Google Books, abgerufen am 22. Oktober 2015)
- Karl Bleibtreu: Die Vertreter des Jahrhunderts. Forgotten Books, London 2013, Seite 25 (Reprint der Ausgabe von 1904, forgottenbooks.com, abgerufen am 22. Oktober 2015)
- Platon; bearbeitet von Michael Holzinger; Michael Holzinger (Herausgeber): Platon. Protagoras. Berliner Ausgabe, 2013. Holzinger, 3013 (Originaltitel: Πρωταγόρας, übersetzt von Franz Susemihl (1856)), ISBN 978-1484049730, Seite 85 (Textgundlage: Lambert Schneider (Verleger): Sämtliche Werke, 1940, zeno.org, abgerufen am 22. Oktober 2015)
- Heinrich Kreissle von Hellborn: Franz Schubert. 1. Auflage. Carl Gerold's Sohn, Wien 1865, Seite 30, 31 (zeno.org, abgerufen am 22. Oktober 2015)
- Friedrich Theodor von Vischer: Die Kunstlehre. Zweiter Abſchnitt. Die Künſte. Erſte Gattung. Die objective Kunſtform oder die bildenden Künſte.. In: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen. Zum Gebrauche für Vorlesungen. Dritter Theil, Carl Mäcken Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1852, Seite 175, DNB 368577139 (Deutsches Textarchiv, CC BY-NC 3.0., abgerufen am 22. Oktober 2015)
- Georg Ebers; Michael Holzinger (Herausgeber): Die Geschichte meines Lebens. Vom Kind bis zum Manne. Holzinger, 2013, ISBN 978-1483959702, Die Sommer in der Zeit der Genesung., Seite 471 (Textgrundlage: Gesammelte Werke, Band 25, Deutsche Verlags-Anstalt um 1895, zeno.org, abgerufen am 22. November 2015)
- Franz Friedrich Kohl: Die Hymenopterengruppe der Sphecinen. I. Monographie der naürlichen Gattung Sphex Linné (sens. lat.).. In: Annalen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums. Redigirt von Dr. Franz Ritter von Hauer.. V. Band, Alfred Hölder k. und k. Hof- und Universitäts-Buchhändler, Wien 1890, Merkmale der Gattungsgruppe der Sphecinen., Seite 102 (25) (archive.org, abgerufen am 22. Oktober 2015)
- Skuddenhof Moordiek. Heide Völtz, Norbert Westphal, abgerufen am 3. November 2015.
Partizip II
Worttrennung:
- ver·wandt
Aussprache:
- IPA: [fɛɐ̯ˈvant]
- Hörbeispiele:
- Reime: -ant
Grammatische Merkmale:
- ein Partizip Perfekt des Verbs verwenden
verwandt ist eine flektierte Form von verwenden. Die gesamte Konjugation findest du auf der Seite Flexion:verwenden. Alle weiteren Informationen findest du im Haupteintrag verwenden. Bitte nimm Ergänzungen deshalb auch nur dort vor. |
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