wie in Abrahams Schoß

wie in Abrahams Schoß (Deutsch)

Redewendung

Alternative Schreibweisen:

Schweiz und Liechtenstein: wie in Abrahams Schoss

Worttrennung:

wie in Ab·ra·hams Schoß

Aussprache:

IPA: [ˌviː ʔɪn ˌʔaːbʁahams ˈʃoːs]
Hörbeispiele:  wie in Abrahams Schoß (Info)  so sicher wie in Abrahams Schoß (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich: sicher und geborgen; sorglos und in sehr guten – gar himmlischen, paradiesischen – Verhältnissen

Herkunft:

Die Redensart ist so oder so ähnlich schon im Mittelalter bekannt und bezog sich ursprünglich auf religiöse Geborgenheit. [1] Der Vergleich geht auf Lukas 16,22 zurück, wo berichtet wird, dass der „arme Lazarus“ bei seinem Tod von Engeln in Abrahams Schoß gebracht wird.[2][3] Abraham war einer der Erzväter des Volkes Israel.[2] Die Fügung »Abrahams Schoß« ist bereits im Neuen Testament eine Metapher für das Paradies.[2] – Wer »wie in Abrahams Schoß« sitzt, fühlt sich sicher und geborgen oder auch in einer nur äußerlichen Weise in einer besonders bequemen oder angenehmen Lage.[2]

Beispiele:

[1] „In dieser Bucht können wir ankern so sicher wie in Abrahams Schoß! Egal, woher der Wind weht, hier gibt's keine Wellen.“
[1] „Du bist noch nie geritten, so ein Esel ist eine eigensinnige Bestie und keine bequeme Familienkutsche, in der man so sicher sitzt wie in Abrahams Schoos; biege dich weiter nach hinten, Miezchen!“[4]
[1] „Man begriff ihn nicht – und doch handelte er, er stand leibhaftig da mit seiner schönen Gestalt und seinem gelockten Haar und dem Armbändchen, er atmete still und regelmäßig, die Knöpfchen seines weichen weißen Oberhemdes hoben und senkten sich unter seinen Atemzügen, und er tat, als könne er sich hier ausruhen, hier in den kostbar gewordenen Schlaf sogar im Stehen versinken, als sei er hier sicher wie in Abrahams Schoß.[5]
[1] „Die heiligen Texte sind voller Gewalt und Zumutungen; sie rufen Abwehr und Aggressionen hervor. Juden, Muslime und Christen, die sie gemeinsam interpretieren, fühlen sich dabei nicht wie in Abrahams Schoß.[6]
[1] „‚Wie in Abrahams Schoß‘, brummt er, während die kleine Maschine durch ein Luftloch taumelt und die Hände seines Mitarbeiters sich in der Lehne verkrampfen.“[7]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] wie in Abrahams Schoß liegen, ruhen, schlafen, sitzen; leben wie in Abrahams Schoß; sicher sein wie in Abrahams Schoß

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wolf Friederich: Moderne deutsche Idiomatik. Alphabetisches Wörterbuch mit Definitionen und Beispielen. 2., neubearbeitete Auflage. Max Hueber Verlag, München/[Ismaning] 1976, ISBN 3-19-001017-X, Seite 306.
[*] Hans Schemann: Deutsche Idiomatik. Wörterbuch der deutschen Redewendungen im Kontext. 2. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-021788-9, Stichwort »Abraham«, Seite 6.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 1. Band A–Bedi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04743-7, DNB 96540756X, Stichwort »Abraham«, Seite 96.
[1] Sylvia Schmitt-Ackermann (redaktionelle Bearb.): Duden, Redensarten. Herkunft und Bedeutung. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-70502-3, Seite 10.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Stichwort »Abraham«, Seite 92.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3, Stichwort »Wie«, Seite 844.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04114-5, Stichwort »Abraham«, Seite 29.
[1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Abraham«.
[1] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache in 8 Bänden. 1. Band A–Blatt, Klett, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-570010-8, DNB 821108476, Stichwort »Abraham«, Seite 64.
[1] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Abraham«.
[1] Duden online „wie in Abrahams Schoß
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „wie in Abrahams Schoß“ auf wissen.de
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wie in Abrahams Schoß
[*] Wikipedia-Artikel „Abrahams Schoß

Quellen:

  1. Sylvia Schmitt-Ackermann (redaktionelle Bearb.): Duden, Redensarten. Herkunft und Bedeutung. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-70502-3, Seite 10.
  2. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-71802-3, Stichwort »Wie«, Seite 844.
  3. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04114-5, Seite 29.
  4. Fanny Lewald: Diogena. Roman. F. A. Brockhaus, Leipzig 1847, Seite 55–56 (Zitiert nach Google Books).
  5. Ernst Weiß: Der Gefängnisarzt oder Die Vaterlosen. [1934]. 1. Auflage. Antigonos Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-95472-159-7, Seite 24 (Reproduktion des Originals von 1934, zitiert nach Google Books).
  6. Wolf Lepenies: Selbstbewusste Freiheit. In: Welt Online. 9. Oktober 2006, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 3. August 2013).
  7. Christoph Schwennicke: Aus der guten Welt. In: DER SPIEGEL. Nummer 9/2008, 25. Februar 2008, ISSN 0038-7452, Seite 26 (PDF, DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 3. August 2013).
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