Stanitzel

Stanitzel (Deutsch)

Substantiv, n

Singular Plural 1Plural 2
Nominativ das Stanitzel die Stanitzelndie Stanitzel
Genitiv des Stanitzels der Stanitzelnder Stanitzel
Dativ dem Stanitzel den Stanitzelnden Stanitzeln
Akkusativ das Stanitzel die Stanitzelndie Stanitzel

Anmerkung:

Dem Variantenwörterbuch des Deutschen zufolge ist das Wort in Österreich in beiden Bedeutungen vor allem in Mittel- und Ostösterreich gebräuchlich, im Rest des Landes jedoch veraltet.[1]

Alternative Schreibweisen:

Stanitzl

Nebenformen:

[1] landschaftlich: Skarnitzel
[1, 2] landschaftlich: Starnitzel

Worttrennung:

Sta·nit·zel, Plural 1: Sta·nit·zeln, Plural 2: Sta·nit·zel

Aussprache:

IPA: [ʃtaˈnɪt͡sl̩]
Hörbeispiele:
Reime: -ɪt͡sl̩

Bedeutungen:

[1] bairisch: trichterförmiger Behälter aus zumeist (zusammengedrehtem) Papier (besonders für Lebensmittel)
[2] Österreich: trichterförmige Waffel, in die kleine Portionen Speiseeis gefüllt werden

Herkunft:

Die Herkunft des Wortes ist ungeklärt. Dem Duden zufolge stellt es vermutlich unter Einfluss von tschechischem kornout  csTüte‘ eine mundartliche Entstellung zur älteren bayrisch-österreichischen Bedeutung von Scharmützel dar, welches seinerseits dem italienischen scartoccio  it entlehnt ist, einer Nebenform von cartoccio  it (vergleiche Kartusche).[2] Hieran anschließend verweist Moser auf Kretschmer, der in dem Wort eine Kontamination aus dem triestinisch[-venetisch]en scardozcco  vec[3] / scardoccia  vec[3] / scartoccio  vec – welches italienischem cartoccio  it entspricht – und dem tschechoslowakischen kornút  sk sieht, worauf besonders die Nebenform Skarnitzel hindeute.[4] Grimm wiederum sieht in dem ihm zufolge seit dem 17. Jahrhundert bezeugten Wort eine bayrisch-österreichische mundartliche Entstellung zu heute veraltetem Scharnützel ‚Papierrolle, Papiertüte‘[5], das seinerseits dem italienischen scarnuzzo  it entlehnt ist.[6]

Synonyme:

[1] Spitztüte
[2] Eiswaffel
[2] Deutschland, Österreich: Eistüte
[2] Deutschland, besonders nordwestdeutsch, mitteldeutsch: Eishörnchen, Hörnchen
[2] Österreich: Eisstanitzel
[2] Schweiz: Cornet

Gegenwörter:

[2] Becher, Eisbecher, Waffelbecher

Oberbegriffe:

[1] Tüte
[2] Waffel

Beispiele:

[1] „Sie fielen mir schon auf, als sie beim Burger-Eck standen und Pommes frites kauften, gemeinsam ein Stanitzel Pommes, eins für alle.
Stanitzel? Hat das Ihr Vater nicht gesagt? Dieses spitz zusammengedrehte Papiersackerl.“[7]
[1] „Alle Jahre, im Winter, können wir an vielen Strassenecken heiße Maronen im Stanitzel kaufen.“[8]
[1] „Er faltet die Zeitung zu einem Stanitzel.[9]
[1] „Zuerst den Spitz vorbereiten: Die Overhead-Folien halbieren, daraus 4 Stanitzel drehen (Durchmesser etwa 5 cm) und mit Klebeband befestigen.“[10]
[1] Sie nimmt sich eine Hand voll Kirschen aus dem Stanitzel, ausgerechnet Kirschen.[11]
[2] „Vor allem aber kann man im Schanigarten perfekt sein Stanitzel Eis oder einen erf[r]ischenden Eisbecher genießen.“[12]
[2] „80 Prozent genießen ihr Eis sehr gerne aus dem Stanitzel, an zweiter Stelle der beliebtesten Verzehrformen findet sich der klassische Coup mit 73 Prozent.“[13]
[2] „Im Sommer gehen tausende Stanitzeln mit Eis über die Theken der Wiener Eissalons.“[14]
[2] „Aus echten Stanitzeln schmeckt das Eis noch besser.“[15]
[2] „Der Genuss der kleinen Dinge: Ein Stanitzel Eis an einem unerträglich heißen Tag spendet Freude, und an einem sehr kalten Tag möglicherweise ein wohliger Moment unter der warmen Tuchent.“[16]

Entlehnungen:

Kroatisch: [1] štanicl, štanicla
Serbisch: [1] штаницла
Ungarisch: [1] stanicli

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Stanitzel
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Stanitzl, Stanitzel
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Stanitzel
[1] The Free Dictionary „Stanitzel, Stanitzl
[1] Duden online „Stanitzel, Stanitzl
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Stanitzel“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Stanitzel, Stanitzl
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalStanitzel
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Stanitzel
[1, 2] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Stanitzel«, Seite 749.
[1] Jakob Ebner: Duden, Wie sagt man in Österreich? Wörterbuch des österreichischen Deutsch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04984-4, Stichwort »Stanitzel«, Seite 356.
[1] ÖBV im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung (Herausgeber): Österreichisches Wörterbuch. Auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks. Schulausgabe – 43. Auflage. ÖBV, Wien 2016, ISBN 978-3-209-08513-9 (Bearbeitung: Magdalena Eybl et al.; Red.: Christiane M. Pabst, Herbert Fussy, Ulrike Steiner), Stichwort »Stanitzel«, Seite 671.

Quellen:

  1. Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Stanitzel«, Seite 749.
  2. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Stichwort »Stanitzel, Stanitzl«, Seite 1601.
    Duden online „Stanitzel
  3. Rudolf Muhr: Die Herzenswörter der Österreicher. Amalthea Signum Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-902998-98-9, Stichwort »STANITZL« (Google Books).
  4. Hugo Moser: Groß- oder Kleinschreibung? Ein Hauptproblem der Rechtschreibreform. Bibliographisches Institut, Mannheim 1958, Seite 79 (Zitiert nach Google Books).
  5. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Scharnützel
  6. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Stanitzel
  7. Josef Haslinger: Opernball. Roman. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-13591-5, Seite 98 (Erstausgabe 1995).
  8. Heiße Maroni: ein perfektes Vital-Menü aus dem Stanitzel. www.gesundheitswelten.com, abgerufen am 17. Juli 2018.
  9. Petra Medek: Der Zeit-Zauberkünstler. In: Wiener Zeitung Online. 13. Juli 2005 (URL, abgerufen am 17. Juli 2018).
  10. Franz Beranek: Eierlikörspitz auf Himbeersauce. ORF.at, 19. Oktober 2006, abgerufen am 17. Juli 2018.
  11. Ute Weidenhiller: »Heute wär ich mir lieber nicht begegnet«. In: Norbert Otto Eke (Herausgeber): Herta Müller-Handbuch. J.B. Metzler Verlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-476-02580-7, Seite 54 (zitiert nach Google Books).
  12. Sommerzeit ist Eiszeit und Schanigartenzeit. In: Niederösterreichische Nachrichten. 28. Mai 2007, Seite 12.
  13. APA: Schleckereien, wie gehabt. In: Der Standard digital. 12. Juli 2009 (URL, abgerufen am 17. Juli 2018).
  14. Alex Stranig: Meisterschlecker. In: DER STANDARD. 8. Juli 2016, Seite 12.
  15. Tipps gegen Plastik im Urlaub. In: Neue Kronen Zeitung. 2. Juni 2019, Seite 22.
  16. Edwin Baumgartner: Feuertrunken! In: WIENER ZEITUNG. 24. Juli 2019, Seite 17.
  17. Aneta Stojić, Marija Turk: Deutsch-kroatische Sprachkontakte. Historische Entwicklung und aktuelle Perspektiven auf lexikalischer Ebene. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2017, ISBN 978-3-8233-0020-5 (E-Book; zitiert nach Google Books).
  18. Hrvatski jezični portal: „škarnicl
  19. Hrvatski jezični portal: „škartoc

Ähnliche Wörter (Deutsch):

Anagramme: Antlitzes, seiltanzt
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