Vertrauensfrage
Vertrauensfrage (Deutsch)
Substantiv, f
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | die Vertrauensfrage | die Vertrauensfragen |
Genitiv | der Vertrauensfrage | der Vertrauensfragen |
Dativ | der Vertrauensfrage | den Vertrauensfragen |
Akkusativ | die Vertrauensfrage | die Vertrauensfragen |
Worttrennung:
- Ver·trau·ens·fra·ge, Plural: Ver·trau·ens·fra·gen
Aussprache:
- IPA: [fɛɐ̯ˈtʁaʊ̯ənsˌfʁaːɡə]
- Hörbeispiele: Vertrauensfrage (Info)
Bedeutungen:
- [1] Politik, allgemein: politisches Instrument in Demokratien, bei dem die Regierung das Parlament befragt, ob es die grundsätzliche Haltung der Regierung noch teilt
- [1a] in Deutschland: politische Handlung, bei der der Bundeskanzler an den Bundestag den Antrag richtet, ihm das Vertrauen auszusprechen
- [2] meist im Singular: Sache/Angelegenheit, bei der das Vertrauen (also der Glaube, dass diese Sache wahr ist oder, bei Personen, an deren Wahrhaftigkeit, Fähigkeiten, oder Loyalität) in diese Sache oder die ausführende Person entscheidend ist
Herkunft:
- Determinativkompositum (Zusammensetzung) aus den Substantiven Vertrauen und Frage sowie dem Fugenelement -s
Beispiele:
- [1] „Aber die Möglichkeit, die Vertrauensfrage zu stellen, wie es Artikel 49.3 der Verfassung vorsieht, ist später eingeschränkt worden. Macron und seine Regierung können das nur einmal während der jährlichen Sitzungsperiode des Parlaments und nur für die Abstimmung über den Haushalt machen.“[1]
- [1] [Italien:] „Die Vertrauensfragen im Senat und - voraussichtlich am Donnerstag - in der größeren Abgeordnetenkammer gelten wegen der breiten Unterstützung als Formsache.“[2]
- [1] [Schlagzeile:] „Regierungskrise in Italien – Übersteht Conte Vertrauensfrage im Senat?“[3]
- [1] [Großbritannien: John Major ordnete] „für den darauf folgenden Tag eine zweite Abstimmung an und verknüpfte diese mit der Vertrauensfrage.“[4]
- [1a] In der Bundesrepublik Deutschland hat es bereits fünf Vertrauensfragen gegeben, zweimal wurde dem Kanzler das Vertrauen ausgesprochen, die anderen drei Male wurde der Bundestag aufgelöst.
- [1a] „Am 17. Dezember 1982 stellte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl im Bundestag die „Vertrauensfrage“ nach Artikel 68 des Grundgesetzes. Er verlor die Abstimmung absichtlich, um so den Weg für Neuwahlen frei zu machen.“[5]
- [2] »Es ist eine Vertrauensfrage, ob du lieber ihr oder ihm den Job gibst.«
- [2] „»Impfen ist und bleibt eine Vertrauensfrage«.“[6]
- [2] „Nein, hier geht es um die ultimative Vertrauensfrage: Mit wem würdest du so weit gehen, eine Firma zu gründen?“[7]
- [2] „Sandra Wille steht im Becken, um sie herum planschen die Kleinen. »Schwimmen ist in diesem Alter eine Vertrauensfrage«, sagt sie. Merkten die Kinder, dass ihnen nichts passieren kann, trauten sie sich auch selbst mehr zu.“[8]
- [2] „Wrasmann will nun auch auf anderem Wege »die gesellschaftliche Spaltung überwinden«, wie er sagt: mit der christlich-muslimischen Kita, die getragen ist von seiner katholischen Gemeinde, der evangelischen Diakoniestiftung und dem lokalen Gifhorner Moscheeverein. Eine Vertrauensfrage sei das, sagt Wrasmann. »Die lokale Ebene ist entscheidend.« Auf dieser müsse man zusammenarbeiten. Und da gebe es seit mehr als zehn Jahren ein »sehr gutes Verhältnis«.“[9]
[2] | „taz: »Aber geht es in Vertrauensfragen nicht immer um einen Grundkonflikt zwischen Abhängigkeit und Autonomie?« |
Ulrike Frevert: »Wenn ich einer Person vertraue, gebe ich mich ein Stück weit in ihre Hand, gebe also Autonomie ab und tausche sie gegen emotionale, zum Teil auch gegen materielle Güter.«“[10] |
Charakteristische Wortkombinationen:
Übersetzungen
[1] politisches Instrument in Demokratien, bei dem die Regierung das Parlament befragt, ob es die grundsätzliche Haltung der Regierung noch teilt
|
[2] Sache/Angelegenheit, bei der das Vertrauen in diese Sache oder die ausführende Person entscheidend ist
Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Wikipedia-Artikel „Vertrauensfrage“
- [1a] Wikipedia-Artikel „Bundeskanzler (Deutschland)“ (Stabilversion) (dort auch: Vertrauensfrage)
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Vertrauensfrage“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Vertrauensfrage“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Vertrauensfrage“
- [1, 2] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Vertrauensfrage“
- [1, 2] Duden online „Vertrauensfrage“
- [1, 2] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Vertrauensfrage“ auf wissen.de
Quellen:
- Lisa Louis: Parlamentswahl in Frankreich – Meinung: Macrons Verlust als Chance für Frankreich. In: Deutsche Welle. 20. Juni 2022 (URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Einheitsregierung in Rom – Draghi wirbt für "Wiederaufbau" in Italien. In: Deutsche Welle. 17. Februar 2021 (URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Regierungskrise in Italien – Übersteht Conte Vertrauensfrage im Senat?. In: Deutsche Welle. 19. Januar 2021 (URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Wikipedia-Artikel „John_Major“ (Stabilversion)
- Otto Langels: Vertrauensfrage vor 40 Jahren – Als Helmut Kohl im Bundestag auf Niederlage spielte. In: Deutschlandradio. 17. Dezember 2022 (Deutschlandfunk/Köln, Sendereihe: Kalenderblatt, Text und Audio zum Download, Dauer 04:58 mm:ss, URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise – Minister gegen Kita-Notbetrieb. In: taz.de. 17. März 2021, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Thomas Meinhof: Selbstständig mit Yoga. – Von Businessplan bis Steuererklärung –. Copress, 2022, ISBN 9783767921047, Seite 139 (Zitiert nach Google Books)
- Mareile Jenß: Sportprogramme in Kitas – Turnen, schwimmen, selber kochen. In: Spiegel Online. 18. März 2014, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Christian Jakob: Die erste christlich-islamische Kita – Hier feiern alle alles. In: taz.de. 12. Oktober 2018, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
- Zania Martini: Historikerin über Teilen und Tauschen – „Ich halte es mit dem Sozialstaat“. In: taz.de. 2. Juni 2016, ISSN 2626-5761 (Interview mit der Historikerin Ulrike Frevert, URL, abgerufen am 20. Dezember 2022).
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