Bocher

Bocher (Deutsch)

Substantiv, m

Singular

Plural

Nominativ der Bocher

die Bocherim

Genitiv des Bochers

der Bocherim

Dativ dem Bocher

den Bocherim

Akkusativ den Bocher

die Bocherim

Anmerkung:

[3b] Im »Duden. Das große Fremdwörterbuch« ist diese Bedeutung nicht als »umgangssprachlich« markiert. Das Wort in dieser Bedeutung findet sich jedoch auch im »Illustrierten Lexikon der deutschen Umgangssprache« sowie im »Wörterbuch der deutschen Umgangssprache«.[1][2][3]

Worttrennung:

Bo·cher, Plural: Bo·che·rim

Aussprache:

IPA: [ˈbɔxɐ]
Hörbeispiele:  Bocher (Info)
Reime: -ɔxɐ

Bedeutungen:

[1]
[a] noch nicht ganz erwachsener junger Mann
[b] umgangssprachlich: jüdischer Jüngling
[2]
[a] rabbinischer Schüler oder Student
[b] umgangssprachlich: Student
[3]
[a] umgangssprachlich: erfahrener Beamter der Polizei
[b] umgangssprachlich: ein sich mit Gaunern und deren Idiom, dem Rotwelschen (Gaunersprache), auskennender Beamter

Herkunft:

Entlehnung über jiddisch בחור (YIVO: bokher)  Bursche; Junggeselle aus hebräisch בָּחוּר (CHA: bāḥūr)  junger Mann[1]
[1b] seit dem 18 Jahrhundert bezeugt[2][3]
[2b] seit 1800 bezeugt; im Jiddischen eigentlich der Talmudbeflissene, der Schüler des Rabbi[2][3]
[3a, 3b] Weiterentwicklung des unter [2b] beschriebenen; gelangte über rotwelsche Vermittlung um 1862 in den deutschen Wortschatz[2][3]

Oberbegriffe:

[1a–3b] Mensch, Person
[1a, 1b] Junge, Jüngling
[2a, 2b] Lerner, Lernender
[3a, 3b] Beamter

Beispiele:

[1a] „Ich war ein Bocher von fünfzehn Jahren, als der Vater mir das Bündel auf den Rücken hing und sagte: ›Geh verdienen.‹“[4]
[1b] „Ihr Vater, ein Sopher, hatte sich keinen andern Tochtermann gewünscht, als Musje Itzig, der allenfalls ein feiner Bocher, aber ein grober Junge war.“[5]
[1b] „Der Roman schilderte die Schicksale eines modernen Juden, der sich vom kleinen, ärmlichen Bocher emporgearbeitet hat, aus eigener Kraft zum reichen, einflußreichen Manne.“[6]
[2a] „Er saß die meiste Zeit ganz still in seinem Stübchen, das wir ihm eingeräumt hatten, las durch eine große Brille in allerlei hebräischen Schriften, denn bevor er die Kaufmannschaft lernte, war er ein Bocher gewesen und wußte im Talmud Bescheid, und dazwischen schrieb er allerlei auf großen Bogen, was er niemand zeigte.“[7]
[2a] „Hätten wir bei ihren Lebzeiten erkannt, was wir an ihnen besaßen, so hätten wir den Strumpfwirker und den Spenglergehilfen zu Ministern, den Bäckerlehrling zum Bäckermeister und den Bocher wenigstens zum Oberrabbiner ernannt.“[8]
[2b] „Bis zu zwanzig Jahren war Löwy ein Bocher, der studierte und seines wohlhabenden Vaters Geld ausgab.“[9]
[3a]
[3b]

Redewendungen:

[1a, 1b] umgangssprachlich: mieser Bocher

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1a, 2a, 3b] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 210
[1b, 2b, 3a, 3b] Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache. In 8 Bänden. Klett, Stuttgart 1982–1984, DNB 550923802, Seite 441–442

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 210
  2. Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache. In 8 Bänden. Klett, Stuttgart 1982–1984, DNB 550923802, Seite 441–442
  3. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. 6. Nachdruck der 1. Auflage. Klett, Stuttgart u.a. 1997, ISBN 3-12-570600-9, Artikel »Bocher«
  4. Eduard Graf von Keyserling  WP: Abendliche Häuser. In: Projekt Gutenberg-DE. Fünftes Kapitel (URL).
  5. Joseph Seligmann Kohn: Der jüdische Gil Blas. In: Projekt Gutenberg-DE. Achtes Kapitel: Die Ladendienerinnen (URL).
  6. Wilhelm von Polenz  WP: Wurzellocker. In: Projekt Gutenberg-DE. 1. Band, Zweites Buch (URL).
  7. Paul Heyse  WP: Novellen. In: Projekt Gutenberg-DE. Ein Ring (URL).
  8. Emil Ertl  WP: Freiheit, die ich meine. In: Projekt Gutenberg-DE. (URL).
  9. Franz Kafka  WP: Tagebücher 1910–1923. In: Projekt Gutenberg-DE. 1911: 23. Oktober (URL).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Kocher, Locher
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