brauchen

brauchen (Deutsch)

Verb

Person Wortform
Präsens ichbrauche
dubrauchst
er, sie, esbraucht
Präteritum ichbrauchte
Konjunktiv II ichbrauchte
bräuchte
Imperativ Singularbrauche!
brauch!
Pluralbraucht!
PerfektPartizip IIHilfsverb
gebraucht haben
Alle weiteren Formen: Flexion:brauchen

Anmerkung zum Unterschied zwischen „brauchen“ und „gebrauchen“:

Die Bedeutungen der beiden Wörter überschneiden sich lediglich in Bedeutung [2]. Die vor allem in Norddeutschland verbreitete Verwendung von gebrauchen im Sinne von „benötigen, nötig haben“ ist zwar bei GRIMM bereits seit dem 16. Jahrhundert belegt, muss aber wohl inzwischen als mundartlich angesehen werden und gilt daher im modernen Hochdeutschen als nicht korrekt. (Also: Ich brauche (nicht: gebrauche) mehr Geld)

Anmerkung zur Beugung:

Der Konjunktiv II von brauchen lautet brauchte, wenn man dem allgemeinen Schema der Konjunktivbildung bei schwachen Verben folgt. Die Umlautung bräuchte ist aber sehr gebräuchlich und auch standardsprachlich korrekt. Durch den Umlaut lässt sich der Konjunktiv II hier vom regulär gleichlautenden Indikativ Präteritum besser unterscheiden.[1]

Worttrennung:

brau·chen, Präteritum: brauch·te, Partizip II: ge·braucht

Aussprache:

IPA: [ˈbʁaʊ̯xn̩]
Hörbeispiele:  brauchen (Info),  brauchen (Info),  brauchen (Österreich) (Info)
Reime: -aʊ̯xn̩

Bedeutungen:

  • etwas brauchen:
[1] etwas benötigen, nötig haben
[2] etwas verwenden, benutzen
  • mit erweitertem Infinitiv und begrenzt oder verneint:
[3] müssen

Herkunft:

von althochdeutsch brûhhan  goh, brûhhen  goh „genießen, nutzen, ausüben“ (8. Jahrhundert) über mittelhochdeutsch brûchen  gmh, verwandt mit lateinisch frui  la „genießen, Nutzen ziehen“ (siehe Frucht). Diese gehen zurück auf eine erschlossene indoeuropäische Wurzel *bhrûg-.[2]
Die althochdeutschen Formen lassen sich auf eine germanische Form *brûk-a- zurückführen. Dabei handelte es sich wohl um ein starkes Verb, später lässt sich nur noch das altenglische brûcan  ang als stark nachweisen.[3]
Die Grundbedeutung war „Nahrung aufnehmen“, daraus entwickelten sich die Bedeutungen „genießen, teilhaben, verwenden“[4] und schließlich, im 17. Jahrhundert, „brauchen, nötig haben“. Wahrscheinlich wurde aus der Verneinung nicht brauchen im Sinne von „nicht verwenden“ die Bedeutung „nicht nötig haben“. Daraus entwickelte sich auch das Modalverb (Bedeutung [3]).[3]

Synonyme:

[1] benötigen, begehren, bedürfen
[2] gebrauchen

Beispiele:

[1] Ich gehe einkaufen. Brauchen wir noch Milch?
[1] „Es braucht vor allem großflächige und länger anhaltende Niederschläge, die die Böden nachhaltig durchfeuchten.“[5]
[1] „Die krisengeplagte Tourismusbranche in den Alpen braucht nicht nur jeden zahlenden Gast, sondern hat gerade abenteuerlustige Bergsportler als lohnende Zielgruppe wiederentdeckt.“[6]
[2] Brauch deinen Verstand! Dann findest du auch eine Lösung.
[2]  „‚Ich liebe dich, mich reizt deine ſchoͤne Geſtalt,
Und biſt du nicht willig, ſo brauch’ ich Gewalt.‘ —
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkoͤnig hat mir ein Leids gethan!“[7]
[2] „Und da die Wendungen, die in einem Telegramm zu brauchen sind, schnell erschöpft werden, verdichteten sich lange, gemeinsam durchlebte Jahre oder schmerzliche Leidenschaften rasch zu einem regelmäßigen Austausch stehender Redensarten wie: »Bin gesund. Denke an Dich. Alles Liebe.«“[8]
[3] Du brauchst nicht so viel vorzubereiten.
[3] Sie brauchen nur zu lesen.
[3] Es braucht nicht hier zu sein.

Sprichwörter:

[3] wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen
wer mit dem Teufel essen will, braucht einen langen Löffel

Wortbildungen:

Adjektive: brauchbar
Substantive: Brauch
Verben: abbrauchen, anbrauchen, aufbrauchen, gebrauchen, verbrauchen

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „brauchen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalbrauchen
[1–3] Duden online „brauchen
[1–3] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „brauchen

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. Richtiges und gutes Deutsch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 8. Auflage. Band 9, Dudenverlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-411-91239-1
  2. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, Eintrag „brauchen“
  3. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Eintrag „brauchen“
  4. Günther Drosdowski (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1989, ISBN 3-411-20907-0, Eintrag „brauchen“
  5. Robert Hausen: Der Boden vergisst nicht. dwd.de, Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale, Offenbach, Deutschland, 19. Januar 2020, abgerufen am 21. Januar 2020.
  6. Olav Krohn: Ein tödlicher Spielplatz. In: Zeit Online. 22. August 1997, ISSN 0044-2070 (URL).
  7. Johann Wolfgang von Goethe: Der Erlkoͤnig. In: Goethe’s Werke. Erſter Band, in der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung, Stuttgart und Tuͤbingen 1815, Seite 170 (Zitiert nach Google Books).
  8. Albert Camus: Die Pest. Roman. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1961 (Originaltitel: La Peste, übersetzt von Guido G. Meister), Seite 63–64 (Zitiert nach Google Books; deutsche Erstausgabe 1948; französische Originalausgabe 1947).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: gebrauchen, rauchen
Anagramme: Anbruche
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