Fittich

Fittich (Deutsch)

Substantiv, m

Singular Plural
Nominativ der Fittich die Fittiche
Genitiv des Fittichs
des Fittiches
der Fittiche
Dativ dem Fittich den Fittichen
Akkusativ den Fittich die Fittiche

Worttrennung:

Fit·tich, Plural: Fit·ti·che

Aussprache:

IPA: [ˈfɪtɪç]
Hörbeispiele:  Fittich (Info)
Reime: -ɪtɪç

Bedeutungen:

[1] poetisch, gehoben: Körperteil, das einem Tier das Fliegen ermöglicht
[2] übertragen sinnbildlich: (fürsorgliche) Aufsicht, (fürsorglicher) Schutz

Herkunft:

Das Wort geht über mittelhochdeutsche Formen wie unter anderem vetach  gmh,[1][2][3] vetech  gmh,[1][2] vitich  gmh[1][2][3] / vittich  gmh[1][2] auf die seit dem – je nach Quelle – 8.[2] beziehungsweise 9. Jahrhundert[1] bezeugte althochdeutsche Form feddāh  goh[1][2][3] (später auch fettāh  goh[3] und fettāch  goh[1]) zurück. Obwohl die Stammbildung (und zum Teil die Lautentwicklung) rätselhaft ist,[2] gehört die als (wohl im Gedanken an heftigen Flügelschlag) geminierte Form[1] zu der unter Feder behandelten Wortgruppe[3] und ist am ehesten eine Variante zu den althochdeutschen Formen fedarah  goh n / m (?) und fedarahha  goh f.[2] Wie Feder liegt ihm die (erschlossene) indoeuropäische Wurzel *pet(ə)- ‚auf etwas losstürzen, niederstürzen, fliegen, fallen‘ zugrunde.[1]
In der Zusammensetzung Schlafittich, Schlafittchen hat sich eine frühneuhochdeutsche Übertragung des Wortes auf den ‚Gewandzipfel, Rockschoß‘ erhalten.[3]

Synonyme:

[1] Flügel, Schwinge
[2] Obhut

Oberbegriffe:

[1] Körperteil

Unterbegriffe:

[1] Adlerfittich
[1] Armfittich, Daumenfittich, Handfittich, Nebenfittich, Schlagfittich, Schulterfittich

Beispiele:

[1] Vögel nehmen ihre Jungen unter ihre Fittiche und schützen sie damit vor Feinden.
[1] „Langſam kam ich zu den Eichen; ein Schmetterling ſtreifte ſchwer an mir nieder. Ich nahm ihn auf; das braune Sammetmehl der blaugeaugten Fittiche war von erſten Regentropfen verletzt, zitternd barg er ſich in meine hohlen Hände.“[4]
[1] „Unser Hauptmann, der jüngere der beiden Brüder, sah weißen Gesichts auf den toten Vogel, der mit noch ausgebreiteten Fittichen auf den Wellen schaukelte.“[5]
[1] „Vor der Decke herabhängend schwebte, die Hautschwingen gespreitet, ein Flugsaurier, dazu der eben aus dem Reptilischen hervorgegangene Urvogel mit Schweif und bekrallten Fittichen.[6]
[2] „Derartige Galgenvögel schlugen sich gern ins Rheinland, wo sie sich sicherer fühlten unter den Fittichen der Besatzungsbehörde.“[7]
[2] „Der Koch heißt entweder Kuno oder Kaspar – man entscheide sich! – und fühlt sich, im großen ganzen, unter den allumfassenden, schwarzsamtenen Fittichen seines Herrn und Hirten wohl.“[8]
[2] „Es widerstrebte ihm, zurück unter die Fittiche der Familie zu kriechen, […].“[9]
[2] „Er stand unter den Fittichen des Schutzengels, der die Kinderstreiche bewacht.“[10]

Redewendungen:

[2] umgangssprachlich scherzhaft: jemanden unter seine Fittiche nehmen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] die Fittiche eines Adlers, Schmetterlings

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Fittich
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Fittich
[1] The Free Dictionary „Fittich
[1] Duden online „Fittich
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Fittich“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Fittich
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Fittich
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalFittich
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Fittich
[1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Neubearbeitung (A–F), 9. Bände. Göttingen/Berlin 1980–2016 „Fittich“ (digitalisierte Fassung)
[1, 2] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Fittich«.

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Fittich
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Stichwort »Fittich«, Seite 298.
  3. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-411-04076-6, Stichwort »Fittich«, Seite 270.
  4. Hans Carossa: Doktor Buͤrgers Ende. Letzte Blaͤtter eines Tagebuchs. Inſel-Verlag, Leipzig 1913, Seite 113 (Zitiert nach Google Books).
  5. Reinhold Schneider: Las Casas vor Karl V. Szenen aus der Konquistadorenzeit. Insel-Verlag, Leipzig 1955, Seite 27 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe 1938).
  6. Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Roman. S. Fischer Verlag, [Frankfurt am Main] 1957, Seite 349 (Erstausgabe 1954; Teildruck 1929, erweitert 1937).
  7. Anna Seghers: Die Toten bleiben jung. Roman. Aufbau-Verlag, Berlin 1949, Seite 165 (Zitiert nach Google Books).
  8. Wolfgang Hildesheimer: Der Brei auf unserem Herd. In: Lieblose Legenden. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1. – 5. Tausend, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1962, Seite 139 (Erstausgabe in der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart 1952).
  9. Rudolf Otto Wiemer: Die Schlagzeile. Roman. Literarischer Verlag Braun, Köln 1977, ISBN 3-88097-059-9, Seite 188 (Zitiert nach Google Books).
  10. Erwin Strittmatter: Der Laden. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1983, Seite 274.
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