Fühlung
Fühlung (Deutsch)
Substantiv, f
Singular
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Plural
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Nominativ | die Fühlung
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die Fühlungen
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Genitiv | der Fühlung
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der Fühlungen
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Dativ | der Fühlung
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den Fühlungen
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Akkusativ | die Fühlung
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die Fühlungen
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Worttrennung:
- Füh·lung, Plural: Füh·lun·gen
Aussprache:
- IPA: [ˈfyːlʊŋ]
- Hörbeispiele:
Fühlung (Info) - Reime: -yːlʊŋ
Bedeutungen:
- [1] Handlung, bei der etwas prüfend berührt/gegriffen wird; die prüfende Berührung/das prüfende Greifen selbst
- [2] (über den Tastsinn vermittelte) körperliche Wahrnehmung; das Fühlen
- [3] geistige, seelische Wahrnehmung; Gefühl
- ohne Plural:
- [4] durch Kommunikation, (regelmäßigen) Austausch (mit, zu jemanden) bestehende Beziehung; (einmalige oder in bestimmten Abständen) kurzzeitig hergestellte Verbindung (mit, zu jemanden)
Herkunft:
- Bei dem Wort handelt es sich um ein seit dem 16. Jahrhundert[1] bezeugtes Erbwort aus dem Frühneuhochdeutschen[1], in dem es zunächst die Bedeutung ‚Berührung‘[1], im 17. Jahrhundert[1] dann auch ‚Empfindung‘[1][2] besaß. Seit dem 19. Jahrhundert[1] ist es zumeist phraseologisch beschränkt[3] auf Wendungen wie »Fühlung nehmen, suchen« und so weiter[2] sowie vielfach in militärsprachlichen Wendungen wie »Fühlung behalten, halten, haben«, »in Fühlung bleiben, stehen«, »Fühlung nehmen« ‚Verbindung, Berührung haben‘ und dergleichen[1] (siehe hierzu auch »Tuchfühlung (haben, halten)«)[2].
Synonyme:
- [2] Fühlen
- [3] Gefühl
Sinnverwandte Wörter:
Unterbegriffe:
- [2, 4] Tuchfühlung
Beispiele:
- [1]
- [2] „Er hat zunächst diejenigen Weibspersonen, welche seine Hilfe in Anspruch nahmen, in der Weise untersucht, daß er durch Fühlung mit dem Finger in den inneren Geschlechtstheilen sowohl, wie an der Bauchdecke sich von der Existenz und dem Alter der Leibesfrucht überzeugte, hierauf durch verschiedene Mittel, entweder durch feste Umwicklung des Leibes mit einem Tuche, oder auch durch Andrücken seines Kopfes an den Unterleib des aufrecht stehenden Frauenzimmers, in manchen Fällen auch durch Eingeben eines aufregenden Trankes (Grog), oder sogar durch vorgängige Vollziehung des Beischlafes mit der Schwangeren eine erhöhte Thätigkeit der Geschlechtsorgane und ein Herabtreten der Gebärmutter nach unten bewirkte und ist sodann zur Operation selbst geschritten.“[4]
- [3] „In der Liebesnächte Kühlung,
- Die dich zeugte, wo du zeugtest,
- Ueberfällt dich fremde Fühlung,
- Wenn die stille Kerze leuchtet.“[5]
- [3] „Wesentlich ist, dass die aktiv-empathische Fühlung sich hierbei vor allem auch direkt am «bildlichen» Gefühlsausdruck des anderen entlang orientiert und somit das am (oder im) Erleben des anderen erfasst, wofür es noch keine Sprache im Sinn von Begriff und Erzählung gibt, sondern wofür lediglich eine komplex-analoge, oftmals unwillkürliche Expressivität zur Verfügung steht.“[6]
- [4] „In der Regel wird man aber viel schneller und sicherer zu einem guten Urteil darüber gelangen, wenn man den Rat eines erfahrenen Mannes einholt, der selbst mit dem wissenschaftlichen Leben in naher Fühlung steht und die Bestrebungen auf diesem oder jenem Gebiet seit Jahren verfolgt hat.“[7]
- [4] „In der Tat steht außer Frage, daß ein Teil der Mitglieder mindestens in laufender Fühlung mit den Sowjets war und sie im Krieg, bis die Aufdeckung ihres Geheimdienstes im August 1942 erfolgte, über einen Sender mit militärischen Informationen versorgt hat.“[8]
- [4] „Es ist unmöglich, mit einem Menschen Fühlung zu bekommen, wenn keine Einfühlung in die Lage des andern vorhanden ist.“[9]
- [4] „Ende Januar erklärte Bismarck im Reichstag: ‚Ich betrachte England als den alten und traditionellen Bundesgenossen, mit dem wir keine Streitigkeiten haben‘, und er ‚wünsche die Fühlung, die wir seit nun doch mindestens 150 Jahren mit England gehabt haben, festzuhalten, auch in den kolonialen Fragen‘.“[10]
- [4] „Nein, sie habe weder mit Otto Bauer noch mit irgendeinem anderen Emigranten seit dem 12. Februar Fühlung gehabt.“[11]
Charakteristische Wortkombinationen:
- [4] mit jemandem Fühlung aufnehmen/nehmen, bekommen, gewinnen, suchen; mit jemandem in (ständiger) Fühlung bleiben, sein, stehen; mit jemandem in Fühlung kommen; mit jemandem/einer Organisation/der Regierung eines Landes (enge) Fühlung haben, halten
Wortbildungen:
- [2, 3] fühlungslos
- [2, 4] Tuchfühlung
- [4] Fühlungnahme
Übersetzungen
Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1–3] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Fühlung“
- [2–4] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 3. Band Einl–Geld, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04763-1, DNB 965408124, Seite 1336.
- [2–4] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 620.
- [2–4] Duden online „Fühlung“
- [4] wissen.de – Wörterbuch „Fühlung“
- [4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Fühlung“
- [4] The Free Dictionary „Fühlung“
- [*] canoo.net „Fühlung“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon „Fühlung“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Fühlung“
Quellen:
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Fühlung“.
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Seite 241.
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »fühlen«, Seite 320.
- Dr. Hermann Theodor Schletter (Herausgeber): Hitzig’s Annalen der deutschen und ausländischen Criminal-Rechtspflege. Neue Folge. Deiundvierzigster Band, Selbstverlag des Herausgebers (Expedition der Annalen.), Leipzig 1855, Seite 245 (Zitiert nach Google Books).
- Johann Wolfgang von Goethe: Selige Sehnsucht. In: West-oestlicher Divan. In der Cottaischen Buchhandlung, Stuttgard 1819, Seite 30 (Zitiert nach Google Books).
- Hanspeter Schmitt: Empathie und Wertkommunikation. Theorie des Einfühlungsvermögens in theologisch-ethischer Perspektive. Universitätsverlag Freiburg Schweiz/Verlag Herder Freiburg – Wien, 2003, ISBN 3-7278-1356-3 (Universitätsverlag), ISBN 3-451-28393-X (Verlag Herder), Seite 261 (Zitiert nach Google Books).
- Leopold Fonck: Wissenschaftliches Arbeiten. Beiträge zur Methodik des akademischen Studiums. Felizian Rauch, Innsbruck 1908, Seite 109 (Zitiert nach Google Books).
- Hans Rothfels: Die deutsche Opposition gegen Hitler. Eine Würdigung. Fischer Bücherei, Frankfurt am Main 1961, Seite 17 (Zitiert nach Google Books).
- Alfred Adler: Menschenkenntnis (1927). Herausgegeben von Jürg Rüedi. Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-46052-8, Seite 66 (Zitiert nach Google Books).
- Bernhard Schulz: Bismarcks Stimme: Seine politische Karriere neigte sich dem Ende zu. In: Der Tagesspiegel Online. 1. Februar 2012 (URL, abgerufen am 7. November 2012).
- Katharina Adler: Ida. Roman. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-498-00093-6, Seite 386.
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