Jargon

Jargon (Deutsch)

Substantiv, m

Singular Plural
Nominativ der Jargon die Jargons
Genitiv des Jargons der Jargons
Dativ dem Jargon den Jargons
Akkusativ den Jargon die Jargons

Worttrennung:

Jar·gon, Plural: Jar·gons

Aussprache:

IPA: [ʒaʁˈɡɔŋ], [ʒaʁˈɡɔ̃ː]
Hörbeispiele:  Jargon (Info),  Jargon (Info) -  Jargon (Info)
Reime: -ɔŋ

Bedeutungen:

[1] oft derb: Art und Weise des Sich-Ausdrückens bestimmter sozialer, beruflicher oder ähnlicher Gesellschaftskreise innerhalb einer Sprache
[2] historisch: Ostjiddisch
[3] Mineralogie: heller Zirkon

Herkunft:

[1, 2] von französisch jargonKauderwelsch“ entlehnt; aus altfranzösisch (12. Jahrhundert) gargun = Gezwitscher [1][2]

Synonyme:

[1] Slang
[2] Ostjiddisch
[3] Hyazinth

Oberbegriffe:

[1, 2] Sprache, Soziolekt
[3] Halbedelstein

Unterbegriffe:

[1] Argot
[1] nach Kontext/Ort: Computerjargon, Drogenjargon, Fachjargon, Fußballjargon, Gefängnisjargon, Gossenjargon, Landesjargon, Militärjargon, Netzjargon, Politikjargon, Pressejargon, Schachjargon, Sportjargon, Szenejargon, Theaterjargon, Zeitungsjargon
[1] nach Personen: Erlebnistouristenjargon, Funktionärsjargon, Fußballerjargon, Hackerjargon, Insiderjargon, Jägerjargon, Künstlerjargon, Motorradfahrerjargon, Polizeijargon, Schülerjargon, Soldatenjargon, Sportlerjargon, Studentenjargon, Touristenjargon

Beispiele:

[1] „Der Begriff Jargon ist der weitaus häufigste pejorative Ausdruck für Gruppensprache.“[3]
[1] „Müsst ihr in einem solchen Jargon reden? Ich versteh´ ja kein Wort!“
[1] „Anwälte, Biochemiker, Feuerwehrleute, Jäger, Stadtplaner und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte können untereinander gerne in ihrem Jargon reden und schreiben.“[4]
[2] „Vor den ersten Versen der ostjüdischen Dichter möchte ich Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, noch sagen, wie viel mehr Jargon Sie verstehen als Sie glauben. […] Der Jargon ist die jüngste europäische Sprache, erst vierhundert Jahre alt und eigentlich noch viel jünger. Er hat noch keine Sprachformen von solcher Deutlichkeit ausgebildet, wie wir sie brauchen. Sein Ausdruck ist kurz und rasch. Er hat keine Grammatiken. Liebhaber versuchen Grammatiken zu schreiben, aber der Jargon wird immerfort gesprochen; er kommt nicht zur Ruhe. Das Volk läßt ihn den Grammatikern nicht. Er besteht nur aus Fremdwörtern. Diese ruhen aber nicht in ihm, sondern behalten die Eile und Lebhaftigkeit, mit der sie genommen wurden. Völkerwanderungen durchlaufen den Jargon von einem Ende bis zum anderen. Alles dieses Deutsche, Hebräische, Französische, Englische, Slawische, Holländische, Rumänische und selbst Lateinische ist innerhalb des Jargon von Neugier und Leichtsinn erfaßt, es gehört schon Kraft dazu, die Sprachen in diesem Zustande zusammenzuhalten. Deshalb denkt auch kein vernünftiger Mensch daran, aus dem Jargon eine Weltsprache zu machen, so nahe dies eigentlich läge. Nur die Gaunersprache entnimmt ihm gern, weil sie weniger sprachliche Zusammenhänge braucht als einzelne Worte. Dann, weil der Jargon doch lange eine mißachtete Sprache war.“[5] Franz Kafka, Rede über die Jiddische Sprache, 1912
[2] „Die historischen Bezeichnungen“ für die Sprache der Juden waren „in christlichen Quellen seit dem 19. Jahrhundert oft abwertend Hebräisch-Deutsch, Jüdisch-Deutsch, Judendeutsch, im 18. Jahrhundert Jargon (was im Ostjiddisch des späteren 19. Jahrhunderts zeitweilig zum allgemeinen Namen dieser Sprache wurde).“[6]
[2] „Mit der Angst des Unbewussten vor dem Zensor meint Freund natürlich weit mehr als die Angst vor dem Jargon, die Kafka auf den Gesichtern der deutschsprachigen Juden erkennt.“[7]
[3] Die Brosche zierte ein Jargon.

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] im Jargon sprechen, ein derber Jargon, ein roher Jargon , in einem nachlässigen Jargon reden

Wortbildungen:

jargonartig, jargonhaft, jargonisiert

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wikipedia-Artikel „Jargon
[2] Wikipedia-Artikel „Einleitungsvortrag über Jargon
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Jargon
[1] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalJargon
[1, 2] The Free Dictionary „Jargon
[1, 2] Duden online „Jargon
[3] Wikipedia-Artikel „Zirkon

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742 Seite 450
  2. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Seite 371
  3. Kirsten Nabrings: Sprachliche Varietäten. Narr, Tübingen 1981, Seite 172. ISBN 3-87808-147-2.
  4. Johannes Latsch: Endlosjubiläum auf der Spitze des Eisbergs. Humbug, Phrasen, Wortbombast: Eine Polemik zum Elend öffentlicher Sprache. In: Sprachdienst. Nummer Heft 1, 2016, Seite 31-36, Zitat Seite 32.
  5. Kafkas Rede über das Jiddische
  6. Peter von Polenz: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band I: Einführung, Grundbegriffe, 14. bis 16. Jahrhundert. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. de Gruyter, Berlin / New York 2000, Seite 271. ISBN 3-11-016478-7. Abkürzungen aufgelöst; Sprachbezeichnungen kursiv gedruckt.
  7. Jakob Hessing: Der jiddische Witz. Eine vergnügliche Geschichte. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-75473-9, Seite 149.
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