kurzschließen

kurzschließen (Deutsch)

Verb

Person Wortform
Präsens ichschließe kurz
duschließt kurz
er, sie, esschließt kurz
Präteritum ichschloss kurz
Konjunktiv II ichschlösse kurz
Imperativ Singularschließ kurz!
schließe kurz!
Pluralschließt kurz!
PerfektPartizip IIHilfsverb
kurzgeschlossen haben
Alle weiteren Formen: Flexion:kurzschließen

Alternative Schreibweisen:

Schweiz und Liechtenstein: kurzschliessen

Worttrennung:

kurz·schlie·ßen, Präteritum: schloss kurz, Partizip II: kurz·ge·schlos·sen

Aussprache:

IPA: [ˈkʊʁt͡sˌʃliːsn̩]
Hörbeispiele:  kurzschließen (Info)

Bedeutungen:

[1] transitiv; Elektrotechnik: zwei elektrische Leitungen, die Spannung führen, direkt miteinander verbinden und dadurch einen Schalter, Widerstand oder dergleichen überbrücken; einen Kurzschluss hervorrufen, verursachen
[2] transitiv; übertragen: verbinden und aufeinander abstimmen
[3] reflexiv, seltener transitiv; übertragen umgangssprachlich: direkt kontaktieren zwecks schnellen Austauschs von Informationen, zwecks kurzer Absprache und dergleichen
[4] intransitiv, transitiv: (logisch) falsch schlussfolgern; einen Kurzschluss ableiten, ziehen

Herkunft:

Ableitung zu Kurzschluss

Beispiele:

[1] „Sie schlugen bei parkenden Wagen die Scheiben ein, schlossen den Motor kurz und fuhren davon.“[1]
[1] „Stehen die Signale auf ‚Fahrt frei‘, schließt ein Schalter diese Schwingkreise kurz – sie üben dann keinen Einfluß auf die Schwingkreise des Triebfahrzeuges aus.“[2]
[1] „Mit Nachschlüsseln, die der BND beschafft hatte, öffneten die drei Männer das Haupt- und das Zusatzschloß der Feuertür zum Gefangenentrakt, schlossen die über der Tür liegenden Kontakte der Alarmanlage kurz und betraten unbehelligt den Zellenflur.“[3]
[1] „Es war Winter, erinnert sich Karotte, und weil der Käfer, den der Friseur fuhr, nach dem Kino nicht ansprang, hat ihn Karotte kurzgeschlossen.[4]
[2] „Die Forderung nach einer stärkeren Pädagogisierung des Unterrichts und nach einer Demokratisierung der Entscheidungsstrukturen ist nicht ohne weiteres mit der Neutralisierung der Staatsbürgerrolle vereinbar, und noch weniger mit dem ökonomischen Systemimperativ, das Schulsystem vom Grundrecht auf Bildung zu entkoppeln und mit dem Beschäftigungssystem kurzzuschließen.[5]
[2] „In den drei erotischen Essays des ersten Teils enttarnt Zizek die ‚Minne als Masochismus‘, liest Otto Weininger mit David Lynch und schließt Curtiz’ Casablanca und Kierkegaard kurz.[6]
[2] „Vielleicht hätte sich sogar Hobbes für eine derart plumpe Argumentation geniert, denn seine misanthropische Prämisse war noch nicht so simpel mit den Axiomen der kapitalistischen Volkswirtschaftslehre kurzgeschlossen.[7]
[3] „Ich muss mich mit dem Controller kurzschließen, mit den Zahlen hier scheint etwas nicht zu stimmen.“
[3] [Der römische Bürgermeister] Gianni Alemanno bei einer Pressekonferenz: „Vor wenigen Tagen habe ich mich mit dem Kulturminister kurzgeschlossen. […]“[8]
[3] „Damit der ‚gute Stern auf allen Straßen‘ (Werbeslogan) auch bei dieser Fahrzeug-Gattung nicht verblasse, schlossen sie sich mit der Wolfsburger Zentrale kurz.[9]
[3] „Mit ihnen schließt er sich ‚unter der Hand‘ kurz, abseits der offiziellen diplomatischen Kanäle, sobald eine Sache heikel oder gefährlich wird.“[10]
[3] „Tölke war über die Kritik überrascht: ‚Wir sind als Planer von universitätsinternen Vorgängen ausgeschlossen. Man schließt uns nicht kurz.‘“[11]
[3] Da es schwer ist, die Hand über ein weitverzweigtes soziales Netzwerk wie Facebook zu halten, griff die chinesische Regierung zum letzten Mittel und blockierte den Dienst komplett. Auch der Kurznachrichtendienst Twitter, mit dem sich Oppositionelle kurzschließen könnten, und Googles Videoplattform YouTube etwa werden in China unterdrückt.[12]
[4] „Nun, Herr Vechna schließt zu kurz: Dienstpflicht für sich und allein wäre noch unproblematisch. Das Mißtrauen jedoch gilt nicht dem Dienst, sondern seinem Ziel, dem möglichen Krieg, dem Dienste für den Krieg.“[13]
[4] „‚Das sind solide acht Prozent‘, schließt Thadden kurz.[14]
[4] „Deswegen, so schlossen Mayer und sein Senat kurz, sei Schily der Mittelsmann.“[15]
[4] „Daraus schlossen schon die frühen Fabier schlicht und allzu kurz, daß die Unternehmergewinne, vor allem die Erträge von Investitionen, ebenso sinnlose Renten seien, die irgendwelchen Kapitalisten zuflössen, weil sie eine Gelegenheit ausnutzen könnten, zu der sie selbst nichts beigetragen hätten.“[16]
[4] „Ebenso bedenklich wie die augenfällige Fehlbewertung der Tatsachen war die Begründung der angeblichen Gefahr, die von den Reisenden ausgegangen sei: Wer zu einer Demonstration Helme mitnehme, so schlossen die Richter kurz, werde womöglich auch gewalttätig.“[17]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] jemand schließt etwas kurz; einen Stromkreis, die Zündung eines Autos kurzschließen
[2] etwas (mit etwas) kurzschließen: Tradition mit Innovation kurzschließen; ferne Welten kurzschließen
[3] jemand schließt sich (mit jemandem) kurz: sich mit einem Kollegen kurzschließen; jemanden kurzschließen
[4] jemand schließt (aus etwas) kurz (dass …)

Wortbildungen:

[1] Kurzschließer

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „kurzschließen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „kurzschließen
[1, 3] The Free Dictionary „kurzschließen
[1–3] Duden online „kurzschließen
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „kurzschließen“ auf wissen.de
[1, 3] PONS – Deutsche Rechtschreibung „kurzschließen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalkurzschließen
[1–3] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, Stichwort »kurzschließen«, Seite 1085.

Quellen:

  1. H. W. Flensburg: „Es machte uns Spaß…“ In: DIE ZEIT. Nummer 48, 27. November 1959, ISSN 0044-2070, Seite 6 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  2. Horst Bieber: Fahr sicher mit der Bahn… In: DIE ZEIT. Nummer 49, 8. Dezember 1972, ISSN 0044-2070, Seite 65 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  3. Spur Nr. 6 blieb ein Geheimnis. SPIEGEL-Report über Widersprüche bei der Untersuchung der Stammheimer Selbstmorde. In: DER SPIEGEL. Nummer 11, 10. März 1980, ISSN 0038-7452, Seite 88 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  4. Wolf Wondratschek: Mozarts Friseur. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2002, ISBN 978-3-446-20160-6, Seite 76.
  5. Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. 1. Auflage. Band 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-07591-8, Seite 544.
  6. Jedem sein Lueger. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 2, 3. Januar 1997, ISSN 0174-4917, Seite 12.
  7. Robert Kurz: Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-0491-2, Seite 41.
  8. Thomas Migge: Theater-Coup in Rom - Wie sich das besetzte Teatro Valle neu erfindet. In: Deutschlandradio. 25. Oktober 2011 (Deutschlandfunk / Köln, Sendereihe: Kultur heute, URL, abgerufen am 5. August 2018).
  9. Ein bißchen gemeinsam. In: DER SPIEGEL. Nummer 18, 24. April 1972, ISSN 0038-7452, Seite 86 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  10. Nina Grunenberg: Sven Backlund: Der diskrete Charme eines Schweden. Ein guter Freund verläßt Bonn. In: DIE ZEIT. Nummer 23, 3. Juni 1983, ISSN 0044-2070, Seite 57 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  11. Direkter Kontakt zwischen Lernenden und Lehrenden werde künftig erschwert. In: Frankfurter Rundschau. 15. Oktober 1998, ISSN 0940-6980, Seite 21.
  12. dpa, afp, rtr: Soziale Netzwerke - Dient Facebook sich chinesischen Zensoren an?. In: Deutsche Welle. 23. November 2016 (URL, abgerufen am 5. August 2018).
  13. Gerhard Kudritzki: Mißtrauen gegen den Wehrgedanken. In: DIE ZEIT. Nummer 38, 22. September 1955, ISSN 0044-2070, Seite 7 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  14. Dietrich Strothmann: Thaddens langer Marsch nach Bonn. In: DIE ZEIT. Nummer 19, 9. Mai 1969, ISSN 0044-2070, Seite 2 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  15. Unter Brüdern. In: DER SPIEGEL. Nummer 3, 10. Januar 1977, ISSN 0038-7452, Seite 32 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  16. Renate Merklein: Englische Zustände - bald auch hier? In: DER SPIEGEL. Nummer 25, 18. Juni 1979, ISSN 0038-7452, Seite 122 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  17. Glatte Verdrehung. In: DER SPIEGEL. Nummer 3, 12. Januar 1981, ISSN 0038-7452, Seite 60 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 26. Mai 2018).
  18. Cambridge Dictionaries: „touch base“ (britisch), „touch base“ (US-amerikanisch)
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