Mucke

Mucke (Deutsch)

Substantiv, f, Insekt; Eigenheit, Laune; Defekt

Singular Plural
Nominativ die Mucke die Mucken
Genitiv der Mucke der Mucken
Dativ der Mucke den Mucken
Akkusativ die Mucke die Mucken

Worttrennung:

Mu·cke, Plural: Mu·cken

Aussprache:

IPA: [ˈmʊkə]
Hörbeispiele:  Mucke (Info)
Reime: -ʊkə

Bedeutungen:

[1] süddeutsch: (in vielen Arten vorkommendes) kleines (blutsaugendes) zweiflügliges Stechinsekt
[2] südwestdeutsch: meist in geschlossenen Räumen vorkommende Fliege
[3] bundesdeutsch, österreichisch umgangssprachlich: als unangenehm empfundene Eigenheit/Eigenheiten (von Personen oder Tieren); als unangenehm empfundene, eigensinnige, sonderbare Gemütsverfassung, Stimmung
[4] bundesdeutsch, österreichisch umgangssprachlich: ab und zu auftretender kleinerer Defekt, Fehler, Makel, Mangel oder kleinere Störung

Herkunft:

Die umlautlose Form Mucke ‚Mücke; Fliege‘ geht über mittelhochdeutsches mucke  gmh auf das althochdeutsche mucka  goh zurück und ist heute noch im Oberdeutschen gebräuchlich.[1] Umgangssprachlich wird diese Form – im Allgemeinen im Plural Mucken – im seit dem 16. Jahrhundert bezeugten Sinne von ‚Laune‘ verwendet.[1]

Synonyme:

[1] Mücke, Stechmücke
[2] Stubenfliege

Sinnverwandte Wörter:

[3] Allüren, Fimmel, Flausen, Grille, Macke, Marotte, Nucke, Schrulle, Spleen, Tick
[4] Defekt, Fehler, Mangel, Schaden, Störung
[4] umgangssprachlich: Macke

Oberbegriffe:

[1, 2] Insekt

Beispiele:

[1] „Und dann gibt’s neuerdings auch noch weißblau karierte Tischdecken für die Wiese, mit Antiinsekten-Imprägnierung, die angeblich Fliegen und Mucken fernhält.“[2]
[2] „Der Biologe Ulrich Schmid erklärt darin etwa, dass Fliegen mit Mücken in Süddeutschland verwechselt werden können, weil sie dort ‚Mucken‘ genannt werden.“[3]
[3] „‚Sie will nicht, daß ich zuschaue‘, erzählte er, ‚Spitzensportlerinnen haben eben ihre bestimmten Mucken. Wenn es ihr hilft, ist es aber in Ordnung…‘“[4]
[3] „Aus Martin Wiedmann wurde allmählich der ‚Herr Martin‘, eine Institution wie der Chefportier eines Fin-de-siècle-Hotels, der alle Mucken und Macken seiner Stammgäste kennt.“[5]
[3] übertragen: „Doch ‚dort machte das Wetter zu große Mucken‘.“[6]
[3] übertragen: „Ein Knie macht Mucken, ist überbeansprucht.“[7]
[4] „Die Post beförderte also auch Karten aus dünnem und schlechtem Papier, obwohl diese ihre Mucken hatten: Die Dinger bogen sich leicht um, rissen oft ein und machten allerlei andere Schwierigkeiten.“[8]
[4] „Lamprecht gelingt der Nachweis, daß das Sondervotum die vordemokratischen, autoritären Mucken der Justiz dämpfen und sie gar am Ende beseitigen kann.“[9]
[4] „Denn die Maschine hat ihre Mucken - sie lief zunächst nicht.“[10]
[4] „Mit alten Autos ist es so eine Sache. Das eine Modell gerät langsam in Vergessenheit, das andere mag Mucken haben, reift jedoch trotzdem zum Klassiker.“[11]

Charakteristische Wortkombinationen:

[3, 4] Mucken haben, machen; die Mucken austreiben

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Mucke
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Mucke
[3] The Free Dictionary „Mucke
[1, 3] Duden online „Mucke (Mücke, Eigenart, Laune)
[3, 4] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Mucke“ auf wissen.de
[3] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Mucke
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalMucke
[2] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »Mucke«, Seite 511.
[3, 4] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Stichwort »Mucke: *Mucken haben«, Seite 483.

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »Mücke«, Seite 575.
  2. „Pique-nique“ - auf die feine Art. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 125, 1. Juni 1996, ISSN 0174-4917, Seite 41.
  3. Wolfgang Müller: Womit man der „B.Z.“ den Unterschied zwischen Hasen oder Kaninchen erklären könnte: Bücher über Tiere. Nummer 7931, 25. März 2006, ISSN 1434-4459, Seite VI [1006] (taz Print-Archiv, abgerufen am 18. März 2019).
  4. Babsis Freund hat Platzverbot. In: Neue Kronen Zeitung. 25. März 1997, Seite 56.
  5. Wolfgang Görl: Schlußakt für den „Parkplatzgeneralarrangeur“. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 277, 29. November 1997, ISSN 0174-4917, Seite 51.
  6. Ueber den Buckel. In: DER SPIEGEL. Nummer 51, 18. Dezember 1948, ISSN 0038-7452, Seite 4 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  7. „Das ist nicht gerade ein Traumjob!“ In: Die Presse. 30. April 1992, ISSN 1563-5449, DNB 947702091.
  8. Zu leicht befunden. In: DIE ZEIT. Nummer 28, 8. Juli 1960, ISSN 0044-2070, Seite 9 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  9. Hanno Kühnert: Demokratischer Hebel. In: DIE ZEIT. Nummer 50, 10. Dezember 1993, ISSN 0044-2070, Seite 80 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  10. Petra Konermann: Gelber Italiener streikt in der Inselstadt. In: Nordkurier. 11. April 2013, ISSN 0232-1491.
  11. chrom & charisma. In: Kurier. 16. November 2013, Seite 74.

Substantiv, f, Musik

Singular Plural
Nominativ die Mucke die Mucken
Genitiv der Mucke der Mucken
Dativ der Mucke den Mucken
Akkusativ die Mucke die Mucken

Alternative Schreibweisen:

[2] Mukke

Nebenformen:

[1] Mugge

Worttrennung:

Mu·cke, Plural: Mu·cken

Aussprache:

IPA: [ˈmʊkə]
Hörbeispiele:  Mucke (Info)
Reime: -ʊkə

Bedeutungen:

[1] Jargon der Musiker: als Nebentätigkeit ausgeübter (kleinerer) Auftritt
[2] bundesdeutsch salopp, sonst österreichisch selten, schweizerisch selten: tonkünstlerisch komponiertes oder improvisiertes Werk; aufgeführtes, hörbar gemachtes Musikstück

Herkunft:

Dem Duden zufolge handele es sich um eine Entlehnung des englischen muck  enDreck; Dreckarbeit‘.[1]

Synonyme:

[2] Musik

Sinnverwandte Wörter:

[1] Act, Akt, Auftreten, Liveact, Nummer, Vorführung
[1] gehoben: Darbietung
[1] Jargon der Musiker, im Bereich des Jazz, der Rock- und Popmusik: Gig
[2] gehoben: Tonkunst; veraltend: Tonstück
[2] umgangssprachlich abwertend: Gedudel
[2] veraltet, abwertend: Tingeltangel

Oberbegriffe:

[1] Auftritt

Unterbegriffe:

[2] Discomucke, Schlagermucke

Beispiele:

[1] „Nur langsam lernen die DDR-Rocker, mit dem westlichen Pop-Volk zu kommunizieren. Im östlichen Musiker-Jargon ist ein bezahlter Auftritt laut Schlagzeuger Gunther Wosylus immer noch ‚eine Mucke‘. Im Westen heißt die gleiche Übung, gut englisch, dagegen ‚ein Gig‘.“[2]
[1] „Wenn nicht eine ‚Mucke‘, eine freie Sonderzahlung (um nicht das häßliche Wort ‚Schwarzarbeit‘ zu benutzen) dabei herausspringt, sind deutsche Musiker heuteimmer seltener bereit, ihre Kreativität und Phantasie, ihr Können und ihre Musikalität außerhalb des geforderten Pflichtpensums einzusetzen.“[3]
[1] „So blankgeputzt, ja überbelichtet und selbstherrlich kam da manch schlichte Achtelfigur aus dem Orchestergraben, daß man Ehrgeiz, Probenfleiß und jene Einsatzbereitschaft spürte, die den Musikern im Münchner Raum wohl auch deshalb leichtfällt, weil dem Eifrigen so manch lukrative Nebenbeschäftigung, sprich: Mucke, in Konzertsaal und Kirchenschiff winkt.“[4]
[1] „Bei einer ‚Mucke‘, also einer Privatgala anläßlich eines Firmenjubiläums etwa, falle das Honorar schon mal höher aus, wohingegen er es im Wohltätigkeitsfall durchaus auch einmal gratis mache (ähnlich jenen Kollegen von den ‚seriösen‘ Bühnen, die sich hin und wieder für ein Kinderhaus, eine Befreiungsfront oder einen Berufsverbotsfall engagieren).“[5]
[1] „Sie verdienten sich ihr Zubrot lieber mit Kirchenkonzerten und Solo-Auftritten bei Festlichkeiten, den sogenannten Mucken.[6]
[1] „Allein wenn ein Intendant konsequent gegen die Unsitte angeht, daß die gutbezahlten Musiker für ein saftiges Zubrot (‚Mucke‘) aushäusig tingeln und an ihrer Stelle teure Ersatzleute angeheuert werden müssen, hat er sein Orchester im Nu gegen sich.“[7]
[2] Geile Mucke!
[2] Mach bitte deine Mucke leiser.
[2] „Aus dem Hintergrund dringen jetzt andere Musikfetzen ans Ohr: Tulokonows Sohn und eine chinesische Studentin haben im Auto die Scheiben hochgekurbelt und ziehen sich eine ordentliche Mucke rein.“[8]
[2] „In sozialistischen Bruderländern stießen sie mit ihren deutschen Songs allerdings auf Unverständnis. Damals lernten sie: ‚Die Mucke geht nur ab, wenn auf englisch gesungen wird.‘“[9]
[2] „Die DJs spielen recht lahme Mucke, Hip-Hop bis zum Abwinken.“[10]
[2] „Punk ist die schärfste Mucke, die es überhaupt gibt.“[11]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Mugge
[1, 2] Duden online „Mucke (Musik, Auftritt)
[2] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Mucke“ auf wissen.de
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalMucke
[2] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2016, ISBN 978-3-11-024543-1, DNB 108083964X, Stichwort »Mucke«, Seite 483.

Quellen:

  1. Duden online „Musik
  2. „Mann, wie mich das alles nervt“. In: DER SPIEGEL. Nummer 10, 28. Februar 1977, ISSN 0038-7452, Seite 190 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  3. Heinz Josef Herbort: Plädoyer für die Kreativität. In: DIE ZEIT. Nummer 24, 8. Juni 1979, ISSN 0044-2070, Seite 39 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  4. Werner Burkhardt: Mit Neonstab und Kothurn. In: DIE ZEIT. Nummer 46, 9. November 1979, ISSN 0044-2070, Seite 56 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  5. Jürgen Schmidt: Das Haus der Witwe Telse Grell. In: DIE ZEIT. Nummer 09, 20. Februar 1981, ISSN 0044-2070, Seite 62 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  6. Bruno Schrep: Der süße Ton der Stradivari. In: DER SPIEGEL. Nummer 47, 18. November 1996, ISSN 0038-7452, Seite 92 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  7. Putsch im Klinkersarg. In: DER SPIEGEL. Nummer 50, 9. Dezember 1996, ISSN 0038-7452, Seite 243 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  8. Annette Garbrecht: Begegnung am Baikalsee. Burjatien: ein Land aus Steppe, Wald und Taiga. In: DIE ZEIT. Nummer 43, 18. Oktober 1996, ISSN 0044-2070, Seite 69 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  9. Segensreicher Pop-Irrtum. In: DER SPIEGEL. Nummer 1/1998, 29. Dezember 1997, ISSN 0038-7452, Seite 83 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 18. März 2019).
  10. Tobias Schmidt: In Schnabelschuhen auf dem Weg zum Clubflirt. In: Berliner Morgenpost. 23. März 1999, Seite 34 (Ausgabe Köpenicker Morgenpost).
  11. Schöne neue Urlaubswelt. In: Süddeutsche Zeitung. Nummer 78, 6. April 1999, ISSN 0174-4917, Seite 18.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: Macke, Micke, Mocke, Mücke
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