Unruhe

Unruhe (Deutsch)

Substantiv, f

Singular Plural
Nominativ die Unruhe die Unruhen
Genitiv der Unruhe der Unruhen
Dativ der Unruhe den Unruhen
Akkusativ die Unruhe die Unruhen

Nebenformen:

[4] Unruh

Worttrennung:

Un·ru·he, Plural: Un·ru·hen

Aussprache:

IPA: [ˈʊnˌʁuːə]
Hörbeispiele:  Unruhe (Info)

Bedeutungen:

[1] kein Plural: (als unangenehm oder lästig empfundene) Bewegungen oder Geräusche
[2] kein Plural: aus dem eigenen Inneren kommende Aufregung; innere Angespanntheit und/oder Unzufriedenheit
[3] im Plural: Aufstand gegen bestehende Verhältnisse
[4] veraltet; noch in Österreich: meistens mit einer Spiralfeder verbundenes Schwungrad in mechanischen Uhren, das für einen gleichmäßigen Gang sorgt

Herkunft:

etymologisch: mittelhochdeutsch unruo(we), althochdeutsch unruowa, belegt seit dem 8. Jahrhundert; daneben mit Ablaut auch mittelhochdeutsch unrāwe, althochdeutsch unrāwa, belegt seit der Zeit um 1000[1]
strukturell: Ableitung von Ruhe mit dem Derivatem (Ableitungsmorphem) un-

Sinnverwandte Wörter:

[1] Durcheinander, Hektik, Lärm, Kommen und Gehen, Störung, Tumult
[2] Angst, Anspannung, Aufregung, Nervosität, Stress
[3] Aufstand, Revolte, Straßenkämpfe, Tumult

Gegenwörter:

[1] Ruhe
[2] Ausgeglichenheit

Unterbegriffe:

[3] Kurdenunruhen, Rassenunruhen, Studentenunruhe

Beispiele:

[1] Ich ziehe aus: Die Mitbewohner verursachen mir zu viel Unruhe.
[1] „Eine plötzliche Unruhe unter den Frauen schreckte ihn aus seinen freudlosen Gedanken auf.“[2]
[1] „Die Unruhe im Saal blieb.“[3]
[1] „Das Zucken seines Gesichts, das Flackern seiner Augen und die krampfartige Unruhe seiner Finger verrieten es. Kaum hatten die Gesandten ihren Bericht beendet, als er aufsprang und wie ein Tobsüchtiger durch das Zimmer raste.“[4]
[2] „Gewiß seid Ihr alle voll Unruhe, daß ich so lange - lange nicht geschrieben.“[5]
[2] Eine innere Unruhe ließ ihn nicht einschlafen.
[2] „Am vierten Tag greift die Unruhe stark nach ihr.“[6]
[2] „Ich stand vor Unruhe auf und ging hinaus.“[7]
[2] „Mutters Unruhe wächst: Noch nie kam eine Nachricht aus Karzin, obwohl es kaum zwanzig Kilometer entfernt liegt.“[8]
[2] „Von Unruhe gequält, wandte sich Han Dau-go dem Vergnügungsviertel zu, um Jing Bo-djau dort zu suchen.“[9]
[2] „In der Klinik war er in ständiger Unruhe, konnte nicht ruhig sitzen, lief dauernd dem Arzt nach, er halte es nicht aus, er gehe zugrunde.“[10]
[3] „Sie kritisierten den Umgang der Behörden mit den Unruhen in Tibet.“[11]
[3] „Es könnte an einer Überbevölkerung, dem dadurch bedingten Nahrungsmangel und folgenden sozialen Unruhen gelegen haben.“[12]
[3] „Dort rettet er bei Unruhen einige Jahre später Hunderten mehrheitlich syrischen Christen und vielen Diplomaten das Leben, denen er Zuflucht auf seinem Anwesen gewährt.“[13]
[3] „Doch die Stabilität blieb oberflächlich, es gab weiterhin Unruhen und Putschversuche, die jedes Mal von italienischen Truppen niedergeschlagen wurden.“[14]
[4] „Die Schwingungsbogen der Unruhe, ob gross oder klein, sollen von gleicher Zeitdauer sein.“[15]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] dauernde, ständige Unruhe; es entsteht Unruhe
[2] mit Verb: Unruhe stiften ( Audio (Info)), jemanden in Unruhe versetzen, in Unruhe geraten; jemanden erfasst, erfüllt, ergreift Unruhe
[2] mit Adjektiv: innere, nervöse, quälende, wachsende Unruhe
[3] politische, soziale, gesellschaftliche, religiöse, schwere, heftige Unruhen

Wortbildungen:

Adjektive: unruhig
Substantive: Unruhestifter, Unruhezustand

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1–3] Wikipedia-Artikel „Unruhe
[*] Wikipedia-Suchergebnisse für „Unruhe
[1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Unruhe
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Unruhe
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalUnruhe
[1–3] The Free Dictionary „Unruhe
[1–3] Duden online „Unruhe
[1–3] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Unruhe
[4] ÖBV im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht und Kulturelle Angelegenheiten (Herausgeber): Österreichisches Wörterbuch. Neubearbeitung auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks. Schulausgabe – 38. neubearbeitete Auflage. ÖBV, Pädag. Verl., Wien 1997, ISBN 3-215-07910-0 (Bearbeitung: Otto Back et al.; Red.: Herbert Fussy)
[2, 4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Unruhe

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer [Leitung]: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993, ISBN 3-423-03358-4, Stichwort „Ruhe“.
  2. François Garde: Was mit dem weißen Wilden geschah. Roman. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66304-8, Seite 135. Französisches Original „Ce qu'il advint du sauvage blanc“ 2012. weißen Wilden im Titel kursiv.
  3. Karin Kalisa: Sungs Laden. Roman. Droemer, München 2017, ISBN 978-3-426-30566-9, Seite 19.
  4. Valerian Tornius: Der Zar Iwan der Schreckliche und seine Frauen. Hundt-Verlag, 1964, Seite 205 (Zitiert nach Google Books)
  5. E. T. A. Hoffmann  WP: Der Sandmann. In: Projekt Gutenberg-DE. Nathanael an Lothar (alte Schreibweise im Zitat: ‚daß‘, URL).
  6. Reinhard Kaiser: Eos' Gelüst. Roman. Schöffling & Co., Frankfurt/Main 1995, ISBN 3-89561-060-7, Seite 15.
  7. Ludwig Renn: Krieg. Aufbau, Berlin 2014 (Erstmals veröffentlicht 1928), ISBN 978-3-351-03515-0, Zitat Seite 235.
  8. Christian Graf von Krockow: Die Stunde der Frauen. Bericht aus Pommern 1944 bis 1947. Nach einer Erzählung von Libussa Fritz-Krockow. 11. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart/München 2000, ISBN 3-421-06396-6, Seite 106. Erstauflage 1988.
  9. Djin Ping Meh. Schlehenblüten in goldener Vase. Band 2, Ullstein, Berlin/Frankfurt am Main 1987 (übersetzt von Otto und Artur Kibat), ISBN 3-549-06673-2, Seite 294. Chinesisches Original 1755.
  10. Karl Leonhard: Biopsychologie der endogenen Psychosen. Pro BUSINESS, 2013, ISBN 978-3-86386-436-1, Seite 17 (Zitiert nach Google Books)
  11. Sandra Schulz: Menschenrechte: Kafkas Krieger. In: DER SPIEGEL. Nummer 21/2011, 23. Mai 2011, ISSN 0038-7452, Seite 131 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 5. Dezember 2013).
  12. Ulrike Peters: Kelten. Ein Schnellkurs. DuMont, Köln 2011, ISBN 978-3-8321-9319-5, Seite 33 f.
  13. Ralf Berhorst: Ein Reich jenseits des Meeres. In: GeoEpoche: Afrika 1415-1960. Nummer Heft 66, 2014, Seite 72-83, Zitat Seite 80.
  14. Björn Berge: Atlas der verschwundenen Länder. Weltgeschichte in 50 Briefmarken. dtv, München 2018 (übersetzt von Günter Frauenlob, Frank Zuber), ISBN 978-3-423-28160-7, Seite 161. Norwegisches Original 2016.
  15. J.Lenk: Etwas über Unruhe und Spiralfeder. In: Deutsche Uhrmacher-Zeitung. II. Jahrgang, Berlin 1878, Seite 124 (Zitiert nach Google Books).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Unruh
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