Maulwurf
Maulwurf (Deutsch)
Substantiv, m
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | der Maulwurf | die Maulwürfe |
Genitiv | des Maulwurfs des Maulwurfes |
der Maulwürfe |
Dativ | dem Maulwurf dem Maulwurfe |
den Maulwürfen |
Akkusativ | den Maulwurf | die Maulwürfe |
Worttrennung:
- Maul·wurf, Plural: Maul·wür·fe
Aussprache:
- IPA: [ˈmaʊ̯lˌvʊʁf]
- Hörbeispiele: Maulwurf (Info), Maulwurf (Österreich) (Info)
Bedeutungen:
- [1] Zoologie: Familie der Talpidae, ein Säugetier, das sich durch die Erde gräbt
- [2] übertragen: ein Spion, der sich in eine Firma oder Institution einschleicht und zum Zwecke der Tarnung erst nach einiger Zeit aktiv wird und seine Tätigkeit aufnimmt
Herkunft:
- Es handelt sich um ein seit dem 8. Jahrhundert[1][2] bezeugtes Erbwort aus dem Althochdeutschen[1][2], in dem mehrere Formen wie mūwerf → goh (8. Jahrhundert)[1][2], mūwerfo → goh (11. Jahrhundert)[2] und andere belegt sind. Das Wort erfuhr zahlreiche Umgestaltungen[1], viele davon volksetymologisch begründet[2], so dass die früheste Wortform nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann[1]. Vermutlich ist die Ausgangsbedeutung ‚Haufenwerfer‘, mit einem Wort im Vorderglied[1], das der altenglischen Formen mūwa → ang[1][2], mūha → ang[1][2], mūga → ang[1][2] ‚Kornhaufen‘[2] (vergleiche angloamerikanisch mow → en ‚Heuhaufen, Kornhaufen‘[1][2]), der altnordischen Formen múgi → non[1][2] und múgr → non[1][2] ‚Hügel[1], Haufen[1][2]; Menge[1][2]‘ sowie mittelhochdeutsch mocke → gmh ‚Klumpen, Brocken‘[2] entspricht, welches vielleicht mit dem altgriechischen Glossenwort[1] μύκων (mykōn☆) → grc[2][1] ‚Kornhaufen[1][2], Haufen[2]‘ etymologisch verwandt ist, so dass von einer (erschlossenen) indoeuropäischen Wurzel *mū̌k- ‚Haufen‘ ausgegangen werden kann[2]. Nachdem der erste Wortteil nicht mehr verständlich war, erfolgte mit althochdeutsch moltwerf → goh (11. Jahrhundert), moltwerfo → goh (13. Jahrhundert) (vergleiche auch altsächsisch moltwerp → osx) sowie mittelhochdeutsch moltwerf → gmh eine umdeutende Anlehnung im Sinne von ‚Erdwerfer’[1][2] an althochdeutsch molta → goh[1][2] (8. Jahrhundert)[2] sowie mittelhochdeutsch molte → gmh[1][2] f[2] und molt → gmh[1][2] m[2] ‚Staub[1][2], Erde[1][2], Erdboden[2]’. Die althochdeutsche Form mulwerf → goh (11. Jahrhundert) ist dagegen vielleicht mit den unter »Müll« aufgeführten Wortformen wie altenglisch myl → ang ‚Staub’, mittelniederdeutsch mül → gml[2], mul → gml[1], mol → gml[1] oder aber auch mit mittelenglisch mole → enm[1], molle → enm[1], friesisch mol → ofs[1] und sogar mittellateinisch mulus → la in Beziehung zu setzen; sie erfährt jedoch bereits früh unter volksetymologischer Anlehnung an althochdeutsch mūla → goh, mittelhochdeutsch mūl → gmh, mūle → gmh, neuhochdeutsch Maul eine Längung des Vokals in althochdeutsch mūlwerf → goh (11. Jahrhundert), mittelhochdeutsch mūlwerf → gmh, mūlwurf → gmh, die nunmehr eine Deutung ‚Werfer mit dem Maul’ voraussetzen und die Grundlage für das im Neuhochdeutschen übliche »Maulwurf« abgeben.[2] Schon im 16. Jahrhundert wird er so erklärt, dass der »Maulwurf« mit dem Maul die Erde aufwerfe.[1]
Synonyme:
- [1] wissenschaftlich: Talpa europaea, scherzhaft: Mundschmiss, Schermaus
- [2] Perspektivagent, Schläfer
Oberbegriffe:
- [1] Insektenfresser, Säugetier
- [2] Geheimagent, Spion
Beispiele:
- [1] Der Maulwurf gräbt einen Hügel.
- [1] Der Maulwurf ist kein Schädling.
- [1] „Vielleicht leben die Dorfbewohner mit dem Adler und dem Maulwurf in Symbiose und nutzen sie als Spione.“[3]
- [2] Man hatte ihn schon für einen israelischen Maulwurf gehalten.
Redewendungen:
- blind wie ein Maulwurf sein - blind sein
Wortbildungen:
Übersetzungen
[1] Zoologie: Familie der Talpidae, ein Säugetier, das sich durch die Erde gräbt
Dialektausdrücke: | ||
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[2] übertragen: ein Spion, der sich in eine Firma oder Institution einschleicht und erst später aktiv wird
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Wikipedia-Artikel „Maulwurf“
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „maulwurf“
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Maulwurf“
- [1, 2] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Maulwurf“
- [1] Wiktionary-Verzeichnis Tiere
Quellen:
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 606–607.
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Maulwurf“
- Wladimir Kaminer: Ausgerechnet Deutschland. Geschichten unserer neuen Nachbarn. Goldmann, München 2018, ISBN 978-3-442-48701-1, Seite 147.
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