Purim

Purim (Deutsch)

Substantiv, n, m

Singular 1Singular 2 Plural
Nominativ das Purimder Purim
Genitiv des Purimsdes Purims
Dativ dem Purimdem Purim
Akkusativ das Purimden Purim

Anmerkung:

[2–5] Im Schwäbischen, Südhessischen und veraltetem, regionalem Kurpfälzischen ist das Wort in der jeweiligen mundartlichen Bedeutung ein Maskulinum (siehe Dialekttabelle).

Worttrennung:

Pu·rim, kein Plural

Aussprache:

IPA: [puˈʁiːm], auch: [ˈpuːʁɪm]
Hörbeispiele:  Purim (Info)
Reime: -iːm

Bedeutungen:

[1] Judentum: ein am 14. (oder/und mancherorts am 15.) Adar (in Schaltjahren: Veadar) begangenes jüdisches Freudenfest, bei dem an die im Buch Esther des Alten Testaments beschriebene Rettung der persischen Juden erinnert wird
[2] ostfränkisch: Mittelfranken, schwäbisch: Laupheim: Festzeit, die vor der christlichen Fastenzeit liegt und an Dreikönig (6.1.) oder am 11.11. beginnt und am Aschermittwoch zu Ende geht, und die dazugehörigen lokalen oder regionalen Bräuche
[3] badisch, ostfränkisch: Mittelfranken, pfälzisch, südhessisch: heiteres beziehungsweise ausartendes Fest (aus familiärem Anlass; insbesondere auch anlässlich einer Hochzeit)
[4] badisch, pfälzisch, südhessisch: lebhaftes, lustiges, reges Treiben; lärmendes Durcheinander; drängende Menschengruppe
[5] südhessisch: großer Aufwand, der anlässlich (familiärer) Feste betrieben wird

Herkunft:

Das Wort ist dem gleichbedeutend hebräischen פּוּרִים (CHA: pūrīm)  he [1][2][3][4] entlehnt,[5] bei dem es sich eigentlich um die Pluralform des Substantivs פּוּר (CHA: pūr)  heLos, Schicksal[1][2][6][7] handelt,[8] das ursprünglich wohl einen Stein bezeichnete, mit dem das Los bestimmt wurde.[9] Das hebräische Wort entstammt akkadischem 𒁓𒊏 (DMG: pūru)  akk ‚(Stein-)Schale; Los[10], das seinerseits vermutlich auf sumerisches 𒁓 (DMG: bur)  sux‚ der Bezeichnung einer bestimmten Flächen- beziehungsweise Volumeneinheit,[11] zurückgeht.[9]
Den genannten Mundarten ist das Wort über das Westjiddische vermittelt worden.[12]

Synonyme:

[1] Losfest, Purimfest; das am 15. Adar begangene Purim: Schuschan Purim; das in einem Schaltjahr begangene Purim: Purim Katan
[2] Fasching, Fastnacht, Karneval

Sinnverwandte Wörter:

[2] regional: (Lausitz) Zampern / Zämpern / Zempern
[3] Familienfeier, Hochzeitsfeier
[4] Trubel

Oberbegriffe:

[1–3] Fest
[1, 3] Festtag
[2] Festzeit

Unterbegriffe:

[1] Adlojada, Hamantasch / Hamantasche / Hamanstasche, Nunt, Schlachmones

Beispiele:

[1] „Purim, zu hebr. pur ›Los‹, bezeichnet das jüdische Freudenfest zur Erinnerung an die Rettung der Juden in der persischen Diaspora vor der Verfolgung Hamans. […] Purim ist ein Fest der Geschenke für Freunde und Arme. Traditionell wird zu Purim die Megillat Ester, die Ester-Rolle, gelesen. Beeinflusst vom Karneval, entwickelte sich der Brauch des Verkleidens, des Purim-Gesangs und der Purim-Spiele, weshalb Purim auch »jüdischer Karneval« genannt wird.“[13]
[1] „Purim wird am vierzehnten Tag des Adar begangen. Es gedenkt der Errettung der jüdischen Gemeinde in Persien vor den teuflischen Mordplänen des Haman. Die Ereignisse, die im Buch Esther beschrieben werden, trugen sich im Jahre 450 vor unserer Zeitrechnung zu.“[14]
[1] „Auch jetzt, fast ein Jahrhundert später, feierten die Juden ihr Purim so ausgelassen wie damals.“[15]
[1] „Purim, das im Kern einen Sieg über mörderischen Rassismus feiert, war von den Organisatoren in den Rahmen der diesjährigen Marburger Internationalen Wochen gegen Rassismus gestellt worden.“[16]
[2]
[3] pfälzisch:Naⁿ, bei eich es morje groß Burem[.]“[17]
[3] südhessisch: „Bei denne heit groß B[ūrəm].[18]
[4] südhessisch: war e B[ūrəm].!“[18]
[4] südhessisch: „Was die Kinn for en B[ūrəm]. mache!“[18]
[5] südhessisch: „Was en B[ūrəm].!“[18]

Wortbildungen:

[1] Purimfeier, Purimfest, Purimgesetz, Purimlied, Purimmahl, Purimspiel
[4] Gepurims

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wikipedia-Artikel „Purim
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Purim
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Purim
[1] The Free Dictionary „Purim
[1] Duden online „Purim
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Purim“ auf wissen.de
[1] Wahrig Fremdwörterlexikon „Purim“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Purim
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalPurim
[2] Hermann Fischer, Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch. In 6 Bänden. Laupp, Tübingen 1904–1936, DNB 560474512, Erster Band: A. B. P., Stichwort »Burem«, Spalte 1533.
[1, 3, 4] Ernst Ochs (Bearbeiter); Friedrich Kluge, Alfred Götze, Ludwig Sütterlin, Friedrich Wilhelm, Ernst Ochs (Vorbereiter): Badisches Wörterbuch. Erster Band: A, B/P, D/T, E, Verlag von Moritz Schauenburg, Lahr (Schwarzwald) 1925–1942, Seite 376.
[1] Max Joseph: PURIM. In: Georg Herlitz, Dr. Bruno Kirschner et al. (Herausgeber): Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Band Ⅳ/1: Me—R, Jüdischer Verlag, Berlin 1930, URN:nbn:de:hebis:30-180015078044, Spalte 1182–1186 (Digitalisat der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main).
[3–5] Friedrich Maurer (Begründer); nach den vorarbeiten von Friedrich Maurer, Friedrich Stroh und Rudolf Mulch bearbeitet von Rudolf Mulch: Südhessisches Wörterbuch. Band Ⅰ: A—D, N. G. Elwert Verlag, Marburg 1965–1968, ISBN 3-7708-0388-4 (Gesamtwerk), DNB 955861691 (Digitalisat des LAGIS), Stichwort »Purim«, Spalte 1239.
[3, 4] Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Purim“.
[1] Hans-Otto Schembs, Günther Vogt (Bearbeiter); aufgrund des von Johann Joseph Oppel und Hans Ludwig Rauh gesammelten Materials herausgegeben im Auftrag der Frankfurter Historischen Kommission in Verbindung mit dem Institut für Volkskunde/Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main von Wolfgang Brückner (Herausgeber): Frankfurter Wörterbuch. Band Ⅳ: Litze – qui vive, Kramer, Frankfurt am Main 1988, Stichwort »Purem«, Seite 2390.
[1, 3] Gunther Schunk, Alfred Klepsch, Horst Haider Munske, Karin Rädle, Sibylle Reichel; unter Mitarbeit von Thurid Heyse, Alexander Mang, Stefanie Rigoll, Cosima Schlichte, Ingo Schultz, Evelyn Seibert: Wörterbuch von Mittelfranken. Eine Bestandsaufnahme aus den Erhebungen des Sprachatlas von Mittelfranken. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1865-6, Stichwort »Burem«, Seite 54.
[1–5] Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2000 (Lexicographica: Series Maior ; 102, ISSN 0175-9264), ISBN 978-3-484-39102-4, DNB 959920579, Stichwort »Purim«, Seite 164.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Purim«, Seite 1125.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 10., aktualisierte Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2010, ISBN 978-3-411-04060-5, DNB 1007274220, Stichwort »Purim«, Seite 868.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »Purim«, Seite 1424.

Quellen:

  1. Walter Baumgartner ✝, Ludwig Koehler ✝; neu bearbeitet von Walter Baumgartner ✝ und Johann Jakob Stamm, unter Mitarbeit von Zeʾev Ben-Ḥayyim, Benedikt Hartmann, Philippe H. Reymond: Hebräisches und aramäisches Lexikon zum Alten Testament. 3. Auflage. Lieferung Ⅲ: גבטראה, E.J. Brill, Leiden/New York/København/Köln 1983, ISBN 90-04-07022-2, Stichwort »פּוּר«, Seite 870.
  2. Jacob Levy: Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim. Band Ⅳ: פת, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1963, Stichwort »פּוּר«, Seite 17 (Unveränderter Neudruck der 2. überarbeiteten Auflage von 1924, Berlin/Wien).
  3. Yaacov Lavi; neu bearbeitet von Ari Philipp, Kerstin Klingelhöfer: Langenscheidt Achiasaf Handwörterbuch Hebräisch–Deutsch. Völlige Neubearbeitung, Langenscheidt, Berlin/München/Wien/Zürich/New York 2004, ISBN 978-3-468-04161-7, DNB 96770877X, Stichwort »פּוּרִים«, Seite 448.
  4. Hebrew-English Dictionary „פּוּרִים
  5. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Stichwort »Purim«, Seite 1125.
    Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »Purim«, Seite 1424.
    Duden online „Purim
  6. Yaacov Lavi; neu bearbeitet von Ari Philipp, Kerstin Klingelhöfer: Langenscheidt Achiasaf Handwörterbuch Hebräisch–Deutsch. Völlige Neubearbeitung, Langenscheidt, Berlin/München/Wien/Zürich/New York 2004, ISBN 978-3-468-04161-7, DNB 96770877X, Stichwort »פּוּר«, Seite 448.
  7. Hebrew-English Dictionary „פּוּר
  8. Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive), Stichwort »פּוּרִים«, Seite 499.
  9. Ernest Klein; foreword by Haim Rabin; Baruch Sarel (Herausgeber): A Comprehensive Etymological Dictionary of the Hebrew Language for Readers of English. CARTA, Jerusalem ©1987, ISBN 965-220-093-X (Internet Archive), Stichwort »פּוּר«, Seite 499.
  10. Wolfram von Soden, Bruno Meissner: Akkadisches Handwörterbuch. Band Ⅱ: M – S, Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1972, ISBN 3-447-01471-7, Stichwort »pûru Ⅰ«, Seite 881 sowie Stichwort »pûru(m) Ⅱ«, Seite 881–882.
  11. The Pennsylvania Sumerian Dictionary: bur[UNIT]
  12. Heidi Stern: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2000 (Lexicographica: Series Maior ; 102, ISSN 0175-9264), ISBN 978-3-484-39102-4, DNB 959920579, Stichwort »Purim«, Seite 164.
  13. Sascha Feuchert, Erwin Leibfried, Jörg Riecke (Herausgeber): Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt 1944. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89244-834-1, Seite 377, Fußnote 94 (Zitiert nach Google Books).
    Die Kursivsetzungen im Originalsatz wurden nur teilweise übernommen.
  14. Feiertage rund um die Welt - Judentum. In: FOCUS Online. ISSN 0943-7576 (URL, abgerufen am 8. September 2009).
  15. Wolfgang Büscher: Ein Frühling in Jerusalem. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-87134-784-9, Seite 103.
  16. Adonia Moscovici: Nur gemeinsam komplett. In: Jüdische Allgemeine Online. 4. April 2019, ISSN 1618-9698 (URL, abgerufen am 10. März 2020).
  17. Nach Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Purim“.
  18. Nach Friedrich Maurer (Begründer); nach den vorarbeiten von Friedrich Maurer, Friedrich Stroh und Rudolf Mulch bearbeitet von Rudolf Mulch: Südhessisches Wörterbuch. Band Ⅰ: A—D, N. G. Elwert Verlag, Marburg 1965–1968, ISBN 3-7708-0388-4 (Gesamtwerk), DNB 955861691 (Digitalisat des LAGIS), Stichwort »Purim«, Spalte 1239.
  19. Albert de Biberstein-Kazimirski: Dictionnaire Arabe-Français contenant toutes les racines de la langue arabe, leurs dérivés, tant dans l’idiome vulgaire que dans l’idiome littéral, ainsi que les dialectes d’Alger et de Maroc. Tome Second: ى — ﺽ, Maisonneuve et Cie, Paris 1860, Stichwort »فَهَرَ: فِهْرٌ«, Seite 641 (Internet Archive sowie Digitalisat der MLU).
  20. The Comprehensive Aramaic Lexicon Project „pwryn, pwryˀ
  21. Nach Hans-Otto Schembs, Günther Vogt (Bearbeiter); aufgrund des von Johann Joseph Oppel und Hans Ludwig Rauh gesammelten Materials herausgegeben im Auftrag der Frankfurter Historischen Kommission in Verbindung mit dem Institut für Volkskunde/Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main von Wolfgang Brückner (Herausgeber): Frankfurter Wörterbuch. Band Ⅳ: Litze – qui vive, Kramer, Frankfurt am Main 1988, Stichwort »Purim«, Seite 2390.
  22. Philipp Lenz: Die Fremdwörter des Handschuhsheimer Dialekts. II. Teil, Kölblin, Baden-Baden 1897, Seite 6 (Zitiert nach Google Books).
  23. Nach Werner König: Zur Sprache der Juden in Ichenhausen. Ein Beitrag zur Rekonstruktion des Jiddischen in Ichenhausen sowie seiner ehemaligen Funktion in der deutschen dialektalen Alltagssprache. In: Werner König, Lorelies Ortner (Herausgeber): Sprachgeschichtliche Untersuchungen zum älteren und neueren Deutsch. Festschrift für Hans Wellmann zum 60. Geburtstag. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0418-3, Seite 180 (Zitiert nach Google Books).
  24. Nach Hermann Fischer, Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch. In 6 Bänden. Laupp, Tübingen 1904–1936, DNB 560474512, Erster Band: A. B. P., Stichwort »Burem«, Spalte 1533.
  25. Nach Gunther Schunk, Alfred Klepsch, Horst Haider Munske, Karin Rädle, Sibylle Reichel; unter Mitarbeit von Thurid Heyse, Alexander Mang, Stefanie Rigoll, Cosima Schlichte, Ingo Schultz, Evelyn Seibert: Wörterbuch von Mittelfranken. Eine Bestandsaufnahme aus den Erhebungen des Sprachatlas von Mittelfranken. Königshausen & Neumann, Würzburg 2000, ISBN 3-8260-1865-6, Stichwort »Burem Buuremm«, Seite 54.

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