knorke
knorke (Deutsch)
Adjektiv
Positiv | Komparativ | Superlativ | ||
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knorke | — | — | ||
Alle weiteren Formen: Flexion:knorke |
Anmerkung zur Steigerbarkeit:
- Belege für den komparativen Gebrauch des Wortes lassen sich vereinzelt nachweisen:
- „Junge, Junge, Junge, das war das knorkſte Weihnachtsfeſt, das ich jemals erlebt habe.“[1]
- „‚Ja, aber nun wollte ich euch vorſchlagen, ob ihr ſtatt deſſen lieber mit mir nach Berlin fliegen wollt, wenn wir auch dabei nicht den Ozean überqueren‘, vollendete Onkel Ernſt. ‚Noch tauſendmal knorker!‘ ſchrie Herbert und vergaß ganz ſeine Würde als Konfirmand.“[2]
- „Wer hier das ureigene Idiom pflegt, gilt entweder als asozial oder als knorkester Komiker seit Wolfgang Gruner.“[3]
- „Denn das Sakko ist von Takko, richtig schick wär’s von kik und noch knorker von New Yorker.“[4]
- „Aber was natürlich noch knorkerer ist, ist die Tatsache, dass unser Schland jetzt noch diesen verdammt jungen und gut aussehenden Bundespräsidenten hat!“[5]
Worttrennung:
- knor·ke, keine Steigerung
Aussprache:
- IPA: [ˈknɔʁkə]
- Hörbeispiele: knorke (Info), knorke (Info)
- Reime: -ɔʁkə
Bedeutungen:
- [1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: sehr gut, ganz vortrefflich, nicht zu übertreffen
Herkunft:
- Das Wort ist im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Berlin aufgekommen[6] und gewann Mitte der darauffolgenden Zwanzigerjahre an umgangssprachlicher Verbreitung.[7][8] Die Herkunft des Ausdrucks ist ungeklärt.[7][8] Es gibt verschiedene Erklärungsversuche:
- 1. Kurt Tucholsky schreibt Anfang Oktober 1924 unter Pseudonym in dem in der Vossischen Zeitung publizierten Artikel „Der Fall Knorke“, dass das Wort auf das mittelhochdeutsche knorricht → gmh zurückgehe und verweist hierzu auf Sanders.[9] Der Gebrauch des Wortes sei zudem aus der Mode gekommen.[9]
- 2. Ähnlich vermutet Küpper einen Zusammenhang mit Knorr ‚Knorren (Knoten an Bäumen, Steinen usw.)‘ und daraus entstandenem knorrig ‚kraftvoll, widerstandsfähig, von harter Schale‘.[6] Bei der Endung handele es sich um die norddeutsche Verkleinerungssilbe -ke.[6]
- 3. Anfang Januar 1927 behauptet der Berliner Journalist und Satiriker Hardy Worm in einem in der Berliner Volks-Zeitung anonym publizierten Artikel, dass das Wort „in meinem Beiſein von einem Journaliſten in einer übermütigen Laune geprägt, nach Tagen in die Preſſe lanciert [wurde], und kaum waren vierzehn Tage vergangen, ſo tönte einem überall das liebliche Worte knorke entgegen, […].“[10]
- 4. Die aus Berlin stammende Germanistin Agathe Lasch schreibt 1928 hingegen:
- „Erſt in den letzten Jahren aufgekommen, nach der Aufſchrift ‚Knorkes Buletten ſind die beſten‘, mit der ein Händler oder Budiker in dem großen Fabrikenviertel im Norden ſeine Ware anpries. Scherzhaft identifizierte man ‚Knorke‘ mit ‚dem beſten‘ in echt berliniſcher witziger Wortbeziehung; ſchnell verbreitete knorke ſich in den Betrieben, wo man Knorkes Schild kannte, griff von da aus weiter um ſich.
- Es iſt mir biſher nicht gelungen feſtzuſtellen, ob der Vorgang ſich wirklich ſo, wie berichtet wird, ereignet hat. Zweifellos aber konnte er ſich ſo ereignet haben, da er in jeder Weiſe, ſo gut Knorkes Reklame wie das Aufgreifen des Namens, berliniſcher Art entſpricht. Der Name Knorke fehlt im Adreßbuch von 1919 und 1926; (doch Knörke, Knörk, Knorrek) da er aber ſonſt nicht unbekannt iſt, würde dies bei dem häufigen Auftreten und Verſchwinden kleiner Geſchäftsleute, gerade im letzten Jahrzehnt, nichts ausmachen.“[11]
- Küpper und Wilfried Seibicke verweisen Jahrzehnte später unter anderem auf diese Erklärung.[6][12]
- 5. Dem Duden zufolge soll es eine scherzhafte Augenblicksprägung der Kabarettistin Claire Waldoff sein.[8] Allerdings ist dies unwahrscheinlich: Zum einen ist das Wort, wie eingangs erwähnt, bereits vor dem Ersten Weltkrieg bezeugt;[12] zum anderen habe Friedrich Hussong einem Mitarbeiter von Küpper gegenüber bezeugt, dass Claire Waldoff selbst die Erfinderschaft offen abgestritten hat.[6]
- 6. Küpper verweist darauf, dass nach Annahme einiger auch der Varietékomiker Rudolf Melzer mit seiner Posse „Die Familie Knorke“ als Urheber in Frage komme.[6]
- 7. Laut Pfeifer sei eine spontane Entstehung wahrscheinlich, vielleicht durch falsches Verstehen oder als Reimwort zu Lorke ‚dünner Kaffee‘.[7]
Synonyme:
- [1] ausgezeichnet, erstklassig, grandios, großartig, herausragend, hervorragend, reizend, stark, unübertrefflich, wunderbar
- [1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: knafte, schnafte, schnieke
- [1] berlinisch (Ostberlin) umgangssprachlich veraltend: schau
- [1] Deutschland salopp veraltend, besonders berlinisch: dufte
- [1] Deutschland jugendsprachlich veraltend: astrein, schau
- [1] Deutschland umgangssprachlich: klasse, prima, spitze
- [1] umgangssprachlich: bombig, fabelhaft, glänzend, super, toll; besonders Süddeutschland, Österreich, Schweiz: sauber; besonders Österreich: urcool, urgeil; veraltend: famos, groovy
- [1] salopp: brutal, cool, geil; veraltend: affengeil
- [1] jugendsprachlich: fett, krass, mega
- [1] süddeutsch: pfundig
- [1] bairisch: bärig, zünftig
- [1] Österreich umgangssprachlich: klass; östliches Österreich umgangssprachlich oder salopp: leiwand
Gegenwörter:
- [1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: unknorke
- [2] doof, kacke, scheiße, übel
Oberbegriffe:
- [1] gut
Unterbegriffe:
- [1] edelknorke, vollknorke
Beispiele:
- [1] „Der andere fuhr etwas in die Höhe, blinzelte und meinte: ‚Das iſt ja knorke, Menſch!‘“[13]
- [1] „Du, Fritze, det war aber dufte!
- is ſchnafter als dufte.
- [1] „Also, ich finde die Sache mit dem Dieb knorke. Ganz große Klasse, Ehrenwort!“[15]
- [1] „Jetzt kommt die Kurve, ausgezeichnet ist er die Kurve gefahren, knorke. Das hat er sich doch abgewöhnt, knorke zu sagen, es ist ein scheußliches Wort.“[16]
- [1] „Herrschaften, das wird knorke!“[17]
- [1] „«[…] Wie war’s?» «Knorke, Junge. […]»“[18]
- [1] „Berlin bei Nacht ist immer knorke […].“[19]
- [1] „Du bist doch ein knorkes Mädel, na siehst du, und wenn dein Bruder heut oder morgen kommt, weil er nämlich deine Mutter noch mal sprechen will, dann gibst du ihm das Paket, klar?“[20]
- [1] „‚Prima Idee! Direkt knorke!‘, schrie Karl.“[21]
Redewendungen:
- [1] knorke ist zweimal so dufte wie schnafte, knorke is zweemal so dufte wie schnafte
- knorke ist dreimal so dufte wie schnafte
- dufte ist zweimal so schnafte wie knorke
- knorke ist noch schnafter als dufte
- [1] knorke mit nem Bogen, knorke mit’n Knick
Charakteristische Wortkombinationen:
Übersetzungen
[1] berlinisch umgangssprachlich veraltend: sehr gut, ganz vortrefflich, nicht zu übertreffen
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Wikipedia-Artikel „Knorke“
- [1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „knorke“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „knorke“
- [1] Duden online „knorke“
- [1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „knorke“ auf wissen.de
- [1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „knorke“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „knorke“
- [1] Hans Meyer, Siegfried Mauermann; bearbeitet und ergänzt von Walther Kiaulehn: Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. Neuausgabe der 10. Auflage. C. H. Beck, München 1985, ISBN 3-406-30611-X, Stichwort »knorke«, Seite 125.
- [1] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »knorke«.
Quellen:
- Waldemar Pottier: Mein Weihnachtstraum. In: Berliner Volks-Zeitung. Nummer 607, 78. Jahrgang, 25. Dezember 1930, Seite [2] (Morgen-Ausgabe, Zweites Beiblatt: URL, abgerufen am 12. März 2020).
- Else Ury: Professors Zwillinge – Von der Schulbank ins Leben. Erzählung für die Jugend. Meidinger’s Jugendschriften-Verlag, Berlin [1930].
- André Mielke: Grüezi wohl, Frau Stirnimaa! In: Berliner Morgenpost. 27. April 2002, Seite 21.
- Roter Platz: Anstoß. In: Hannoversche Allgemeine. 24. Oktober 2007, Seite 29.
- Das knorkeste Land der Welt – Deutschland. In: Hamburger Morgenpost. 5. Juli 2010, Seite 16.
- Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »knorke«.
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „knorke“
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »knorke«, Seite 459–460.
- Peter Panter: Der Fall Knorke. In: Voſſiſche Zeitung. Nummer 447, 7. Oktober 1924, Seite [2] (Abend-Ausgabe: URL, abgerufen am 12. März 2020).
- [Hardy Worm]: Menſch wat is’n mit dir los? In: Berliner Volks-Zeitung. Nummer 1, 75. Jahrgang, 1. Januar 1927, Seite [4] (Morgen-Ausgabe, Sechstes Beiblatt: URL, abgerufen am 12. März 2020).
- Agathe Laſch: Berliniſch. Eine berliniſche Sprachgeſchichte. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin [1928] (Berliniſche Forschungen ; Band 2), Stichwort »knorke«, Seite 204 (Zitiert nach Google Books).
- Wilfried Seibicke: Es war einmal ein Mann… Personalisierte Wortgeschichten (5. Folge): Vertiko und knorke. In: Der Sprachdienst. Heft 24, 1980, Seite 67–69.
- Henning Duderstadt: Die Flucht zu den Menschen. In: Berliner Familien-Zeitung. Nummer 161, 13. Juli 1923, Seite [4] (URL, abgerufen am 12. März 2020).
- K. Kſt.: Berliner Deutſch. In: Berliner Familien-Zeitung. Nummer 26, 31. Januar 1925, Seite [1] (URL, abgerufen am 12. März 2020).
- Erich Kästner; illustriert von Walter Trier: Emil und die Detektive. Ein Roman für Kinder. 1. Auflage. Williams & Co., Berlin-Gruenewald 1929, Seite 78.
- Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppermann. Querido Verlag, Amsterdam 1933, Seite 264 (Zitiert nach Google Books).
- Wolfgang Langhoff; mit einem Vorwort von Willi Dickhut: Die Moorsoldaten. 13 Monate Konzentrationslager. 4. Auflage. Schweizer Spiegel Verlag, Zürich 1935, Seite 150 (Zitiert nach Google Books).
- Alfred Döblin: November 1918. Eine deutsche Revolution. Erster Band: Verratenes Volk. [1. – 5. Tausend], Verlag Karl Alber, München 1948.
- Erich Weinert; [m]it einer Einführung von Dr. Bruno Kaiser: Grüne Woche [1927]. In: Das Zwischenspiel. Deutsche Revue von 1918 bis 1933. 11. bis 20. Tausend, Verlag Volk und Welt, Berlin 1951, Seite 301 (Zitiert nach Digitalisat der DNB; Erstausgabe 1950).
- Friedrich Wolf: Professor Mamlock. Ein Schauspiel. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1974, Seite 38 (Zitiert nach Google Books; Erstveröffentlichung 1933).
- Claude Borell: Romeo und Julius. Originalausgabe, 1. Auflage. Goldmann Verlag, München 1979, ISBN 3-442-03713-1, Seite 125.
Ähnliche Wörter (Deutsch):
- ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
- Levenshtein-Abstand von 1: korke
- Anagramme: korken, Korken
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