Vitamin

Vitamin (Deutsch)

Substantiv, n

Singular Plural
Nominativ das Vitamin die Vitamine
Genitiv des Vitamins der Vitamine
Dativ dem Vitamin den Vitaminen
Akkusativ das Vitamin die Vitamine

Worttrennung:

Vi·t·a·min, Plural: Vi·t·a·mi·ne

Aussprache:

IPA: [vitaˈmiːn]
Hörbeispiele:  Vitamin (Info),  Vitamin (Info)
Reime: -iːn

Bedeutungen:

[1] Biologie, Biochemie, Medizin, Ökotrophologie: organische Verbindung, die der Körper als Wirkstoff für lebenswichtige Funktionen benötigt, aber zum größten Teil nicht selbst herstellen kann
[2] übertragen: etwas (Nahrungsmittel oder Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel [zumeist in Kapsel-, Pulver- oder Tablettenform]), das ein oder mehrere dieser unter [1] beschriebenen Wirkstoffe (in natürlicher oder konzentrierter Form) enthält

Herkunft:

Bei dem Wort handelt es sich um eine im frühen 20. Jahrhundert[1] erfolgte Entlehnung des gleichbedeutend englischen vitamin  en, einer Bildung zu lateinischem vita  la und -amin.[2] Die englische Bezeichnung wurde 1912 von dem am Lister Institut in London arbeitenden polnischen Biochemiker Casimir Funk in der falschen Annahme geprägt, Vitamine gehörten zu der Gruppe der Amine.[2][3][1][4] Die ursprüngliche Schreibweise vitamine  en, die diese Zusammengehörigkeit verdeutlichen sollte, wurde 1920 in vitamin  en abgeändert, um einer fälschlichen Assoziation entgegenzuwirken.[2]
Das Wort ist seit 1929 im Duden[5] lexikalisiert.[2][6]

Synonyme:

[1] veraltet: Nutramin

Oberbegriffe:

[1] Stoff, Substanz, Wirkstoff

Unterbegriffe:

[1] Vitamin A, Vitamin B₁ / Vitamin B1, Vitamin B₂ / Vitamin B2, Vitamin B₃ / Vitamin B3, Vitamin B₅ / Vitamin B5, Vitamin B₆ / Vitamin B6, Vitamin B₇ / Vitamin B7, Vitamin B₈ / Vitamin B8, Vitamin B₉ / Vitamin B9, Vitamin B₁₁ / Vitamin B11, Vitamin B₁₂ / Vitamin B12, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin D₃ / Vitamin D3, Vitamin E, Vitamin F, Vitamin H, Vitamin K, Vitamin K₁ / Vitamin K1, Vitamin K₂ / Vitamin K2, Vitamin K₃ / Vitamin K3, Vitamin K₄ / Vitamin K4, Vitamin M, Vitamin P

Beispiele:

[1] Rohes Obst enthält bekanntermaßen viele Vitamine.
[1] In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Vitaminen.
[1] „Die Stoffe, die durch das Kochen in den Nahrungsmitteln vernichtet werden, ſind Aminverbindungen, deren Zuſammenſetzung nicht immer genau bekannt iſt. Funk hat ſie als Vitamine bezeichnet und unterſcheidet Beriberi-Vitamin, Skorbut-Vitamin uſw.[7]
[1] „Die Gemüſe ſind nicht gut zubereitet und faſt niemals friſch. […] Draußen, in der Natur, haben ſie noch vor Lebensfreude und Vitamin geknallt; nun ſind es armſelige Gummiſtrünke, die ſchöne Namen führen, ‚Blumenkohl‘ oder ‚grüne Bohnen‘ — aber es ſind Gummiſtrünke.“[8]
[1] „Mit den alliierten Truppen hielten die Kalorien ihren Einzug in Deutschland. Die Vitamine wurden als eine ausgesprochene Nazi-Erfindung abgetan.“[9]
[1] „Die Milch enthält viele und unentbehrliche Nährstoffe, Vitamine und Wirkstoffe, sie ist zusammen mit den aus ihr hergestellten Produkten unser wichtigstes Nahrungsmittel, ganz besonders für die Kinder.“[10]
[1] „Als man in den Vitaminen, Fermenten und Hormonen ganz neue, zur Zeit Virchows noch unbekannte Elemente biologischer Wirksamkeit entdeckte, entdeckte man natürlich auch neue Symptome.“[11]
[1] „Ich hörte durch die dünne Wand das Gekicher im Saal, dann ernste Vorträge über Kalorien, Vitamine, Kalkulation, doch im ganzen schien mir das Unternehmen sehr munter zu sein.“[12]
[1] „Nicht weniger bedeutsam ist die Klärung der Struktur des Vitamins B 12, die der Forscherin vor acht Jahren nach mehr als achtjährigen Bemühungen gelang. Dieses Vitamin, das an einer Schlüsselstellung ein Kobalt-Atom enthält, stellt den entscheidenden Wirkstoff bei der Behandlung der früher stets tödlichen perniciösen Anämie dar.“[13]
[1] „Das Bundesgesundheitsamt (BGA) wies gestern in Berlin darauf hin, daß Vitamine nicht nur harmlos sind, sondern bei einer Überdosierung gesundheitliche Schäden hervorrufen können.“[14]
[1] „Zwar speichert die Leber große Mengen des wichtigen Vitamins, sodass der Körper einige Jahre daraus schöpfen kann. Aber Belastungssituationen wie Schwangerschaften oder Erkrankungen brauchen den körpereigenen Speicher schnell auf.“[15]
[2] „Seit Professor Herrmann dem Leiden mit Vitaminen und Spritzen zu Leibe rückte, geht es dem Patienten jedoch erheblich besser.“[16]
[2] „Haste Kohldampf, schüttelste’n Baum. Brauchst die Vitamine bloß aufsammeln.“[17]
[2] „Daß er jetzt Schluß machen muß, weil ein Patient kommt. Gallenkolik. Und ob er mir wieder die Vitamine verschreiben soll.“[18]
[2] „Man merkt ihm eben doch den Mediziner an, über Jahre hinweg dürfte er jede Menge Vitamine und Mineralien geschluckt haben, Gingko und Ginseng und neumodische Spurenelemente, von denen der Normalsterbliche noch nichts weiß.“[19]
[2] „Wir ernähren uns gesund und trinken viele Vitamine.[20]
[2] „Doch bei den großen Herzinfarkt- und Krebsstudien kam es sogar zu mehr Todesfällen bei Probanden, die vorsorglich antioxidative Vitamine in Kapselform schluckten.“[21]
[2] „Er aß eine Packung Cracker, zwei Müsliriegel, eine große Tüte Nüsse und eine Handvoll Vitamine, als die ferne Musik plötzlich aufhörte und dann wieder anfing, diesmal lauter.“[22]

Redewendungen:

[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin A[23]
[1] umgangssprachlich: Vitamin B
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin E[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin F[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin K[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin L[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin M[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin N[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin P[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin S[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamin X[23]
[1] umgangssprachlich veraltend: Vitamine sammeln[23]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] fettlösliche, wasserlösliche Vitamine
[1] natürliche, künstliche, synthetische Vitamine
[1] mit Vitaminen anreichern
[2] Vitamine einnehmen, schlucken, trinken

Wortbildungen:

[1] vitaminarm, vitaminhaltig, vitaminös, vitaminotisch, vitaminreich
[1] Vitaminbedarf, Vitaminbombe, Vitamincharakter, Vitamincocktail, Vitaminforschung, Vitamingabe, Vitamingehalt, Vitaminhaushalt, Vitaminhersteller, Vitaminkur, Vitaminmangel, Vitaminpille, Vitaminpräparat, Vitaminquelle, Vitaminsaft, Vitaminspender, Vitaminspritze, Vitaminstoß, Vitamintablette, Vitaminvergiftung, Vitaminzufuhr, Vitaminzusatz
[1] Antivitamin, Multivitamin, Provitamin
[1] vitaminieren, vitaminisieren

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wikipedia-Artikel „Vitamin
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Vitamin
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Vitamin
[1] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Vitamin
[1] Duden online „Vitamin
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Vitamin“ auf wissen.de
[1] Wahrig Fremdwörterlexikon „Vitamin“ auf wissen.de
[1] wissen.de – Lexikon „Vitamine
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Vitamin
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalVitamin
[1] Broder Carstensen, Ulrich Busse; unter Mitarbeit von Regina Schmude: Anglizismen-Wörterbuch. Band 3: P - Z, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-014296-1, DNB 946100519, Stichwort »Vitamin«, Seite 1668–1669.
[1(, 2)] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »Vitamin«.
[1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Vitamin«.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Fremdwörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 10., aktualisierte Auflage. Band 5, Dudenverlag, Mannheim/Zürich 2010, ISBN 978-3-411-04060-5, DNB 1007274220, Stichwort »Vitamin«, Seite 1085.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »Vitamin«, Seite 1971.

Quellen:

  1. Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – Fremdwörterbuch „Vitamin
  2. Broder Carstensen, Ulrich Busse; unter Mitarbeit von Regina Schmude: Anglizismen-Wörterbuch. Band 3: P - Z, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-014296-1, DNB 946100519, Stichwort »Vitamin«, Seite 1668.
  3. Gerald F. Combs, Jr.: The Vitamins. Fundamental Aspects in Nutrition and Health. Third Edition, Elsevier Academic Press, Amsterdam/Boston/Heidelberg/London/New York/Oxford/Paris/San Diego/San Francisco/Singapore/Sydney/Tokyo 2008, ISBN 978-0-12-183493-7, Seite 16 (Zitiert nach Google Books).
  4. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Vitamin
  5. Erstbuchung:
    Theodor Matthias: Der große Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. Mit Unterstützung des Deutschen Sprachvereins, des Deutschen Buchdruckervereins, des Reichsverbandes Österreichischer Buchdruckereibesitzer, des Schweizerischen Buchdruckervereins sowie der deutschen und österreichischen Korrektorenvereine nach den für Deutschland, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln. 10., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Bibliographisches Institut AG., Leipzig 1929.
  6. Duden online „Vitamin
  7. Koche mit Maß! In: Neue Hamburger Zeitung. Nummer 287, 19. Jahrgang, 23. Juni 1914, Seite [1] (Morgen-Ausgabe: Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  8. Peter Panter: Das Elend mit der Speiſekarte. In: Voſſiſche Zeitung. Berliniſche Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen. Nummer 439, 16. September 1928, Seite [31] (Sonntags-Ausgabe: Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  9. Hunger-Jubiläum. Es fing so harmlos an. In: DER SPIEGEL. Nummer 13, 29. März 1947, ISSN 0038-7452, Seite 14 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  10. Kontrollierte Rinder, überwachte Milch. In: DIE ZEIT. Nummer 32, 12. August 1954, ISSN 0044-2070, Seite 21 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  11. Peter Bamm: Ex ovo. Essays über die Medizin. Neuausgabe. 31.–45. Tausend, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1956, Seite 181 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe bei Mölich, Hamburg 1948).
  12. Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns. Roman. 1. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln/Berlin 1963, Seite 191.
  13. Christoph Wolff: Die Technik und auch die Medizin hoffen auf den Laser-Strahl. In: Die Welt. 30. Oktober 1964, ISSN 0173-8437, Seite 16 (Ausgabe Berlin).
  14. dpa: Nicht zu viele Vitamine. In: Mannheimer Morgen. Nummer 5, 8. Januar 1986, Seite 09.
  15. P. Schwartz-Klapp, T. Klapp: Ratlose Ärzte. In: taz.die tageszeitung. Nummer 6216, 11. August 2000, ISSN 1434-4459, Seite 17 (taz Print Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  16. Ich werde Ihre Tochter heiraten. Zu jazzig. In: DER SPIEGEL. Nummer 50, 8. Dezember 1949, ISSN 0038-7452, Seite 21 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  17. Hans Joachim Schädlich: Versuchte Nähe. Prosa. 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1977, ISBN 3-498-06125-9, Seite 193.
  18. Brigitte Schwaiger: Wie kommt das Salz ins Meer? Roman. Paul Zsolnay Verlag, Wien/Hamburg 1977, ISBN 3-552-02907-9, Seite 127.
  19. Regula Venske: Marthes Vision. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-8218-5783-1, Seite 103.
  20. Umfrage des Tages: Wie schützen Sie sich gegen die Kälte? In: Braunschweiger Zeitung. 24. Januar 2006.
  21. Kathrin Burger: Radikale sind keine Bösewichte. In: taz.die tageszeitung. Nummer 7918, 10. März 2006, ISSN 1434-4459, Seite 18 (taz Print Archiv-URL, abgerufen am 17. Januar 2022).
  22. Dave Eggers: Die Parade. 1. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020 (Originaltitel: The Parade, übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann aus dem Englischen), ISBN 978-3-462-05357-9, Seite 53 (amerikanische Originalausgabe 2019).
  23. Alle nach Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Vitamin«.
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