Entsetzen

Entsetzen (Deutsch)

Substantiv, n

Singular Plural
Nominativ das Entsetzen
Genitiv des Entsetzens
Dativ dem Entsetzen
Akkusativ das Entsetzen

Worttrennung:

Ent·set·zen, kein Plural

Aussprache:

IPA: [ɛntˈzɛt͡sn̩]
Hörbeispiele:  Entsetzen (Info)
Reime: -ɛt͡sn̩

Bedeutungen:

[1] Gefühl des fassungslosen Erschreckens

Herkunft:

  • strukturell:
Konversion aus dem Infinitiv des Verbs entsetzen (substantivierter Infinitiv)
Das Wort ist seit dem 16. Jahrhundert[1][2] belegt. Es löst das im 15./16. Jahrhundert geläufige EntsitzenScheu, Furcht‘ ab.[2]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Bestürzung, Erschrockenheit, Fassungslosigkeit, Grauen, Graus, Grausen, Horror, Panik, Schock, Schreck, Schrecken
[1] gehoben: Schauder

Oberbegriffe:

[1] Gefühl

Beispiele:

[1] Mit Entsetzen stellte er fest, dass er von Feinden umgeben war.
[1] „Er ſieht das Entſetzen in ihrem Geſicht, ihr Unterkiefer fängt an zu zittern, über das alte, faltige Frauengeſicht laufen Tränen …“[3]
[1] „Georg spuerte schon ein Entsetzen, gegen das man nicht ankaempfen konnte, man war schon vorher gelaehmt.“[4]
[1] „Die Wurzel des kantischen Optimismus, nach dem moralisches Handeln auch dort vernünftig sei, wo das niederträchtige gute Aussicht habe, ist das Entsetzen vor dem Rückfall in die Barbarei.“[5]
[1] „Eher ist anzunehmen, daß der Faschismus und das Entsetzen, das er bereitete, damit zusammenhängen, daß die alten, etablierten Autoritäten des Kaiserreichs zerfallen, gestürzt waren, nicht aber die Menschen psychologisch schon bereit, sich selbst zu bestimmen.“[6]
[1] „Und er schwelgte in Ekel und Haß, und es sträubten sich seine Haare vor wohligem Entsetzen.[7]
[1] „Entsetzen kroch in ihr hoch und machte sie steif.“[8]
[1] „David ging bleich und gefaßt ins Spital und kam zwei Stunden später stumm vor Entsetzen wieder zurück.“[9]
[1] „Es war ein plötzlicher Schrei, dem man anhörte, daß ihm weniger Schmerz denn Entsetzen zugrunde lag.“[10]
[1] „Alek schoss das Entsetzen in jede Faser ihres Körpers, füllte die Risse, die die Angst verursacht hatte.“[11]
[1] „Die Nachricht aus dem fernen Norden löste in Rom Entsetzen aus.“[12]
[1] „Dann blickte ich voller Entsetzen auf den Boden des Spielplatzes: Er war mit kleinen Kindergräbern bedeckt, zwischen denen wilde Blumen blühten.“[13]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] (ein) blankes, großes, lähmendes, nacktes, schieres, stummes, tiefes, ungläubiges Entsetzen (empfinden); (großes) Entsetzen erregen; (blankes, heimliches, kaltes, lähmendes, tiefes) Entsetzen befällt, erfasst, packt jemanden; mit Entsetzen feststellen, hören, sehen, vernehmen(, dass…); voller Entsetzen; von Entsetzen erfasst, ergriffen, gepackt werden; bleich, sprachlos, starr, stumm vor Entsetzen (sein); zum Entsetzen aller/gehoben: zu aller Entsetzen

Wortbildungen:

Adjektive: entsetzenerregend/Entsetzen erregend, entsetzensvoll
Substantiv: Entsetzensschrei

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Entsetzen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Entsetzen
[1] The Free Dictionary „Entsetzen
[1] Duden online „Entsetzen
[1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Entsetzen“ auf wissen.de
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Entsetzen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalEntsetzen
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Entsetzen

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »entsetzen: Entsetzen«, Seite 253.
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Entsetzen
  3. Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Roman. Rowohlt Verlag, Berlin 1934, Seite 486 (Zitiert nach Google Books).
  4. Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Roman aus Hitlerdeutschland. Editorial "El Libro Libre", Mexico 1942, Seite 255 (Zitiert nach Google Books).
  5. Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Querido, Amsterdam 1947, Seite 105 (Erschien zuerst unter dem Titel: Max Horkheimer, Philosophische Fragmente. 1944).
  6. Theodor W. Adorno: Erziehung nach Auschwitz. [1966]. In: Gerd Kadelbach (Herausgeber): Erziehung zur Mündigkeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973, Seite 91.
  7. Patrick Süskind: Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Diogenes, Zürich 1985, ISBN 3-257-01678-6, Seite 159.
  8. Mirjam Pressler: Malka Mai. Roman. Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 2001, ISBN 978-3-407-80879-0, Seite 123.
  9. Martin Suter: Lila, Lila. Roman. Diogenes, Zürich 2004, ISBN 978-3-257-06386-8, Seite 317.
  10. Thomas Glavinic: Die Arbeit der Nacht. Roman. 1. Auflage. Carl Hanser Verlag, München/Wien 2006, ISBN 978-3-446-20762-2, Seite 131.
  11. Chika Unigwe: Schwarze Schwestern. Roman. Tropen, Stuttgart 2010 (Originaltitel: Fata Morgana, übersetzt von Ira Wilhelm aus dem Niederländischen), ISBN 978-3-608-50109-4, Seite 178 (niederländische Originalausgabe erschien 2007).
  12. Uwe Klußmann: Rebell gegen Rom. In: Norbert F. Pötzl, Johannes Salzwedel (Herausgeber): Die Germanen. Geschichte und Mythos. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013, ISBN 978-3-421-04616-1, Seite 118–131, Zitat Seite 118.
  13. Niroz Malek: Ein Park für die Kinder. In: Der Spaziergänger von Aleppo. Miniaturen. 2. Auflage. Weidle Verlag, Bonn 2017 (Originaltitel: تحت سماء الحرب, übersetzt von Larissa Bender aus dem Arabischen), ISBN 978-3-938803-83-7, Seite 62.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Ersetzen, Einsetzen
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