gemein
gemein (Deutsch)
Adjektiv
Positiv | Komparativ | Superlativ | ||
---|---|---|---|---|
gemein | gemeiner | am gemeinsten | ||
Alle weiteren Formen: Flexion:gemein |
Worttrennung:
- ge·mein, Komparativ: ge·mei·ner, Superlativ: am ge·meins·ten
Aussprache:
- IPA: [ɡəˈmaɪ̯n]
- Hörbeispiele: gemein (Info)
- Reime: -aɪ̯n
Bedeutungen:
- [1] veraltend: eine Eigenschaft habend, die mehreren gemeinsam ist
- [2] herablassend, veraltend: einfach und gewöhnlich; nicht besser als der Durchschnitt
- [3] abwertend: vulgär; von niederer Gesinnung
- [4] besonders in der Kindersprache: dem anderen übelwollend, fies, schofel
- [5] verstärkend: sehr; intensiv oder schmerzhaft
Herkunft:
- „Das Adjektiv gemein, existiert in den Bedeutungen gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich, niedrig gesinnt, niederträchtig, unfein, unanständig, und gehört seit dem 8. Jahrhundert zum Standardwortschatz. Es leitet sich von einem gemeingermanischen/altgermanischen Adjektiv *ga-maini- allgemein ab: althochdeutsch gimeini → goh zuteil geworden, bestimmt, gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, übereinstimmend, zugleich stammt aus dem 8. Jahrhundert, mittelhochdeutsch gemein → gmh, gemeine → gmh zusammengehörig, gemeinschaftlich, allgemein, vertraut, bekannt, für alle eingerichtet, gewöhnlich, zur Masse gehörig, niedrig, altsächsisch gimēni → osx, gimeini → osx, altfriesisch mēne → ofs, niederdeutsch meen → nds gesammt, all; de meene Koopmann → nds alle Kaufleute, die gesammte Kaufmannschaft, meene Borger → nds alle Bürger, mittelniederdeutsch gemēne, mittelniederländisch ghemēne → dum, ghemeen → dum, ghemein → dum, ghemeine → dum, niederländisch ghemeyne → nl[1], gemeen → nl, auch niedrig, niederträchtig, altenglisch gemǣne → ang allgemein, gemeinsam, gewöhnlich, niedrig, (aber auch altenglisch imæne → ang, imene → ang, imone → ang, und in der Form mene → ang,) englisch mean → en gemein, gering, niedrig, schlecht, gotisch 𐌲𐌰𐌼𐌰𐌹𐌽𐍃 (gamains) → got ‚gemeinsam, unheilig‘, dänisch gemeen → da gemein, liederlich, den gemene mand → da der gemeine Mann, gehört wie lateinisch commūnis → la gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich, oder auch lateinisch mūnus → la Verrichtung, Aufgabe, (siehe auch unter Kommune, Kommunismus) als Präfixbildung zu den unter Meineid mit indogermanischer Wurzel (*mei- tauschen, wechseln, siehe dort) aufgeführten Substantiven mit n-Suffix (*mein, *moino-) und der Grundbedeutung Tausch, Wechsel. Ausgangsbedeutung von gemein ist danach wohl worin man sich abwechselt, was einem im Wechsel mit anderen zukommt, was mehreren in gleicher Art gehörig ist, woraus sich dann die Bedeutungen gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein entwickelten.
- Da das, was mehreren oder vielen gemeinsam ist oder gehört, nicht wertvoll oder edel sein kann, wird gemein vom 15. Jahrhundert an zu einfach, gewöhnlich (der gemeine Mann, das gemeine Volk, der gemeine Soldat) und erhielt den abwertenden Nebensinn unheilig, alltäglich, gewöhnlich, roh, im 19. Jahrhundert (neudeutsch) auch verächtlich, niederträchtig, unanständig (gemeiner Schuft, Kerl).“[1][2][3][4][5]
Synonyme:
- [1] gemeinsam
- [2] einfach, normal
- [2, 3] gewöhnlich
- [3] ordinär, unverschämt, vulgär, widerwärtig
- [4] boshaft, fies, hinterhältig, niederträchtig, schofel, übelwollend
Unterbegriffe:
- [1] allgemein, handgemein, insgemein, ungemein
- [4] hundsgemein
Beispiele:
- [1] All diesen Leuten ist die Muttersprache Deutsch gemein.
- [1] Hier wächst eine Gemeine Schlüsselblume.
- [1] Das hab' ich in meinen fünf Jahren bei der BBC in London gelernt: Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, […] (der Journalist Hans-Joachim Friedrichs zum Thema Journalismus)[6]
- [2] Das gemeine Volk, also die einfachen Leute, die sagen da was ganz anderes.
- [3] Die gemeine Gossensprache ist vulgär.
- [4] Wie gemein von dir!
- [5] Ich bin ganz gemein umgeknickt.
- [5] Das tut gemein weh!
Charakteristische Wortkombinationen:
Wortbildungen:
- Gemein, Gemeinacker, Gemeinanger, Gemeinbegriff, Gemeinbesitz, Gemeinbier, Gemeinde, Gemeindeutsch, gemeindeutsch, gemeindlich, Gemeine, Gemeineigentum, gemeinfasslich, gemeinfrei, gemeingefährlich, Gemeingeist, gemeingermanisch, Gemeingut, Gemeinheit, gemeinhin, gemeiniglich, Gemeinkosten, Gemeinleben, gemeinmachen, Gemeinnutz, Gemeinnützlichkeit, Gemeinplatz, gemeinsam, Gemeinsamkeit, Gemeinschaft, Gemeinschuldner, Gemeinsinn, Gemeinsprache, gemeinverständlich, Gemeinwerk, Gemeinwesen, Gemeinwohl, Gemeinwortschatz
Übersetzungen
[1] veraltend: eine Eigenschaft habend, die mehreren gemeinsam ist
[3] abwertend: vulgär; von niederer Gesinnung
|
[4] besonders in der Kindersprache: dem anderen übelwollend, fies, schofel
|
Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Wikipedia-Artikel „gemein“
- [1–5] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „gemein“
- [1–4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „gemein“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „gemein“
- [1–5] The Free Dictionary „gemein“
- [1–5] Duden online „gemein“
Quellen:
- Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „gemein“
- Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „gemein“, unter Punkt 1: Form und Verwandtschaft
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „gemein“
- Günther Drosdowski (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1, Seite 209, unter gemein
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Seite 345, unter gemein
- „Cool bleiben, nicht kalt“. Der Fernsehmoderator Hanns Joachim Friedrichs über sein Journalistenleben. In: Spiegel Online. Nummer 13/1995, 27. März 1995, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. Dezember 2017).
This article is issued from Wiktionary. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.