stoßen

stoßen (Deutsch)

Verb

Person Wortform
Präsens ichstoße
dustößt
er, sie, esstößt
Präteritum ichstieß
Konjunktiv II ichstieße
Imperativ Singularstoße!
Pluralstoßt!
PerfektPartizip IIHilfsverb
gestoßen haben, sein
Alle weiteren Formen: Flexion:stoßen

Alternative Schreibweisen:

Schweiz und Liechtenstein: stossen

Worttrennung:

sto·ßen, Präteritum: stieß, Partizip II: ge·sto·ßen

Aussprache:

IPA: [ˈʃtoːsn̩]
Hörbeispiele:  stoßen (Info)  stoßen (Info)
Reime: -oːsn̩

Bedeutungen:

[1] mit einer gezielten und raschen Bewegung irgendwo (mit etwas) auftreffen
[2] transitiv: etwas mittels einer kurzen und heftigen zielgerichteten Bewegung irgendwo eindringen lassen, es irgendwo hineintreiben
[3] transitiv: etwas fabrizieren, indem man etwas in etwas stößt[1]
[4] transitiv: auch übertragen benutzt: etwas durch einen Stoß zu einer anderen Stelle bewegen
[5] reflexiv: unabsichtlich mit einem Körperteil nach einer raschen Bewegung irgendwo auftreffen, so dass es Schmerzen verursacht
[6] an etwas angrenzen
[7] reflexiv: mit der Präposition an: sich an etwas stören, an etwas Anstoß nehmen
[8] transitiv: etwas zu etwas zerkleinern
[9] intransitiv, in Bezug auf Fahrzeuge: unter stetigen Erschütterungen vorankommen
[10] intransitiv: in Stößen auftreten
[11] transitiv: häufig auf Emotionales bezogen: jemanden mit großer Heftigkeit ergreifen
[12] veraltende Bedeutung: kurz und kräftig in ein Instrument (meist das Horn) blasen
[13] umgangssprachlich, mit Dativ: jemandem etwas mit äußerster Deutlichkeit zu verstehen geben
[14] transitiv, vulgär, bezogen auf Männer: koitieren
[15] transitiv, Schweiz: etwas (häufig Fahrräder) schieben
[16] transitiv, Schweiz: etwas (meistens Autos) anschieben
[17] transitiv, Schweiz, häufig als Aufschrift an Türen: drücken
[18] transitiv, veraltete Bedeutung: stampfen
[19] transitiv, oberpfälzisch: pflanzen
[20] transitiv, veraltete Bedeutung: etwas mit heftiger Bewegung irgendwohin stecken
[21] auf etwas oder jemanden auftreffen, nachdem man eine schnelle Bewegung gemacht hat
[22] mit der Präposition auf: jemanden ganz unerwartet treffen
[23] mit der Präposition auf, auch übertragen benutzt: ganz unverhofft etwas entdecken, herausfinden
[24] mit der Präposition zu: sich jemandem anschließen
[25] mit der Präposition auf: auf etwas zuführen
[26] Jägersprache, mit der Präposition auf: sich im steil abwärts gerichteten Flug auf ein Beutetier stürzen

Herkunft:

Das Verb stammt vom starken althochdeutschen Verb stōʒan  goh und dem mittelhochdeutschen stōʒen  gmh ab. Verwandte Formen sind das altsächsische stōtan  osx, das mittelniederdeutsche und mittelniederländische stōten, das niederländische stoten  nl, außerdem das gotische 𐍃𐍄𐌰𐌿𐍄𐌰𐌽 (stautan)  got, das dänische støde  da und das altnordische stauta  non, das allerdings ein schwaches Verb war. Eine Verbindung lässt sich weiterhin zum altindischen तुदति (tudáti, stößt, schlägt), zum altirischen dotuit (fällt) und den lateinischen Verben tundere  la „stoßen, schlagen“ und studere  lastreben, trachten“ herstellen. Alle diese Formen sind auf das indoeuropäische *(s)teud- zurückführbar, bei dem es sich um eine Weiterbildung der indoeuropäischen Wurzel *(s)teu- (stoßen, schlagen) mit Dental handelt.[1]

Synonyme:

[2] rammen
[6] angrenzen, grenzen
[8] zerkleinern, zerstoßen
[12] blasen
[13] klarmachen, stecken
[14] Verzeichnis:Deutsch/Geschlechtsverkehr
[15] schieben
[16] anschieben
[18] stampfen
[19] pflanzen
[22] begegnen, treffen
[23] entdecken, finden

Beispiele:

[1] Er stieß ihr mit der Faust in die Seite.
[1] Immer musst du mit deinen Füßen an den Tisch stoßen!
[1] Wir haben immer wieder mit dem Ast an deine Fensterscheibe gestoßen.
[2] Der Täter stieß seinem Opfer ein Messer in den Rücken.
[2] Wir haben lange Stangen in die Erde gestoßen, an denen die Pflanzen hochranken sollen.
[3] Mit dem Pickel stoßen wir nun ein Loch ins Eis.
[4] Vor Wut stieß Lydia ihren Mann in die Ecke.
[4] Auf der Flucht vor der Polizei stießen die Täter gegen eine Leiter, auf der ein Maler stand.
[4] Der Spieler stieß den Spielball mit dem Queue mitten in den Pulk der Roten.
[4] Der König wurde vom Thron gestoßen.
[5] Jetzt hast du dich ja schon wieder an der spitzen Ecke des Schrankes gestoßen!
[5] Ich habe mir an der Kante den Fuß gestoßen.
[5] Meinhard hat sich derart heftig am Kopf gestoßen, dass er ins Krankenhaus musste.
[6] Dieses Grundstück stößt direkt an den Wald.
[6] Früher hat dieses Gelände unmittelbar ans Meer gestoßen, aber nun ist noch ein Koog dazwischen.
[7] Die Nachbarschaft hat sich schon immer am Lebenswandel der Papes gestoßen.
[7] Hier stoßen sich immer gleich alle an unseren Festen.
[8] Der Pfeffer muss zu kleinen Stückchen gestoßen werden.
[9] Das Fuhrwerk stieß auf dem holprigen Weg.
[10] Er sprach mit stoßendem Atem.
[10] Der Wind stößt schon den ganzen Tag.
[11] Ein unaufhörliches Schluchzen stieß sie, als sie von der Vergewaltigung erzählte.
[12] Er stieß kräftig ins Horn.
[13] Ich habe dem aufdringlichen Typen jetzt mal gestoßen, dass ich einen Freund habe.
[13] Mehmet begriff lange Zeit nicht, dass Melanie ein Kind von ihm erwartete. Man musste ihn regelrecht darauf stoßen.
[14] Du musst deine Freundin eben öfter mal stoßen, wenn sie immer meckert.
[15] Rudi stößt sein Velo schon wieder. Er hat ständig platte Reifen.
[15] Da stößt der junge Vater sein Kind im Kinderwagen.
[15] Wir kamen nicht mehr vom Speicher, weil Hänsli von außen den Riegel gestoßen hatte.
[16] Das Auto springt nicht an. Wir müssen es stoßen.
[17] Diese Tür müssen Sie stoßen. Dann geht sie auf.
[18] Die Männer stoßen das Erdreich.
[19] Dort sind die Erdäpfel gestoßen.
[20] Der Ritter stieß das Schwert in die Scheide.
[20] Wortlos stießen sie die Hände in die Taschen.
[20] Als die Bäuerin dem Pfaffen die Zunge ins Maul stieß, biss er sie ihr ab.
[20] Er stieß sich den Finger in den Schlund, um den Magen zu entleeren.
[21] Ich bin gegen Arno gestoßen, nachdem ich über den Teppich gestolpert war.
[21] Thilo stößt immer wieder mit dem Kopf an die Zimmerdecke, wenn er sich im Bett aufsetzt.
[22] Bei unserem Stadtbummel sind wir auf eine Vielzahl alter Bekannter gestoßen.
[22] Selbst im hintersten Irak stieß ich auf Leute, die aus Flensburg kamen.
[23] Wir sind auf Gold gestoßen.
[23] Er stieß auf etwas Merkwürdiges.
[23] Ihr stoßt überall auf Widerstände.
[24] Im Tal stießen meine Mitstreiter und ich wieder zu unserer Reisegruppe.
[25] Diese Straße stößt direkt auf das Flussufer.
[26] Der Bussard segelt durch die Luft und hält Ausschau nach Feldmäusen, auf die er stoßen kann.

Redewendungen:

Wortbildungen:

abstoßen, anstoßen, aufstoßen, ausstoßen, durchstoßen, einstoßen, herabstoßen, herumstoßen, hinabstoßen, hinausstoßen, hineinstoßen, hinunterstoßen, nachstoßen, niederstoßen, rückstoßen, umstoßen, verstoßen, vorstoßen, wegstoßen, zerstoßen, zurückstoßen, zusammenstoßen, zustoßen
Stoß, Stoßbetrieb, Stoßgebet, Stoßseufzer, Stoßverkehr, Stoßzeit

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1–17, 21–26] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Annette Klosa u. a. (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-411-05504-9, „stoßen“, Seite 1527
[1, 2, 4–13, 22–25] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „stoßen
[1, 2, 4–7, 12, 22, 23] The Free Dictionary „stoßen
[1, 4, 8, 11 18–20, 22, 23, 26] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „stoßen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalstoßen

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „stoßen“, Seite 1371
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