viel
viel (Deutsch)
Adjektiv, Indefinitpronomen, Numerale, Adverb
Positiv | Komparativ | Superlativ | ||
---|---|---|---|---|
viel | mehr | am meisten | ||
Alle weiteren Formen: Flexion:viel |
Anmerkung:
- [1, 2] je nach persönlicher Auffassung und persönlichem Standpunkt kann der Ausdruck eine sehr große Bandbreite von Mengen beschreiben
Anmerkung zur Wortart:
- Welcher Wortart viel zugeschrieben werden kann, ist gewissermaßen unsicher. „Bei viel, manch und wenig handelt es sich um Grenzfälle beziehungsweise um ein Nebeneinander von Adjektiv und Partikel/Artikelwort/Pronomen (in diesem Fall: Indefinitum).“[1] Grundsätzlich kann es auch als unbestimmtes Zahlwort (Numerale indefinitum) betrachtet werden. Solche Wörter erzeugen nur ein vages, unscharfes Maß an Bestimmtheit beim Empfänger der Nachricht/Information. Wegen dieser Unbestimmtheit können solche Wörter wie manch, viel, einige (also die indefiniten Numeralien) im Kontext, in dem sie stehen, häufig auch einiges über den Sprecher aussagen (siehe Selbstoffenbarung).
- Die Flexion des Wortes könnte dabei auf ein Adjektiv hinweisen. So ist beispielsweise die Flexionsart dem adjektivischen Muster entsprechend (mein vieles Geld) (hier wäre vieles ein flektierbares Attribut). Außerdem wird viel parallel zu Adjektiven flektiert (viele schlimme Dinge), was ebenfalls auf eine Wortart „Adjektiv“ hindeutet. Man kann aber nicht sagen: Er ist viel (im Sinne wie: Er ist schön. — (also prädikativ verwendetes Adjektiv)); eher: Es (zum Beispiel das Essen) ist viel.
- Gegen eine alleinige Klassifizierung als Adjektiv oder Pronomen sprechen auch die unflektierten Formen (Wir mussten viel sagen) und der Superlativ (Das stört mich am meisten.). Das Muster dieser Formen entspricht dem von indefiniten Numeralien beziehungsweise Gradpartikeln.
Anmerkung zur Substantivierung:
- Wird viel substantivisch gebraucht, ist die Großschreibung nicht obligat und es wird für gewöhnlich kleingeschrieben. Die Großschreibung kann daher eine besondere Betonung des Substantivischen sein.[2][3]
Alternative Schreibweisen:
- Viel (bei substantivischem Gebrauch, siehe auch die Anmerkung zur Substantivierung)
Worttrennung:
- viel, Komparativ: mehr, Superlativ: am meis·ten
Aussprache:
- IPA: [fiːl]
- Hörbeispiele: viel (Info), viel (Info), viel (Österreich) (Info)
- Reime: -iːl
Bedeutungen:
- [1] eine unbestimmte, große Menge von etwas; reichlich
- [2] zeitlich häufig auftretend; häufig
- [3] Verstärkung des Komparativs
Herkunft:
- zum Standardwortschatz gehörend, Indefinitpronomen, Adverb, Adjektiv, im Sinne von: eine große Menge oder Anzahl, zahlreich, sehr, bedeutend; althochdeutsch filu → goh, ›filo → goh‹[4], (8. Jahrhundert), mittelhochdeutsch vil → gmh, vile → gmh, altsächsisch filo → osx, filu → osx, mittelniederdeutsch vēl → gml, vēle → gml, mittelniederländisch vēle → dum, niederländisch veel → nl, altenglisch feolu → ang, fela → ang, ›feola → ang‹[5], ›feala → ang‹[4], ›altfriesisch ful → ofs, fulo → ofs,‹[4] altnordisch (nur in Zusammensetzungen) fjǫl- → non, gotisch 𐍆𐌹𐌻𐌿 (filu) → got ist ursprünglich ein (im germanischen Sprachbereich untergegangenes)[6] substantiviertes Adjektiv (germanisch *felu-, neutraler u-Stamm). Es wird daher im Sinne von große Menge unflektiert als Substantiv gebraucht (viel hilft viel) und kann dabei einen abhängigen Genitiv bei sich haben (viel Aufhebens). Bei Nominativen und Akkusativen erhält viel den Charakter eines Indefinitpronomens beziehungsweise eines unbestimmten Zahlworts (viel Geld, viel Erfreuliches), in Verbindung mit Verben entwickelt sich adverbieller Gebrauch (viel arbeiten). Schließlich nimmt viel adjektivische Flexion an (viele Leute, vielen Dank). Außergermanische Verwandte sind altindisch purū-, ›purú-ḥ ‹[6] - viel, reichlich, griechisch πολύς (polýs) → el - viel, (beachte auch poly…, Poly… in Fremdwörtern wie polyphon, Polygamie)[6] lateinisch plūs → la - mehr, altirisch il → sga - viel, sodass von indoeuropäisch *pelu-, *pḷlu- - Menge, viel, eigentlich füllend, ausgegangen werden kann, einer Weiterbildung der Wurzel indoeuropäisch *pel-, *pelə-, *plē- - gießen, fließen, aufschütten, einfüllen, füllen wozu auch voll, Fülle, fließen, fliegen, (siehe dort) gehört.[7][6][4][5]
Synonyme:
- [1] reichlich, zahlreich
- [1] in Hülle und Fülle
- [2] häufig, oft
Gegenwörter:
Beispiele:
- [1] Sie kaufte viel Obst.
- [1] Er kennt viel mehr Leute als ich.
- [1] „Die meisten Menschen, die sich mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, erkranken nicht schwer.“[8]
- [2] Er kümmerte sich viel um uns.
- [3] Der Unterschied ist jetzt viel größer geworden.
Redewendungen:
- viel Feind', viel Ehr'
- viel Geschrei und wenig Wolle
- viel hilft viel
- viel Lärm um nichts
Wortbildungen:
- vieldeutig, vielfach, vielfarbig, vielgeliebt, vielgestaltig, vielleicht, vielmals, vielmehr, vielsagend, vielversprechend
- Vieleck, Vielehe, Vielfahrer, Vielfalt, Vielflieger, Vielfraß, Vielschreiber, Vielvölkerstaat, Vielzahl
Übersetzungen
[1] eine unbestimmte, große Menge von etwas; reichlich
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[2] zeitlich häufig auftretend; häufig
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[3] Verstärkung des Komparativs
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1–3] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „viel“
- [1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „viel“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „viel“
- [*] Duden online „viel_zahlreich_vielerlei“
- [*] Duden online „viel_sehr_besonders_wesentlich“
Quellen:
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7. Auflage. Band 4, Dudenverlag, Mannheim u. a. 2005, ISBN 3-411-04047-5
- Duden online „Groß- oder Kleinschreibung von ein, andere, viel, wenig“
- Duden online: Rechtschreibregeln, Regel 77
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2011, ISBN 978-3-11-022364-4, DNB 1012311937, Seite 959 f., unter „viel“
- Online Etymology Dictionary „fela, feola“
- Günther Drosdowski (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1963, ISBN 3-411-00907-1, Seite 744, unter „viel“
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „viel“
- Jana Heck, Jochen Taßler: Coronavirus und Covid-19 – Wer gehört zur Risikogruppe?. In: Norddeutscher Rundfunk. 24. März 2020 (tagesschau.de, URL, abgerufen am 12. Juli 2020).
- Mundartnahe Umschrift und alternative Schreibweise nach El-Said Badawi, Martin Hinds: A Dictionary of Egyptian Arabic. Arabic-English. Librairie du Liban, Beirut 1986, Stichwort »كثير٬ كتير«, Seite 735.
- Mundartnahe Umschrift nach Leonhard Bauer, unter Mitwirkung von Anton Spitaler (Herausgeber): Deutsch-arabisches Wörterbuch der Umgangssprache in Palästina und im Libanon. Wörterbuch der arabischen Umgangssprache. Deutsch - Arabisch. 2., erweiterte und verbesserte Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1957, DNB 450262200, Stichwort »viel«, Seite 344.
- Mundartnahe Umschrift nach Karl Stowasser, Moukhtar Ani (Herausgeber): A Dictionary of Syrian Arabic. English–Arabic. Georgetown University Press, Washington, D.C. 2004 (Georgetown classics in Arabic language and linguistics), ISBN 1-58901-105-8, Stichwort »much«, Seite 154.
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