nähen

nähen (Deutsch)

Verb

Person Wortform
Präsens ichnähe
dunähst
er, sie, esnäht
Präteritum ichnähte
Konjunktiv II ichnähte
Imperativ Singularnähe!
Pluralnäht!
PerfektPartizip IIHilfsverb
genäht haben
Alle weiteren Formen: Flexion:nähen

Worttrennung:

nä·hen, Präteritum: näh·te, Partizip II: ge·näht

Aussprache:

IPA: [ˈnɛːən]
Hörbeispiele:  nähen (Info),  nähen (Info)
Reime: -ɛːən

Bedeutungen:

[1] transitiv: Textilteile mit einem Faden verbinden
[2] transitiv: Textilwaren oder bestimmte Teile davon nach der Technik [1] herstellen oder ausbessern
[3] Hautwunden mit einem Faden verschließen

Herkunft:

Verwandt mit Nadel.
Dem heutigen Verb gingen das althochdeutsche nāen  goh sowie die mittelhochdeutschen Formen næjen  gmh, næn  gmh, nægen  gmh und næwen  gmh voraus.[1] Ferner existierten das mittelniederdeutsche neyen  gml und das mittelniederländische naeyen  dum; im heutigen Niederländisch gibt es außerdem naaien  nl.[1] Gemeinsam mit verwandten Wörtern wie dem altgriechischen νῆν (nēn)  grcspinnen‘ und νῆμα (nēma)  grcFaden‘, dem lateinischen nere  la ‚spinnen‘ und nemen  la ‚Gespinst‘, dem walisischen nyddu  cy ‚spinnen‘, dem litauischen nýtis  lt ‚Weberkamm‘, dem russischen нить (nitʹ)  ru ‚Faden‘, dem mittelirischen snīm  mga ‚das Spinnen‘ und dem altirischen snāth  sga oder snāthe  sga ‚Faden‘ lassen sich diese Verben auf die indoeuropäischen Wurzeln *(s)nē-  ine und *(s)nēi-  ine zurückführen, welche für ‚Fäden zusammendrehen, weben, spinnen, nähen‘ stehen.[1]

Sinnverwandte Wörter:

[1] heften
[2] stricken, häkeln, sticken, sticheln, klöppeln, weben, steppen, stopfen, säumen, knüpfen
[2, 3] flicken
[3] klammern

Gegenwörter:

[1] nicht verbinden, sondern Verbindung lösen: trennen
[1] andere Verbindungstechniken: heften, kleben, leimen, nageln, schrauben, schweißen

Oberbegriffe:

[1] verbinden
[2] schneidern
[3] versorgen

Unterbegriffe:

[1] abnähen, aneinandernähen, annähen, aufnähen, benähen, einnähen, festnähen, übernähen, umnähen, vernähen, weißnähen, zunähen, zusammennähen
[2] abnähen, vornähen

Beispiele:

[1] „Und wie sie [die Königin] so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee.“[2]
[2] „Sie nähen Kleidung und Wäsche, Blusen und Mützen, Matratzen und Steppdecken, sie stellen Spielzeug, Puppen, Lametta, Fliegenfänger, Kämme, Sicherheitsnadeln, Druckknöpfe, Strohschuhe, Sackleinwand und Bürsten her.“[3]
[2] „Sie [meine Mutter] nähte mir sogar mal weiße Schlaghosen aus Vorhangstoff und dazu ein tierisch buntes Hemd mit riesigem Kragen. Darin war ich der King!“ (Leander Haußmann)[4]
[2] Der Vater schlief bald nach dem Nachtessen in seinem Sessel ein; die Mutter und Schwester ermahnten einander zur Stille; die Mutter nähte, weit unter das Licht vorgebeugt, feine Wäsche für ein Modengeschäft; die Schwester, die eine Stellung als Verkäuferin angenommen hatte, lernte am Abend Stenographie und Französisch, um vielleicht später einmal einen besseren Posten zu erreichen.[5]
[2] An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften.[6]
[3] In der Notaufnahme werden Platzwunden genäht.
[3] Die Wunde auf der Brust wurde ausgewaschen und mit einem Pflaster verdeckt. Die Enden der Wunde, wo die Haut nur geschlitzt war, nähte Davids zusammen, und erschrocken blickten die Indianer auf den Medizinmann, der dies so kaltblütig tun konnte, als hätte er es mit einem zerrissenen Hemd zu tun.[7]

Redewendungen:

doppelt genäht hält besser
mit heißer Nadel nähen, mit der heißen Nadel nähen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] einen Riss, eine Triangel nähen
[1] gerade, im Zickzack, einfach, doppelt, parallel, quer nähen
[1] schludrig, solide, sorgfältig, langsam, schnell nähen
[1, 2] mit Nadel und Faden, von Hand, mit der Maschine nähen
[1, 2] einen Aufschlag, eine Tasche, ein Knopfloch, einen Saum, einen Umschlag nähen
[2] ein Hemd, eine Hose, einen Rock nähen

Wortbildungen:

Konversionen: genäht (→ handgenäht, maschinengenäht, rahmengenäht, zwiegenäht), Nähen, nähend
Substantive: Näharbeit, Nähen(→ Selbernähen), Näher, Näherei, Nähfaden, Nähfuß, Nähgarn, Nähgut, Nähkasten, Nähkissen, Nähkorb, Nähkurs, Nähkursus, Nähmaschine, Nähnadel, Nähschatulle, Nähseide, Nähstich, Nähstube, Nähstunde, Nähtisch, Nähutensil, Nähwerkstatt, Nähzeug, Nähzimmer, Nähzutaten, Nähzwirn

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „nähen
[1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „nähen
[1, 2] Wikipedia-Artikel „Nähen
[1–3] The Free Dictionary „nähen
[1–3] Duden online „nähen
[1–3] PONS – Deutsche Rechtschreibung „nähen
[1–3] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „nähen“ auf wissen.de

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer et al.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, „nähen“, Seite 909.
  2. Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Der KinderbuchVerlag, 2003, ISBN 978-3358000175, Seite 251 (Sneewittchen)
  3. Ingrid Strobl: Sag nie, du gehst den letzten Weg. Frauen im bewaffneten Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1989, ISBN 978-3596247523, Seite 211
  4. Andrea Müller, Katharina Rieger: "Meine Mutter nähte Schlaghosen für mich". In: Zeit Online. Nummer 41/1999, 7. Oktober 1999, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 19. Oktober 2014).
  5. Franz Kafka: Die Verwandlung. In: Project Gutenberg eBook. Kapitel 13 (URL).
  6. Brüder Grimm: Die schönsten Kinder- und Hausmärchen - Das tapfere Schneiderlein. In: Project Gutenberg eBook. 169 (URL).
  7. Robert Kraft: Die Vestalinnen. In: Projekt Gutenberg-DE. Band IV, Kapitel 16: Ein indianisches Trinkgelage (URL).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Nähe, nahen, sägen
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