Husche

Husche (Deutsch)

Substantiv, f

Singular Plural
Nominativ die Husche die Huschen
Genitiv der Husche der Huschen
Dativ der Husche den Huschen
Akkusativ die Husche die Huschen

Nebenformen:

[1] nordostdeutsch, historisch regional (Ostpreußen, Westpreußen): Husch
[1] nordostdeutsch, ostmitteldeutsch: Huscher
[3] historisch regional (Ostpreußen, Westpreußen): Hubsche

Worttrennung:

Hu·sche, Plural: Hu·schen

Aussprache:

IPA: [ˈhʊʃə]
Hörbeispiele:  Husche (Info)
Reime: -ʊʃə

Bedeutungen:

[1] norddeutsch, ostmitteldeutsch umgangssprachlich: kurzer, schauerartiger Regen- oder Schneefall
[2] mitteldeutsch, oberdeutsch, historisch regional (Ostpreußen, Westpreußen): (im Husch = im Nu ausgeführter) Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht
[3] historisch regional (Ostpreußen, Westpreußen): Öffnung im unteren Teil des (hauptsächlich menschlichen) Gesichtes, hauptsächlich zur Nahrungsaufnahme und zur Lautbildung genutzt
[4] soldatensprachlich: kurzzeitiger feindlicher Feuerüberfall
[5] sondersprachlich (Rotlichtsprache): hysterischer Homosexueller mit femininem Gebaren

Herkunft:

[1] Es handelt sich um eine seit dem 15. Jahrhundert[1][2] bezeugte Ableitung zur onomatopoetischen, interjektiven Partikel husch.[3]
[2] Diese im Oberdeutschen aufgekommene Bedeutung ist ab 1500 bezeugt.[2]
[4] Ab dem Ersten Weltkrieg ist diese Bedeutung bezeugt.[2]

Synonyme:

[1] Regenschauer; Schneeschauer
[1] ostmitteldeutsch: Hudel
[2] Ohrfeige
[2] süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich: Watsche
[2] bairisch derb: Fotze
[2] österreichisch umgangssprachlich: Tatschkerl
[2] österreichisch salopp: Flasche, Tätschen
[2] landschaftlich: Backpfeife, Fauze, Dachtel, Schelle; umgangssprachlich: Klatsche; salopp: Knallschote; sonst veraltet: Maulschelle
[2] veraltet: Backenstreich, Wangenstreich
[3] Mund
[3] umgangssprachlich: Schnabel; scherzhaft: Futterluke, Plappermäulchen
[3] salopp: Rand, Rüssel, Schlund, Schnauze; zumeist abwertend: Klappe
[3] derb: Fresse; abwertend: Maul
[3] bildungssprachlich scherzhaft: Gehege der Zähne
[3] familiär, besonders norddeutsch: Schnute
[3] bairisch derb: Fotze, Pappen
[3] süddeutsch: Triel
[3] landschaftlich salopp, zumeist abwertend: Gosch, Gosche, Gusch, Gusche
[3] mitteldeutsch, norddeutsch: Flappe
[3] norddeutsch: Sabbel
[3] fachsprachlich (Anatomie): Os

Sinnverwandte Wörter:

[1] Guss, Platzregen, Regenguss, Sturzregen, Wolkenbruch
[1] schweizerisch: Gutsch
[1] umgangssprachlich scherzhaft: Dusche, Nassauer

Oberbegriffe:

[1] Meteorologie: Niederschlag, Schauer
[2] Schlag
[3] Körperöffnung, Körperteil
[4] Feuerüberfall
[5] Homosexueller, Mann, Mensch, Person

Beispiele:

[1] Nach der Husche sahen sie einen Regenbogen am Himmel.
[1] „Schon am Nachm[ittag]. bekommen wir starke Staubwolken mit einer Husche Regen; außer den wenigen Tropfen am Gebel Barkal fast seit 8 Monaten der erste wieder.“[4]
[1] „[…]; ſie [= Spargelstangen] ſtecken ja drin un ob ſie nu heute rauskommen oder morgen, is ja ganz egal. Eine düchtige Huſche, ſo wie die vor Pfingſten, und Du ſollſt mal ſehn.“[5]
[1] „Der Wind blies eine Huſche Schnee eiskalt zum Fenſter herein, als Einhart in ſein Atelier trat, wo hinter einem Wandſchirm ſein Bett ſtand.“[6]
[1] „Die Lehrer klumpten auf dem Korridor zusammen, weil gerade eine Husche über das Dorf strich.“[7]
[1] „Doch auf einen strahlend sonnigen Mittwoch folgte gestern früh erst mal eine dicke Husche Winter: So gegen fünf Uhr hatte es angefangen zu schneien.“[8]
[1] „Immer wieder lugte die liebe Sonne durch die Wolken. Und die kleinen Huschen zwischendurch nutzten dann die Spaziergänger zum Shoppen in den Einkaufs-Tempeln.“[9]
[1] „Für ihn ist es ne Affenhitze, aber nach der Demse gibt es ne Husche.[10]
[1] „Hafenbetriebsleiter Bernd Zimmermann schüttelt aber den Kopf: So eine Husche »hat noch keine spürbaren Auswirkungen auf den Wasserstand.«“[11]
[1] „Vor allem heute kann es noch kurze Huschen geben, bevor sie am Sonntag seltener werden.“[12]
[1] „Es bilden sich im Tagesverlauf Schauer, die örtlich auch kräftige Huschen bringen können.“[13]
[1] „Immer wieder kam mal eine Husche runter.“[14]
[1] „Während am Sonnabend die eine oder andere Husche für kurze Schauer am Strand unterhalb von Leuchtturm und Teepott sorgte, herrschte am Sonntag eitel Sonnenschein.“[15]
[1] „Die Pfingstnässe war da vielerorts nicht viel mehr als eine willkommene Husche.[16]
[1] „Das ist schwer in diesem wechselhaften Sommer. Nicht, dass große Niederschläge vom Himmel gekommen wären. Mal ein Niesel da, mal eine Husche dort.“[17]
[1] „Auch am Samstagabend gab es nur eine kleine Husche.[18]
[2]
[3] „Weib, halt’ deine lose Husche,
Fing der Mann jetzt wieder an.“[19]
[4] „Die ruſſiſche Artillerie ſtreute wohl dann und wann mit Schrapnells und Granaten unſre Gräben ab, ein Volltreffer ſchlug ſogar einmal meinen Unterſtand, als ich gerade die Tür aufmachte, zu einem Scherbenhaufen zuſammen, aber alles das ging immer raſch wie ein Mairegen, eine ‚Huſche‘, vorüber, der Franzoſe hatte dies Spiel viel beſſer verſtanden, und im ganzen nahmen wir ‚Iwan den Schrecklichen‘, wie der Ruſſe bei uns hieß, nicht ganz ernſt.“[20]
[5] „Die «Tunten, Tanten, Trinen, Huschen, Puschen» usw. stellten die unterste Kaste innerhalb der homosexuellen Minderheit dar.“[21]
[5] „Nicht die »Tunten, Tanten, Trinen, Huschen, Puschen«, sondern »gesunde, gerade Kerle, Jungens aus der Wandervogelbewegung, Offiziere oder Sportler« sollen das öffentliche Bild vom Homosexuellen prägen.“[22]
[5] „Was aber eine Tunte, eine Husche, ein Drag (King wie Queen), eine Transe, eine Triene oder eine Tücke genau ist, ist regional und historisch verschieden, nicht zu definieren und soll natürlich für Außenstehende auch nur bedingt begreifbar sein.“[23]
[5] „Ebenfalls dort wurden mit geschickter Hand sämtliche blondierte Szene-Huschen als Statisten gecastet.“[24]
[5] „Außerhalb von Ostberlin und Leipzig existierte praktisch kein öffentliches schwules Leben, und ostdeutsche Schwule waren weit davon entfernt, sich wie im Westen als «Mode-Huschen» oder «Kultur-Tunten» in Szene zu setzen.“[25]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Husche
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Husche
[1] Duden online „Husche
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-PortalHusche
[1, 2] Joachim Heinrich Campe: Wörterbuch der deutschen Sprache. Zweiter Theil. F bis K, Braunschweig 1808 (Internet Archive), Stichwort »Der Huſch […] die Huſche«, Seite 810.
[1, 2] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Husche
[2, 3] Hermann Frischbier: Preussisches Wörterbuch. Ost- und westpreussische Provinzialismen in alphabetischer Folge. Erster Band: A — K, Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1882, Stichwort »Husche«, Seite 307.
[1] Hans Meyer: Der Richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. Fünfte Auflage. Druck und Verlag von H. S. Hermann, Berlin 1904, Stichwort »Huſche«, Seite 46 (Zitiert nach Internet Archive).
[1] Elke Becker, Ute Nestler: DDR-Slang. Das andere Deutsch. 1. Auflage. Papilio Print Rump, Bielefeld 1990 (Kauderwelsch ; Band 50), ISBN 3-89416-242-2, Seite 14 (Google Books).
[1, 2, 4] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Husche«.
[1, 2, 4, 5] Sprechen Sie Hamburgisch? In: Hamburger Abendblatt. 11. April 2014, ISSN 0949-4618, Seite 8 (Onlineversion: URL, abgerufen am 3. November 2018).

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Husche
  2. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »Husche«.
  3. Duden online „Husche
  4. Georg Gustav Erbkam; in der Transkription von Elke Freier, unter Mitarbeit von Stefan Grunert, herausgegeben von der Arbeitsgruppe Altägyptisches Wörterbuch der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Tagebuch meiner egyptischen Reise. 1. Auflage. [Teil 2] Aufenthalt im Fayum; Reise durch Egypten nach Nubien und zurück bis Philae. vom 24sten Mai 1843 bis 23sten September 1844., [sine editio], [Ägypten] [1843–44], Seite [174] (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  5. Theodor Fontane: Irrungen, Wirrungen. Roman. 1. Auflage. Verlag von F. W. Steffens, Leipzig [1888], Seite 16 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  6. Carl Hauptmann: Einhart, der Lächler. Roman. Erſter Band, Marquardt & Co. Verlag, Berlin 1907, Seite 239 (Zitiert nach Internet Archive).
  7. Walter Kempowski: Heile Welt. Roman. 1. Auflage. Albrecht Knaus, München 1998, ISBN 3-8135-0051-9, Seite 373 (Zitiert nach Google Books).
  8. Weißer Spuk am Morgen. Massive Schneefälle sorgten gestern für Probleme im Berufs- und Schülerverkehr. In: Thüringer Allgemeine. 18. Februar 2000.
  9. Biker, Blumen und viel „Biel“. In: Berliner Kurier. Nummer 69, 11. März 2001, ISSN 1437-3475, Seite 12.
  10. Volker Blech: Der Wetterbericht. In: Berliner Morgenpost. 22. Juli 2003, Seite 9.
  11. Eine Husche reicht nicht. In: Sächsische Zeitung. 8. Oktober 2003, Seite 13.
  12. Nicht mehr ganz so heiß Wetterprognose: Tiefausläufer bringen einge Schauer mit. In: Märkische Allgemeine. 16. Juni 2007, Seite 4 (Ausgabe Königs Wusterhausen).
  13. Schauer mit wenigen Sonnenstrahlen. In: Lausitzer Rundschau. 12. Juni 2009, Seite 12 (Ausgabe Calau).
  14. Frank Kalla: Meine Woche: Nichts währt für die Ewigkeit. In: Ostthüringer Zeitung. 2. Juni 2012, Seite 15.
  15. Der Pokal geht nach Hamburg. In: Norddeutsche Neueste Nachrichten. 27. Mai 2015, Seite 18.
  16. Nasse Pfingsten und fettes Fest. In: Schweriner Volkszeitung. 17. Mai 2016, Seite 7 (Ausgabe Hagenow).
  17. Sigrid Werner: Nur kleine Körner nach Durststrecke. In: Nordkurier. 10. August 2016, Seite 17 (Regionalausgabe Prenzlauer Zeitung).
  18. Detlef Anders: Vier Tage im Pferdefieber. In: Mitteldeutsche Zeitung. 21. August 2017, Seite 9.
  19. Hermann Frischbier: Preussisches Wörterbuch. Ost- und westpreussische Provinzialismen in alphabetischer Folge. Erster Band: A — K, Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1882, Stichwort »Husche«, Seite 307.
  20. Walter Flex: Der Wanderer zwiſchen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis. C. H. Beck’ſche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck, München 1917, Seite 28 (Zitiert nach Google Books).
  21. Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: Rosa Winkel, Rosa Listen. Homosexuelle und «Gesundes Volksempfinden» von Auschwitz bis heute. Originalausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1981 (rororo ; 4827 : rororo aktuell), ISBN 3-499-14827-7, Seite 105 (Zitiert nach Google Books).
  22. Heinz-Dieter Schilling (Herausgeber): Schwule und Faschismus. Elefanten Press, Berlin (West) 1983, ISBN 3-88520-114-3, Seite 11 (Zitiert nach Google Books).
  23. Jens Dobler; Verein zur Erforschung und Darstellung der Geschichte Kreuzbergs e. V. (Herausgeber): Von anderen Ufern. Geschichte der Berliner Lesben und Schwulen in Kreuzberg und Friedrichshain. Bruno Gmünder Verlag, Berlin 2003, Seite 14 (Zitiert nach Google Books).
  24. Axel Schock, Manuela Kay: Out im Kino! Das lesbisch-schwule Filmlexikon. 1. Auflage. Querverlag, Berlin 2003, ISBN 3-89656-090-5, Seite 67 (Zitiert nach Google Books).
  25. Joachim Bartholomae, Volker Weiß: Schwules Leben in der DDR. Eine Spurensuche. In: Rainer Marbach, Volker Weiß (Herausgeber): Konformitäten und Konfrontationen. Homosexuelle in der DDR. 1. Auflage. Männerschwarm Verlag, Hamburg 2017 (Edition Waldschlösschen/Band 14; Geschichte der Homosexuellen in Deutschland nach 1945/Band 4), ISBN 978-3-86300-182-7, Seite 15 (Zitiert nach Google Books).
  26. Winfried Baumgart: Wörterbuch historischer und politischer Begriffe des 19. und 20. Jahrhunderts. Deutsch – Englisch – Französisch. 2. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2014, ISBN 978-3-11-036356-2, Seite 177 (Zitiert nach Google Books).

Substantiv, m, f

Singular 1Singular 2 Plural
Nominativ der Huschedie Husche die Huschen
Genitiv des Huschender Husche der Huschen
Dativ dem Huschender Husche den Huschen
Akkusativ den Huschendie Husche die Huschen

Nebenformen:

[1] Hurtsch, Huschchen, Huschen, Huscher, Huschken, Hussche, Husje

Worttrennung:

Hu·sche, Plural: Hu·schen

Aussprache:

IPA: [ˈhʊʃə]
Hörbeispiele:  Husche (Info)
Reime: -ʊʃə

Bedeutungen:

[1] sondersprachlich (Gaunersprache): Angehöriger des Militärs oder der Polizei beziehungsweise Gendarmerie

Herkunft:

Es handelt sich um eine Entstellung des ungarischen huszár  huHusar‘.[1]

Synonyme:

[1] Soldat; Polizist, Gendarm

Oberbegriffe:

[1] Mann, Mensch, Person

Beispiele:

[1]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1] Wilhelm Polzer: Gauner-Wörterbuch für den Kriminalpraktiker. J. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier), München/Berlin/Leipzig 1922, Seite 37 (Internet Archive).
[1] Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. 2., durchgesehene Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1985, ISBN 978-3-87118-736-0, Stichwort »Husche [2273]«, Seite 140–141 (Google Books; korrigierter Nachdruck der Ausgabe Mannheim, Bibliographisches Institut, 1956).
[1] Sprechen Sie Hamburgisch? In: Hamburger Abendblatt. 11. April 2014, ISSN 0949-4618, Seite 8 (Onlineversion: URL, abgerufen am 3. November 2018).

Quellen:

  1. Siegmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen. Deutsche Gaunersprache. 2., durchgesehene Auflage. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1985, ISBN 978-3-87118-736-0, Stichwort »Husche [2273]«, Seite 141 (Google Books; korrigierter Nachdruck der Ausgabe Mannheim, Bibliographisches Institut, 1956).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: Dusche, Gusche, Husch, Lusche, Musche, Tusche
Levenshtein-Abstand von 2: Husse
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