Zaun
Zaun (Deutsch)
Substantiv, m
Singular | Plural | |
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Nominativ | der Zaun | die Zäune |
Genitiv | des Zaunes des Zauns |
der Zäune |
Dativ | dem Zaun dem Zaune |
den Zäunen |
Akkusativ | den Zaun | die Zäune |
Worttrennung:
- Zaun, Plural: Zäu·ne
Aussprache:
- IPA: [t͡saʊ̯n]
- Hörbeispiele: Zaun (Info)
- Reime: -aʊ̯n
Bedeutungen:
- [1] eine aus Drahtgeflecht oder aus (gekreuzten, parallel angeordneten oder dergleichen) Metall- oder Holzstäben bestehende Vorrichtung, die zumeist ein Grundstück, ein bestimmtes Areal oder dergleichen eingrenzt
Herkunft:
- Bei dem Wort handelt es sich um ein seit dem 8. Jahrhundert[1][2] bezeugtes Erbwort, dessen mittelhochdeutsche Formen zūn → gmh[1][2][3] und zoun → gmh[1] ‚Umzäunung, Hecke, Gehege‘[2] (vergleiche mittelniederdeutsch tūn → gml ‚Flechtzaun, Gehege, Garten‘, mittelniederländisch tuun → dum ‚Flechtzaun, umzäunter Hof‘[2]) lauteten. Diese entstammen der gleichbedeutend althochdeutschen Form zūn → goh[1][2][3], welche ihrerseits auf die (nicht bezeugte, aber rekonstruierte) germanische Form *tūna- m ‚Zaun‘[1] zurückgeführt wird. Der gleichen Quelle sollen altnordisch tūn → non n[1][2][3] ‚eingezäuntes Land[3], eingehegter Grasplatz vor dem Haus[2], Hof[3], Hofplatz[2], Ortschaft[3], Stadt[2]‘, altfriesisch tūn → ofs[1], altsächsisch tūn → osx[1][2] ‚Flechtzaun, Gehege, Garten‘[2] und altenglisch tūn → ang[1][2][3] ‚Zaun[2][3]; Garten[2][3]; Feld[2]; Hof[2][3]; Landhaus[2]; Wohnung[2]; Dorf[2][3], Stadt[2], Ortschaft[3]‘ entspringen. So wird deutlich, dass sich im Altnordischen und Altenglischen die Bedeutung zu ‚eingehegter Platz‘ weiter entwickelt, so dass sich englisch town → en ‚Stadt‘[2][3], niederländisch tuin → nl ‚Garten‘[2][3], (mundartliches) schwedisch tun → sv ‚Zaun‘[2] und isländisch tún → is[1] ergeben.[1] Die Herkunft der erschlossenen germanischen Form bleibt jedoch letztlich unklar.[1] Außergermanische Anknüpfungsmöglichkeiten finden sich im Keltischen[2]: altirisch dūn → sga[2][3] oder dún → sga n ‚Burg, befestigte Stadt‘[1], altwalisisch din → owl ‚Burg‘[2]. Vermutlich gehört hierhin auch das gallisch-lateinische Element -dūnum[2][3] oder -dunum[1], das als zweites Glied in Ortsnamen auftritt[1][2][3], wie zum Beispiel in Lugdūnum → la ‚Lyon‘[2], Noviodunum → la ‚Neuenburg‘ (Name mehrerer keltischer Städte)[3], Tarodūnum → la ‚Zarten‘[2], Virodūnum → la ‚Verdun‘[2].
Synonyme:
- [1] Abzäunung, Einfriedigung/Einfriedung, Einzäunung, Umzäunung
- [1] gehoben: Befriedung, Umfriedigung/Umfriedung
- [1] besonders Forstwesen: Einhegung
- [1] Schweiz: Hag
- [1] Namibia: Fence
- [1] landschaftlich, besonders Nordamerika, Südafrika (KwaZulu-Natal): Fenz
Sinnverwandte Wörter:
Verkleinerungsformen:
- [1] Zäunchen, Zäunlein
Oberbegriffe:
- [1] Abgrenzung
Unterbegriffe:
- [1] Bauzaun, Betonzaun, Bienenzaun, Blendschutzzaun, Bohlenzaun, Bretterzaun, Drahtzaun, Einfriedungszaun, Eisenzaun, Elektrozaun, Fangzaun, Flechtzaun, Gabenzaun, Gartenzaun, Gefängniszaun, Gitterzaun, Grenzzaun, Holzzaun, Jägerzaun, Lagerzaun, Lattenzaun, Maschendrahtzaun, Metallzaun, Palisadenzaun, Plankenzaun, Schutzzaun, Spendenzaun, Sperrzaun, Stacheldrahtzaun, Stahlzaun, Staket/Staketenzaun, Viehzaun, Weidezaun
Beispiele:
- [1] Viele Menschen frieden ihr Grundstück mit einem Zaun ein.
- [1] „Es blieb nicht aus, daß wir dann vor dem Zaun standen.“[4]
- [1] „Und die Kosaken sahen sich erstaunt nach Denissow um, als er sich mit einigen nach Hundegebell klingenden Lauten rasch abwandte, an den Zaun ging und sich gegen ihn lehnte.“[5]
- [1] „Eines Tages überraschte ihn der Vater, wie er mit der mühsam festgehaltenen Büchse, auf den Fußspitzen stehend, durch eine Schießscharte des Zaunes nach einem unfern aufgeblockten Hühnergeier zielte.“[6]
- [1] „Über einen Gartenzaun grünten Fliederbüsche, und nicht eine Latte des Zaunes war zerbrochen.“[7]
Redewendungen:
- [1] ein lebender Zaun
- [1] mit etwas hinter dem Zaun halten/mit etwas hinterm Zaun halten
- [1] etwas vom Zaun brechen/gehoben: etwas vom Zaune brechen
- [1] den Zaun nicht einreißen
- [1] durch den Zaun grasen
- [1] für jemanden einen Zaun flicken
- [1] Hier möchte ich nicht tot überm Zaun hängen!
- [1] jemandem den Zaun pinseln
- [1] jemanden über den Zaun schippen
- [1] nicht alle Latten am Zaun haben/nicht mehr alle Latten am Zaun haben
- [1] übern Zaun gehen
- [1] Wind über den Zaun schaufeln
- [1] Wir werden den Zaun schon pinseln!
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] mit Adjektiv: ein elektrischer, hoher, niedriger Zaun, schmiedeeiserner Zaun ( Audio (Info)), unüberwindlicher Zaun,
- [1] mit Substantiv: ein Zaun aus Holz, Latten, Maschendraht, Stacheldraht
- [1] mit Verb: einen Zaun anstreichen, ausbessern/flicken/erneuern/reparieren, errichten/ziehen
- [1] in Kombination: durch den Zaun schlüpfen; über den Zaun klettern, springen
Wortbildungen:
- zaundürr, Zauneidechse, zäunen, Zaunersatz, Zaungast, Zaunkönig, Zaunlatte, Zaunlilie, Zaunlücke, Zaunpfahl/Zaunspfahl, Zaunpfosten, Zaunrebe, Zaunrübe, Zaunschlüpfer, Zaunwinde
Übersetzungen
[1]
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Dialektausdrücke: | ||
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 10. Band Vide–Zz, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04833-6, DNB 965409295, Seite 4592.
- [1] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 1962.
- [1] Duden online „Zaun“
- [1] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Zaun“ auf wissen.de
- [1] Wikipedia-Artikel „Zaun“
- [1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Zaun“
- [1] The Free Dictionary „Zaun“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Zaun“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Zaun“
- [1] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „Zaun“
- [1] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Zaun“
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Zaun“
- [1] Ernst Christmann (Begründer), fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post; unter Mitarbeit von Josef Schwing und Sigrid Bingenheimer: Pfälzisches Wörterbuch. 6 Bände und ein Beiheft. Stuttgart 1965–1998, Stichwort „Zaun“.
- [1] Josef Müller (Bearbeiter und Herausgeber), ab Band Ⅶ herausgegeben von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender: Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971, Stichwort „Zaun“.
- [1] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Zaun“ (Wörterbuchnetz), „Zaun“ (Zeno.org)
Quellen:
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 1004.
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Zaun“
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 4. Auflage. Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2006, ISBN 978-3-411-04074-2, Seite 939–940.
- Janosch: Polski Blues. Roman. Goldmann, München 1991, ISBN 978-3-442-30417-2, Seite 99.
- Leo N. Tolstoi: Krieg und Frieden. Roman. Paul List Verlag, München 1971 (übersetzt von Werner Bergengruen), Seite 1372f. Russische Urfassung 1867.
- Friedrich von Gagern: Der Marterpfahl. Novelle. Reclam, Stuttgart 1985, ISBN 3-15-006533-X, Seite 19. Zuerst 1925.
- Erich Maria Remarque: Zeit zu leben und Zeit zu sterben. Roman. 4. Auflage. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003, ISBN 3-462-02726-3, Seite 322. Urfassung von 1954.
- Cléo Vilson Altenhofen: Hunsrückisch in Rio Grande do Sul. Ein Beitrag zur Beschreibung einer deutschbrasilianischen Dialektvarietät im Kontakt mit dem Portugiesischen. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06776-0, DNB 946457603, Seite 139, 308.
- Ebenda, Seite 140.
- Ebenda, Seite 140, 310.
- Ebenda, Seite 130.
- Nach Friedrich Staub, Ludwig Tober (Begr.); Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner, Peter Dalscher, Peter Ott (Hrsg.): Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. Herausgegeben mit Unterstützung des Bundes und der Kantone. 17 Bände, Huber, Frauenfeld 1881ff., DNB 560594666 (Digitalisat). Siehe Stichwörter wie »Zū(n)bannrëcht«, »Zūnchünig« und so weiter.
- Nach Hermann Fischer, Hermann Taigel: Schwäbisches Handwörterbuch auf der Grundlage des „Schwäbischen Wörterbuchs“ von Hermann Fischer † und Wilhelm Pfleiderer †. H. Laupp’sche Buchhandlung/J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1986, ISBN 3-16-444814-7 (Gewebe), ISBN 3-16-445092-3 (Leder), DNB 860391639. Siehe Stichwörter wie »Zauⁿ-lucke«, »Zauⁿ-schlupfer« und so weiter.
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