bescheren
bescheren (Deutsch)
Verb, regelmäßig
Person | Wortform | |||
---|---|---|---|---|
Präsens | ich | beschere | ||
du | bescherst | |||
er, sie, es | beschert | |||
Präteritum | ich | bescherte | ||
Konjunktiv II | ich | bescherte | ||
Imperativ | Singular | beschere! | ||
Plural | beschert! | |||
Perfekt | Partizip II | Hilfsverb | ||
beschert | haben | |||
Alle weiteren Formen: Flexion:bescheren |
Anmerkung zur Rektion:
- „Das Verb bescheren wird in der Regel mit dem Dativ der Person und dem Akkusativ der Sache verbunden: Das Christkind hatte dem Jungen eine Eisenbahn beschert [Bedeutung 1]. In übertragener Verwendung: Das Schicksal hat ihnen keine Kinder beschert [Bedeutung 5]. Nach dem Vorbild von beschenken wird bescheren häufig auch mit dem Akkusativ der Person verbunden, jedoch wird dann das Geschenk meist nicht genannt: Wir bescheren die Kinder um 5 Uhr [Bedeutung 2]. Unschön, aber korrekt: Die Heimkinder wurden mit Spielsachen beschert [Bedeutung 3].“[1]
Worttrennung:
- be·sche·ren, Präteritum: be·scher·te, Partizip II: be·schert
Aussprache:
- IPA: [bəˈʃeːʁən]
- Hörbeispiele: bescheren (Info)
- Reime: -eːʁən
Bedeutungen:
- [1] jemandem etwas an Weihnachten (Heiligabend) zum Geschenk machen
- [2] an einen bestimmten (besonders innerfamiliären) Personenkreis die Weihnachtsgeschenke verteilen
- [3] selten: jemanden zu Weihnachten (Heiligabend) mit Gaben, einem Geschenk bedenken
- [4] Luxemburg: jemandem Geschenke (besonders auf förmliche oder feierliche Weise) übergeben
- [5] jemandem etwas zuteilwerden lassen
- [6] auch scherzhaft: jemandem etwas einbringen
Herkunft:
- Bei dem Verb handelt es sich um ein Erbwort aus mittelhochdeutschem beschern → gmh[2][3], das eine allgemeinere Bedeutung besaß[2], nämlich ‚zuteilen[2][3], zumessen[2], bestimmen[3], verhängen[3]‘ (insbesondere von Gott und vom Schicksal)[2][3].
- Das mittelhochdeutsche Verb ist eine Präfixbildung[2][3] zu mittelhochdeutschem schern → gmh ‚abteilen, teilen, wohin schaffen, zuteilen‘, dem unter »scheren« behandelten schwachen Verb[3], und geht zurück auf die (nicht belegte, aber rekonstruierte) westgermanische Form *skar-ija- ‚teilen, zuteilen‘, der ebenfalls altenglisches scirian → ang und althochdeutsches scerian → goh und scerren → goh entstammen.[2] Die westgermanische Form ist eine Ableitung zu (ebenfalls erschlossenem) *skarō f ‚Teil‘, dem altenglisches scearu → ang und altfriesisches skere → ofs entspringen.[2]
- Die ab dem 17. Jahrhundert bezeugte besondere Bedeutung des heutigen Wortes erklärt sich aus der Auffassung, dass die Weihnachtsgeschenke Gaben Christi beziehungsweise des Christkinds, also göttliche Gaben, seien.[2][3]
Synonyme:
- [1, 2] landschaftlich veraltend: einbescheren
Sinnverwandte Wörter:
- [1] schenken
- [2] austeilen, verteilen
- [3, 4] beschenken
- [5, 6] eintragen
- [6] etwas mit sich bringen
Gegenwörter:
- [1] rauben, stehlen
- [1] familiär: mausen, mopsen, stibitzen
- [1] salopp: klauen
- [2] abjagen, abnehmen, entreißen, fortnehmen, wegnehmen
- [2] gehoben: entwinden
- [2] umgangssprachlich: abknöpfen, einkassieren, wegschnappen
- [2] salopp: ablausen, abluchsen
- [3] ausnehmen, ausplündern, ausrauben, bestehlen
- [3] gehoben: berauben, entwenden
- [3] umgangssprachlich scherzhaft: erleichtern
- [3] umgangssprachlich, zumeist scherzhaft: bemopsen
- [3] salopp: beklauen, filzen
- [3] regional (Hamburg): begrasmardeln
- [3] sondersprachlich (besonders Gaunersprache): fleddern
Beispiele:
- [1] Unserem Sohn wurde eine Eisenbahn beschert.
- [1] „Der Vater war der Weihnachtsengel, der Klavier spielte, der Ankersteinbaukasten und Dampflokomotive bescherte.“[4]
- [2] Bei uns werden die Kinder erst nach dem Abendessen beschert.
- [2] „»Wir bescheren erst nach dem Essen«, sagte Annemarie und tischte Heringssalat mit Pellkartoffeln auf.“[5]
- [2] „Wer beschert denn nun die Kinder?“[6]
- [2] „Ursprünglich wurde nur den Kindern beschert, erst in jüngerer Zeit wurde der Brauch auf Erwachsene ausgedehnt.“[7]
- [3] „Jedes Kind wurde reichlich beschert.“[8]
- [3] „Die Kleinen wurden vom Nikolaus beschert und die Großen genossen bei Reibekuchen und Waffeln vorweihnachtliche Geselligkeit im Lichterglanz.“[9]
- [4] „Sie … beschert die Hausbewohner zu so genannten ›runden‹ Geburtstagen“[10]
- [5] Das Schicksal hat ihm einen hohen Lottogewinn beschert.
- [5] „Nun ſchien mir nach einem ſtürmiſchen März und April das ſchönſte Maywetter beſchert zu ſeyn.“[11]
- [5] „Nichts gegen die Frauen, aber daß der Zufall ihnen einen Tag allein beschert, ist einfach fein, oder nicht.“[12]
- [5] „Da aber Gott nicht alle Gaben zugleich verteile, habe er den Eheleuten ein ‚großes Stück seines Segens vorenthalten‘ und ihnen keine Kinder beschert, ‚welches ihnen kein geringes Kreuz gewesen‘ sei.“[13]
- [6] „Seine Erregung bescherte ihm einen ungesunden Schweiß in den Handtellern.“[14]
- [6] „Mir beschert zwar eine nicht mehr abflauen könnende Wut immer ein rotes Gesicht, aber schon am Hals beginnt die Blässe.“[15]
- [6] „Die gerade abgelaufene Sommersaison hat dem unter mehr als zwölf Prozent Arbeitslosigkeit leidenden Land neue Rekorde beschert.“[16]
- [6] „Doch früher oder später wird es auch die Intendanten von ARD und ZDF beschäftigen und ihnen eine neue Debatte über ihre Gebührenmilliarden bescheren.“[17]
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] den Kindern viele schöne Dinge bescheren
- [2] erst nach dem Abendbrot, der Christmette, dem Essen bescheren
- [3] die Kleinen mit Spielsachen bescheren
Wortbildungen:
- [1] Beschertag
- [1–3] Bescherung
Übersetzungen
[1] jemandem etwas an Weihnachten zum Geschenk machen
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[2] an einen bestimmten Personenkreis die Weihnachtsgeschenke verteilen
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[3] jemanden zu Weihnachten mit Gaben, einem Geschenk bedenken
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[4] Luxemburg: jemandem Geschenke übergeben
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[5] jemandem etwas zuteilwerden lassen
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[6] jemandem etwas einbringen
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1–3, 5, 6] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „bescheren“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „bescheren“
- [1, 3, 5, 6] The Free Dictionary „bescheren“
- [1, 2, 5, 6] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „bescheren“
- [1–3, 5] Duden online „bescheren“
- [1, 2, 5] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „bescheren“ auf wissen.de
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „bescheren“
- [1–3, 5] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 2. Band Bedi–Eink, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04753-4, DNB 96540790X, Stichwort »bescheren«, Seite 547.
- [4] Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »bescheren«, Seite 106.
- [1–3, 5] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Stichwort »bescheren«, Seite 282.
- [1–3, 5] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »²bescheren«.
- [1–3, 5] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Stilwörterbuch. Grundlegend für gutes Deutsch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 9., völlig neu bearbeitete Auflage. Band 2, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2010, ISBN 978-3-411-04029-2, Stichwort »bescheren«, Seite 181.
- [1–3, 5] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 7. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2011, ISBN 978-3-411-05507-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »bescheren«.
- [1–3, 6] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »bescheren«.
Quellen:
- Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Richtiges und gutes Deutsch. Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Band 9, Dudenverlag, Mannheim 2012 (auf der Buchausgabe von 2012 beruhende elektronische Version), Stichwort »bescheren«.
- Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »bescheren«, Seite 113.
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „bescheren“
- Johannes Robert Becher: Auswahl in sechs Bänden. Band 4: Abschied. Roman, Aufbau-Verlag, Berlin 1952, Seite 113 (Zitiert nach Google Books).
- Manfred Bieler: Der Bär. Roman. 1. Auflage. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983, ISBN 3-455-00357-5, Seite 187 (Zitiert nach Google Books).
- Nikolaus oder Weihnachtsmann? In: Mannheimer Morgen. 3. Dezember 2004.
- Schöne Bescherung. In: Schweriner Volkszeitung. 23. Dezember 2009, Seite 16 (Ausgabe Sternberg).
- Heiliger Mann bei DJK Mayen. In: Rhein-Zeitung. 22. Dezember 2005.
- Sandra Blass-Naisar: Geselligkeit im Schweicher Lichterglanz. In: Trierischer Volksfreund. 19. Dezember 2012.
- Luxemburger Wort für Wahrheit und Recht. 21 September 1999, Seite 17. Zitiert nach Ulrich Ammon et al. (Herausgeber): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 978-3-11-016574-6, DNB 972128115, Stichwort »bescheren«, Seite 106.
- Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meiſters Lehrjahre. Ein Roman. 1. Auflage. Dritter Band, bey Johann Friedrich Unger, Frankfurt/Leipzig 1795, Seite 272 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
- Martin Walser: Ein fliehendes Pferd. Novelle. 1.–25. Tausend, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-04269-6, Seite 105.
- Britta-Juliane Kruse: Witwen. Kulturgeschichte eines Standes in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018926-1, Seite 436 (Zitiert nach Google Books).
- Ludwig Fels: Die Sünden der Armut. Roman. Erstausgabe, Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1975 (Sammlung Luchterhand ; 202), ISBN 3-472-61202-9, Seite 71 (Zitiert nach Google Books).
- Martin Walser: Finks Krieg. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-40791-0, Seite 255.
- „Der Deutschen liebstes Urlaubsziel“: Mecklenburg schlägt Bayern. In: www.n-tv.de. 27. Oktober 2009 (URL, abgerufen am 27. Oktober 2009).
- Markus Brauck: Warnschuss aus Sachsen. In: DER SPIEGEL. Nummer 13, 2011, ISSN 0038-7452, Seite 77 (Online-Archiv, abgerufen am 14. Februar 2016).
Verb, unregelmäßig, regelmäßig
Person | Wortform | |||
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Präsens | ich | beschere | ||
du | bescherst | |||
er, sie, es | beschert | |||
Präteritum | ich | beschor bescherte | ||
Konjunktiv II | ich | beschöre bescherte | ||
Imperativ | Singular | beschere! | ||
Plural | beschert! | |||
Perfekt | Partizip II | Hilfsverb | ||
beschoren beschert |
haben | |||
Alle weiteren Formen: Flexion:bescheren |
Anmerkung:
- Das Verb wird zumeist als starkes, seltener als schwaches Verb aufgefasst.[1]
Worttrennung:
- be·sche·ren, Präteritum: be·schor, seltener: be·scher·te, Partizip II: be·scho·ren, seltener: be·schert
Aussprache:
- IPA: [bəˈʃeːʁən]
- Hörbeispiele: bescheren (Info)
- Reime: -eːʁən
Bedeutungen:
Herkunft:
- Ableitung eines Präfixverbs zu dem Verb scheren mit dem Derivatem (Präfix, Ableitungsmorphem) be-
Synonyme:
- [1] beschneiden
Beispiele:
- [1] „Iſt einer dann beſchoren,
- Und hat ein kurzes Haar,
- Die Fliegen um ihn bohren,
- Sieht man im Sommer zwar.“[2]
- [1] „Sie [= die Hecke] war ſo hoch wie das Dach und fein gerade beſchoren, auf den Strich; nur an den Ecken waren kleine Bäumchen ſtehen geblieben und rund gezogen wie grüne Kugeln, und die Einfahrt war ausgeſchnitten zu einem ſchöngerundeten Torbogen.“[3]
Charakteristische Wortkombinationen:
Übersetzungen
[1] durch Scheren kürzen
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „bescheren“
- [1] Duden online „bescheren“
- [1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »¹bescheren«.
Quellen:
- Duden online „bescheren“
- Achim von Arnim, Clemens Brentano (Herausgeber): Von Hofleuten. Schoͤne neue Lieder mit Muſik von Orlando di Laſſo. Muͤnchen 1576. Ⅲ. T. S. 21. In: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutſche Lieder. Band Ⅰ, Mohr u: Zimmer, Heidelberg/Frankfurt 1806, Seite 544 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
- Clara Viebig: Das Kind und der Venn. In: Naturgewalten. Neue Geschichten aus der Eifel. E. Fleischel, Berlin 1905, Seite 250 (Zitiert nach Google Books).
Ähnliche Wörter (Deutsch):
- ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: bescherzen, beschweren
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