wüst

wüst (Deutsch)

Adjektiv

Positiv Komparativ Superlativ
wüst wüster am wüstesten
Alle weiteren Formen: Flexion:wüst

Worttrennung:

wüst, Komparativ: wüs·ter, Superlativ: am wüs·tes·ten

Aussprache:

IPA: [vyːst]
Hörbeispiele:  wüst (Info)
Reime: -yːst

Bedeutungen:

[1] weder besiedelt noch landwirtschaftlich genutzt (und zumeist auch nicht nutzbar)
[2] jegliche Ordnung und Pflege vermissen lassend
[3] konfus, verworren und nicht leicht zu durchschauen, zu verstehen; in hohem Grade unklar
[4] abwertend: jede Selbstbeherrschung vermissen lassend, durch nichts gehemmt, sehr ausgelassen; nicht zivilisiert
[5] abwertend: in höchst ungebührlicher Weise grob und ungehobelt; (im Benehmen, Umgang mit anderen) keine Rücksicht nehmend und kein Mit- und Taktgefühl zeigend; über das moralisch Erlaubte hinausgehend
[6] abwertend: forsch und Gefahren missachtend
[7] abwertend: durch seine Art, sein Ausmaß oder dergleichen sehr schlimm
[8] abwertend: Abscheu, Widerwillen hervorrufend; in einem sehr schlechten, stark mitgenommenen Zustand; eine Kränkung darstellend oder zufügend

Herkunft:

Das Adjektiv geht über die mittelhochdeutschen Formen wüeste  gmh[1][2][3] und wuoste  gmh[1][2]öde, einsam, verlassen, leer, unschön, hässlich[1] auf das seit dem 8. Jahrhundert[2] (um 800)[1] bezeugte althochdeutsche wuosti  goh[1][2][3]öde, unbebaut, leer[1] zurück. Diese Formen lassen sich vergleichen mit altsächsischem wōsti  osx,[1][2] mittelniederdeutschem wōste  gml,[1] mittelniederländischem woeste  dum / woest  dum,[1] niederländischem woest  nl,[1][2][3] altfriesischem wōst  ofs[1] und altenglischem wēste  ang.[1][2][3] Allen genannten Formen liegt ein nur für das Westgermanische angenommenes (erschlossenes) Adjektiv *wōsti-[1][2]unbebaut, leer, öde, unschön[1] zugrunde. Außergermanisch entsprechen diesem lateinisches vāstus  laöde, wüst, leer, plump, roh, ungeschlacht[1][2][3] sowie altirisches fās  sgaleer, wüst‘[1][2][3] (vergleiche auch altirisches fāsach  sgaWüste[1]). Die weitere Herkunft ist unklar;[2] vielleicht kann es über ein (erschlossenes) indoeuropäisches to-Partizip *u̯āsto-öde‘ an die unter Wahnwitz dargestellte (erschlossene) indoeuropäische Wurzel *eu-, *euə-, *u̯ā-mangeln; leer‘ angeschlossen werden.[1]
Die 6. Bedeutung ist ab 1870 zunächst soldatensprachlich bezeugt.[4]

Sinnverwandte Wörter:

[1] ausgestorben, einsam, entvölkert, leer, menschenleer, menschenlos, öde, unbelebt, unbewohnt, verlassen, verödet, verwaist
[1] umgangssprachlich: gottverlassen
[1] scherzhaft: wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen
[2] abstrus, bunt, chaotisch, durcheinander, konfus, planlos, undurchdringlich, undurchschaubar, unentwirrbar, unerklärlich, ungeordnet, ungereimt, unklar, unordentlich, unüberschaubar, unübersichtlich, unverständlich, verwickelt, verworren, wild (zusammengewürfelt), wirr
[2] umgangssprachlich: vertrackt
[2] abwertend: kraus
[2] emotional: kunterbunt
[3] abstrus, chaotisch, kompliziert, mysteriös, nebulös, planlos, rätselhaft, schwer (verdaulich), schwierig, seltsam, unbegreiflich, undurchdringlich, undurchschaubar, unentwirrbar, unergründlich, unerklärlich, ungeordnet, ungereimt, unklar, unüberschaubar, unübersichtlich, unverständlich, verwickelt, verworren
[3] gehoben: unerfindlich, unerforschlich
[3] bildungssprachlich: komplex
[3] umgangssprachlich: vertrackt
[3] abwertend: kraus
[4] ausgelassen, ausschweifend, genusssüchtig, hemmungslos, lasterhaft, leidenschaftlich, maßlos, orgiastisch, sittenlos, stürmisch, toll, übertrieben, unbeherrscht, unersättlich, ungehemmt, ungezügelt, unkontrolliert, unmäßig, unzüchtig, wild, zügellos
[4] gehoben: inbrünstig, ungestüm
[4] bildungssprachlich: dekadent, exzesshaft, exzessiv, undiszipliniert
[4] abwertend: unzivilisiert
[4] veraltend, zumeist abwertend: zuchtlos
[5] abscheulich, abstoßend, anrüchig, anstößig, anzüglich, barsch, brutal, deftig, ekelhaft, frech, frivol, garstig, gemein, hässlich, pikant, rabiat, rau, roh, schamlos, unfein, unfreundlich, ungehörig, unhöflich, unwirsch, verdorben, verroht, widerwärtig
[5] gehoben: degoutant, frevelhaft, harsch, übel; abwertend: unflätig
[5] bildungssprachlich: blasphemisch, lasziv, obszön; abwertend: vulgär
[5] umgangssprachlich: dreckig, fies; abwertend: schweinisch
[5] scherzhaft: nicht stubenrein
[5] abwertend: grob, rücksichtslos, rüde, ruppig, schäbig, schlüpfrig, schmutzig, ungehobelt, ungeschliffen, unkultiviert, zotig
[5] zumeist abwertend: ordinär
[5] emotional: unverschämt
[5] salopp abwertend: rotzig
[5] derb abwertend: säuisch
[5] bayrisch, österreichisch: hantig, rüd
[5] schweizerisch: stossend
[6] draufgängerisch, furchtlos, halsbrecherisch, heißspornig, heldenhaft, kühn, risikofreudig, schneidig, unerschrocken, verteufelt, verwegen, wagemutig, waghalsig
[6] bildungssprachlich: heroisch, phaethontisch
[6] leicht abwertend: tollkühn
[6] schweizerisch: angriffig
[7] enorm, erbittert, furchtbar, gehörig, gigantisch, groß, hart, heftig, herb, immens, intensiv, kräftig, massiv, scharf, schwer, stark, stürmisch, ungeheuer, wild, wuchtig
[7] gehoben: ungestüm, unsäglich
[7] bildungssprachlich: exorbitant, frenetisch, vehement; veraltet: horribel
[7] umgangssprachlich: entsetzlich, grässlich, irrsinnig, mächtig, schlimm, schrecklich, unglaublich, verdammt
[7] salopp: irre; emotional: fürchterlich, kolossal, sagenhaft
[7] emotional: gewaltig, horrend, unsagbar
[7] zumeist emotional: riesig
[7] norddeutsch: doll
[7] landschaftlich, auch gehoben: arg
[8] abscheuerregend, abscheulich, abstoßend, ekelerregend, ekelhaft, eklig, entsetzlich, furchtbar, grässlich, gräulich, hässlich, schaurig, schrecklich, unappetitlich, unerträglich, widerwärtig, zuwider
[8] gehoben: degoutant
[8] bildungssprachlich: infernalisch
[8] umgangssprachlich: fies; abwertend: schauderhaft
[8] abwertend: schmierig, widerlich
[8] emotional: scheußlich, zum Kotzen
[8] besonders bayrisch, österreichisch umgangssprachlich: grauslich
[8] veraltet: abominabel
[8] jugendsprachlich: ätzend

Beispiele:

[1] Früher nannte man eine unbewohnte Insel auch eine wüste Insel.
[1] „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“[5]
[1] „Unsere Hofstelle aber lag wüst bis zum Winter, als wir wegen der Kälte die armselige Bretterbude verlassen mußten.“[6]
[1] „Es gab kein Land, das weit genug, kein Meer, das groß genug und kein Gebirge, das wüst genug gewesen wäre, um einen flüchtigen Verbannten vor der Wut und Gerechtigkeit Roms zu schützen.“[7]
[1] „Es ist wüstes Gelände, öd und trägt nichts, im Krieg aufgewühlt und verbrannt; auch mit Schutthaufen.“[8]
[1] bildlich: „Mein Kopf ist immer wüst. Ich kann von heut auf morgen nichts behalten.“[9]
[2] Oh, sieht das hier wüst aus! Jetzt ist aber mal Aufräumen angesagt!
[2] „Unbedingt mußte man ihn an die Kette legen, ehe er Unheil anrichtete, denn ließ er ihn gewähren, brach bald ein wüstes Durcheinander über die Baustelle herein, und keine Planziffer würde noch ernst genommen.“[10]
[2] „Nirgendwo sonst tritt ähnlich stark ins Bewußtsein, daß Neapel eine barocke Stadt ist und dieses Wesen, wenn auch auf eine stillos wüste und vitale Weise, bis auf die Gegenwart bewahrt hat.“[11]
[2] „Es ist das Haus am Rande des südlichen Ruinenfeldes an der Innenstadt, in die Allee gerettet steht kaum gerupftes Gemäuer in ordentlichem Garten zwischen wüsten wilden Unkrautwäldern.“[12]
[2] „Sutter erinnerte nackte oder nur mit einer Windel bekleidete Männergespenster mit furchterregend vergeistigten Gesichtern unter wüsten Haarbüschen.“[13]
[3] „Nur in solcher Art, wie mit einem edeln Akkord, durfte diese Nacht abschließen, wenn sie mehr bedeuten sollte als ein schattenhaft wüstes Nacheinander von düsteren, trübseligen, skurrilen und lüsternen Abenteuern, deren doch keines zu Ende gelebt worden war.“[14]
[3] „Wüste Träume suchten ihn heim, Gesichte vom Untergang der altgewordenen Welt und von der Scheidung der Zeiten.“[15]
[3] „Erst recht rangiert dann noch der wüsteste Aberglaube über der Aufklärung; denn selbstverständlich fließt Jungs Kollektiv-Unbewußtes im Hexenwahn dicker als in der reinen Vernunft.“[16]
[3] „Seine letzte Predigt wird ein wüstes Gestammel, dann ist er tot.“[17]
[3] „In einem längeren wüsten Traume von mir, der eine Schiffsreise zum scheinbaren Mittelpunkte hat, kommt es vor, daß die nächste Station Hearsing heißt, die nächst weitere aber Fließ.“[18]
[4] Sie feierten wüste Orgien.
[4] Wir gingen durch die Stadt und sahen einige wüste Gesichter.
[4] „Er blieb in Korinth, verbrachte in der leichtlebigen Stadt vierzehn wüste Tage, voll von Frauen, Knaben, Ausschweifungen jeder Art.“[19]
[4] „Aber dann war wüſter Lärm vor ihm, drei Koſaken ſchlugen mit ihren Peitſchen wild auf die Türken ein.“[20]
[4] „Wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht und verfahre fortan so wüst nicht mit deiner Gesundheit!“[21]
[4] „In jenem Pferdestall des Kleinen Lagers, in welchem Jankowski untergebracht war, herrschte wüster Lärm.“[22]
[4] „Ein wüster Bursche, dieser Brigadier, so eine Mischung von Räuberhauptmann und Cowboy, mit einem Hut, größer als die Sombreros der Mexikaner, statt eines Colts einen Hammer im Gurt, im Ohr einen Ring, na eben Wild-West.“[23]
[4] „Vorm Fenster plärrte es in allen möglichen Sprachen, Dialekten, Idiomen wüst durcheinander.“[24]
[4] „Philipp liebte Dr. Jekyll, eine reizende und gutherzige Emilia, aber er haßte und fürchtete den widerlichen Mr. Hyde, eine Emilia des späten Abends und der Nacht, die ein wüster Trunkenbold und eine geifernde Xanthippe war.“[25]
[5] „‚Frau,‘ antwortete der Mann, ‚du biſt auch zu wüſt mit dem Kind geweſen; ſie hat doch halt ſo a weich’s Gemüth!‘“[26]
[5] „Bis in ſein hohes Mannesalter blieb Geiſt v. Beeren unverheirathet und führte ein wüſtes, ſittenloſes Leben.“[27]
[5] „Gerade in ihrer Gegenwart, in der Anwesenheit meiner nüchternen, sauberen, tüchtigen Frau wollte ich mich toll und voll saufen, ich wollte die Füße auf den Schreibtisch legen und wüste, schweinische Lieder singen und zotige Redensarten gebrauchen — welche Wollust, sie mit in den Dreck zu ziehen, ihr zu zeigen: den hast du einmal geliebt, und unter deiner Liebe ist er so geworden … Nun gerade!“[28]
[5] „Kamloth fluchte wüst: ‚Leckt mich am Arsch, es ist sowieso alles futsch.‘“[29]
[5] „Halt’s Maul, dachte er und genierte sich gleich stürmisch dafür, daß er in Gedanken so wüst mit Sabine umging.“[30]
[5] „Man trug mir zu, du habest ein Schwein, dem ein neugeborenes Lamm zum Opfer gefallen war, zornig in eine Kotgrube gestoßen, es dann wüst verflucht und gar als Teufel geschmäht.“[31]
[6]
[7] „Sie sahen sicher furchtbar komisch aus, auf kleinen Kissen auf dem Boden sitzend, die bloßen Füße von sich gestreckt. Die zerschundenen Zehen. Die wüst gerötete Haut.“[32]
[8] Wüste Beschimpfungen prasselten auf sie nieder.
[8] „‚Arschloch‘, wird er genannt, aber nicht einmal dieser wüste Name macht ihn lebendig.“[33]
[8] „Dann haben Spekulation und Wildwuchs riesige Vorstädte entstehen lassen, die wüster und häßlicher sind als jede Stadt im Mittleren Osten.“[34]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] adverbiell: wüst und leer
[1] eine wüste Einöde, Gegend, Landschaft; ein wüstes Gelände
[2] ein wüster Berg Schutt; ein wüster Bart; ein wüstes Durcheinander, Zimmer; eine wüste Unordnung; wüstes Haar
[2] adverbiell: etwas sieht wüst aus
[3] ein wüstes Gestammel; ein wüster Traum; wüste Gedanken
[4] ein wüster Abenteurer, Geselle, Kerl; ein wüster Tumult; ein wüstes Gebrüll; ein wüstes Treiben; eine wüste Bestie; eine wüste Schlägerei; eine wüste Zecherei; wüste Orgien feiern
[4] ein wüster Blick
[4] adverbiell: wüst schreien, toben
[5] wüste Flüche, Lieder
[5] adverbiell: wüst fluchen
[7] eine wüste Hetze entfalten; eine wüste Schießerei; wüste Schmerzen haben
[8] ein wüster Gestank; ein wüster Sturm, Wind; ein wüstes Wetter; eine wüste Narbe; wüste Beschimpfungen; wüste Drohungen ausstoßen; sich in wüsten Schmähungen ergehen; sich zu wüsten Ausfällen hinreißen lassen
[8] adverbiell: jemanden wüst beschimpfen, zurichten; jemand sieht wüst aus

Wortbildungen:

Substantive: Wust, Wüste, Wüstenei, Wüstling, Wüstung
Verben: verwüsten, wüsten

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[1–5, 7, 8] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „wüst
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „wüst
[1, 2, 4, 7] The Free Dictionary „wüst
[1, 2, 4, 5, 7, 8] Duden online „wüst
[1, 2, 4, 5, 7, 8] Wahrig Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „wüst“ auf wissen.de
[1, 2, 4, 7] PONS – Deutsche Rechtschreibung „wüst
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwüst
[1, 2, 4, 5, 7, 8] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »wüst«.
[4–6] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »wüst«.
[1, 2, 4, 5, 7, 8] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8, Stichwort »wüst«, Seite 2079–2080.

Quellen:

  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „wüst
  2. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »wüst«, Seite 999.
  3. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. In: Der Duden in zwölf Bänden. 5., neu bearbeitete Auflage. Band 7, Dudenverlag, Berlin/Mannheim/Zürich 2013, ISBN 978-3-411-04075-9, Stichwort »wüst«, Seite 935.
  4. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »wüst«.
  5. Bibel: 1. Buch Mose Kapitel 1, Vers 2 , vollständige Erstausgabe 1534 (frühneuhochdeutsch).
  6. Ehm Welk: Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer. Beichte eines einfältigen Herzens. Roman. 8. Auflage. VEB Hinstorff Verlag, Rostock 1963, Seite 50 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe im Deutschen Verlag, Berlin 1938).
  7. Christoph Ransmayr: Die letzte Welt. Roman. Mit einem Ovidischen Repertoire. Franz Greno Verlag, Nördlingen 1988, ISBN 3-89190-244-1, Seite 186 (Zitiert nach Google Books).
  8. Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-518-39628-5, Seite 278 (Erstausgabe 1959).
  9. Hugo von Hofmannsthal: Elektra. Tragödie in einem Aufzug frei nach Sophokles. S. Fischer Verlag, Berlin 1904, Seite 19 (Zitiert nach Digitalisat der UB Bielefeld).
  10. Erik Neutsch: Spur der Steine. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964, Seite 119.
  11. Joachim Fest: Im Gegenlicht. Eine italienische Reise. Siedler Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-88680-224-8, Seite 261 f. (Zitiert nach Google Books)
  12. Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-518-39628-5, Seite 208 (Erstausgabe 1959).
  13. Adolf Muschg: Sutters Glück. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 3442), ISBN 3-518-39942-X, Seite 29.
  14. Arthur Schnitzler: Traumnovelle. 1. Auflage. S. Fischer Verlag, Berlin 1926, Seite 67 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  15. Lion Feuchtwanger: Der falsche Nero. Roman. Querido Verlag, Amsterdam 1936, Seite 220 (Zitiert nach Google Books).
  16. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Band 1, Aufbau-Verlag, Berlin 1954, Seite 73.
  17. Robin Detje: Deutschweh. In: Zeit Online. Nummer 44, 28. Oktober 1994, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  18. Sigmund Freud: Ⅵ Die Traumarbeit. In: Alexander Mitscherlich, Angela Richards, James Strachey (Herausgeber): Sigmund Freud. Studienausgabe. Limitierte Sonderausgabe. Band Ⅱ: Die Traumdeutung (1900), Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-596-50360-4, Seite 299.
    Die Kursivsetzungen der Wörter »Hearsing« und »Fließ« im Originalsatz wurden nicht übernommen.
  19. Lion Feuchtwanger: Der jüdische Krieg. Propyläen-Verlag, Berlin 1932, Seite 250 (Zitiert nach Google Books).
  20. Ehm Welk: Der hohe Befehl. Opfergang und Bekenntnis des Werner Voß. Im Deutschen Verlag, Berlin 1939, Seite 220 (Zitiert nach Google Books).
  21. Thomas Mann: Die Betrogene. Erzählung. 16.–20. Tausend, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1954, Seite 78 (Erstveröffentlichung 1953).
  22. Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen. Roman. Ungekürzte Ausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1961 (rororo Taschenbuch 416/417), Seite 46 (Erstausgabe 1958).
  23. Erik Neutsch: Spur der Steine. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964, Seite 223.
  24. Ludwig Fels: Kanakenfauna. Fünfzehn Berichte. Luchterhand, Darmstadt/Neuwied 1982, ISBN 3-472-86558-X, Seite 113.
  25. Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 2953), ISBN 3-518-39453-3, Seite 148 (Lizenzausgabe des Schertz & Goverts Verlags Stuttgart/Hamburg 1951).
  26. Theodor Storm: Pole Poppenſpäler. [1873/74]. In: Waldwinkel, Pole Poppenſpäler. Novellen. 1. Auflage. Druck und Verlag von George Weſtermann, Braunſchweig 1875, Seite 155 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  27. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. 1. Auflage. Vierter Theil. Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow., Verlag von Wilhelm Hertz. (Beſſerſche Buchhandlung.), Berlin 1882, Seite 305 (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).
  28. Hans Fallada: Der Trinker. Roman. Rowohlt Verlag, Hamburg 1950, Seite 58 (Zitiert nach Google Books; Copyright 1950 des Aufbau-Verlag, Berlin; posthum erschienen).
  29. Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen. Roman. Ungekürzte Ausgabe, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1961 (rororo Taschenbuch 416/417), Seite 376 (Erstausgabe 1958).
  30. Martin Walser: Ein fliehendes Pferd. Novelle. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-04269-6, Seite 17.
  31. Horst Stern: Mann aus Apulien. Die privaten Papiere des italienischen Staufers Friedrich II., römisch-deutscher Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Erster nach Gott, über die wahre Natur der Menschen und der Tiere, geschrieben 1245 – 1250. Roman. Droemer Knaur, München 1988 (Knaur Taschenbücher ; 2044), ISBN 3-426-02044-0, Seite 260 (Lizenzausgabe des Kindler Verlags, München; Erstausgabe bei Kindler, München 1986).
  32. Martin Walser: Ein fliehendes Pferd. Novelle. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-518-04269-6, Seite 47.
  33. Jurek Becker: Jakob der Lügner. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1969, Seite 208.
  34. Joachim Fest: Im Gegenlicht. Eine italienische Reise. Siedler Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-88680-224-8, Seite 331.

Adverb, Gradpartikel

Worttrennung:

wüst

Aussprache:

IPA: [vyːst]
Hörbeispiele:  wüst (Info)
Reime: -yːst

Bedeutungen:

[1] veraltet umgangssprachlich, sonst besonders Namibia umgangssprachlich, intensivierend bei Adjektiven, Adverbien und Verben: in (ungewöhnlich) hohem Grade, Maße

Herkunft:

Das Wort ist seit dem 19. Jahrhundert in dieser Bedeutung bezeugt.[1]
Für das Namibiadeutsche wird von einer Lehnbedeutung des afrikaansen woes  af ‚[b]uitensporig, abnormaal baie‘[2] ausgegangen,[3] wobei sich die Frage stellt, ob es sich nicht auch um einen Archaismus handeln könnte, der unter afrikaansen Einfluss beibehalten wurde.

Sinnverwandte Wörter:

[1] außergewöhnlich, außerordentlich, äußerst, besonders, beträchtlich, enorm, gewaltig, heftig, mächtig, sehr, stark, überaus, ungeheuer
[1] Namibia: befokkt, bleddie/bleddy, heavy, nochall, stief

Beispiele:

[1] „Pier Luigi mit einem Bocksfell umhüllt und auf einem wüst großen Bocke reitend kommt, den Vater zu ehren, ihm entgegen.“[4]
[1] „Die Bauherren und Architekten haben sich wüst geirrt.“[5]
[1] „Das verwirrt zum Jahreswechsel nochall wüst, weil wir ständig aufgefordert werden, keine bleddy Zeit zu morschen, so dass wir angeblich und endlich auch zum Erfolg gelangen sollen. Aber zu gleicher Zeit sollen wir alles langsamer machen.“[6]
[1] „Bisher hat das noch keine Schießerei gegeben, obwohl die Opolifi in dieser Woche sowahr Tränengas bei den wüst parmantachen Taxis eingesetzt hat.“[7]
[1] „Den ersten Behördengang hat der Eine oder Andere schon hinter sich. Aber es kommen noch mehr. Jetzt hängt das wüst davon ab, ob Du von der Opolifi oder vom müden Beamten nach langer Schlange am Schalter von Home Äffährs was willst.“[8]
[1] „Unsere Opolifi an der Bahnhofstraße, so schräg gegenüber der verkohlten Turnhalle, hat da ein wüst großes Grundstück.“[9]
[1] „Das macht die Dinge wüst kompliziert.“[10]
[1] „Jong, wer denen dann im Weg steht, wird wüst schwer kriegen.“[11]
[1] „Bei ihm war die NBC mittlerweile wüst verschuldet.“[12]
[1] „Jesslaik, das öffentliche Gedächtnis ist wüst kurz.“[13]
[1] „Andere Genossen sind der Molkerei aber wüst dankbar, wenn sie im Februar zwei Tage dazubekommen.“[14]
[1] „Alles friedlich, versteht sich, auch wenn das auf dem wüst geplagten Kontinent keine Selbstverständlichkeit ist.“[15]
[1] „Die Gemeinplätze, die westliche Schreiberlinge über den dunklen Kontinent kultivieren und die unsere hiesigen Politiker wüst bedonnert machen, um das erstmal biekie milde auszudrücken, bevor wir und die - die Politiker - zu den F-Wörtern greifen, also die Stereotypen, die patriotische Afrikaner so dermaßen aus der Façon bringen, kennt Ihr mos auch zu Genüge.“[16]
[1] „Die Gestalten stehen zur Rechten und zur Linken von einem wüst großen Schreibtisch, zu dem wiederum ein Wandgemälde mit Dünen und Wasser im Sossus-Vley den Hintergrund bildet.“[17]
[1] „Aber weil das so lekker geklappt hat, bleibt die Versuchung wüst groß und die Hemmschwelle vor dem kleptomanischen Zulangen sackt immer niedriger.“[18]
[1] „Wer die attraktive Gleichung aufgestellt hat und gewiss auch irgendwie belegen kann, hat dabei aber vergessen, dass unser Staat noch wüst sökkelt, das Potential umzusetzen und lieber an herkömmlichen Energiequellen festhält.“[19]
[1] „Man denke an 400 bis 500 Schokoeier, die im Blättergewirr von Bäumen oder sonstwo auf dem Hamakari-Hof versteckt und von Farmangestellten, die einen wüst süßen Zahn haben, gesucht werden.“[20]
[1] „Also, längere Frei- und Urlaubszeit krempelt den biederen Alltagsnamibier um zum Draufgänger, der das Tempolimit, die Alkoholschranke und Selbstbeherrschung, ja sogar den Selbsterhaltungstrieb - der is hierzulande ansonsten mos wüst stark - sommer so über Bord wirft.“[21]
[1] «Er hat ſich ‚wüſt‘ verrechnet, wenn er geglaubt hat, die Proteſtanten Zürich’s ließen ſich von einem eingewanderten Ausländer Vorſchriften geben oder aufſtacheln auf die Katholiken, welche zum größten Leidweſen Wrubels im Frieden leben und zum Unglück der altkatholiſchen Sekte fortwährend zunehmen, Jagd zu machen.»[22]

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalwüst
[1] Joe Pütz: Das grosse Dickschenärie. Dickschenärie I & II Kommbeind Riekonndischend Gemoddifeid und Gesuhpt. 1. Auflage. Peters Antiques, Swakopmund 2001, ISBN 978-9-991-65046-3, Stichwort »wüst«, Seite 154.
[1] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »wüst«.
[1] Eric Sell: Esisallesoreidt. NAM-släng – Deutsch, Deutsch – NAM-släng. EeS Records Namibia, Windhoek 2008, ISBN 99945-68-208 (formal falsche ISBN!), Seite 216.

Quellen:

  1. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7, Stichwort »wüst«.
  2. F.F. Odendal, R.H. Gouws; Laetitia Botha, Irène Wasserfall (Herausgeber): HAT, Verklarende Handwoordeboek van die Afrikaanse Taal. Pearson Education South Africa, Kaapstad 2005, ISBN 978-1-86891-243-8, Seite 1399 (Zitiert nach Google Books).
  3. Eric Sell: Esisallesoreidt. NAM-släng – Deutsch, Deutsch – NAM-släng. EeS Records Namibia, Windhoek 2008, ISBN 99945-68-208 (formal falsche ISBN!), Seite 216.
  4. Friedrich Hubert: Vergerios publizistische Thätigkeit nebst einer bibliographischen Übersicht. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1893, Seite 52 (Zitiert nach Google Books).
  5. Exakter als ein Bombardement. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 24. September 2004, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  6. Was wohl wird? In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 30. Dezember 2004, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  7. Sports mit Droschkenkutschern. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 2. Juni 2005, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  8. Musst Dich moi vorbereiten. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 1. Februar 2007, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  9. Durchlöchert und abgeholzt. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 25. Oktober 2007, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  10. Jong, der November! In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 30. November 2007, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  11. Das Jahr ausgleiten lassen. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 28. Dezember 2007, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  12. Hof(f)manns Erzählungen. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 31. Januar 2008, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  13. Nicht ganz durch den Winter gekommen. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 21. August 2008, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  14. Schaltjahre und Tageklau. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 19. Februar 2009, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  15. Jetzt aber wegräumen. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 19. August 2010, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  16. Sprudelnde Afro- und Euro-Klischees. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 17. November 2011, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  17. Auftakt auf Auasblick. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 16. Februar 2012, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  18. Bäume wachsen hoch, aber nich in den Himmel. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 25. April 2013, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  19. Schleppende Wahl und stief Ablenkung dazu. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 27. November 2015, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  20. Susann Kinghorn: Locker vom Hocker: Ostern in Namibia! In: Namib Times. 1. April 2016 (Onlineausgabe: URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  21. Wüst moie, aber bleddy gefährliche Zeit. In: Allgemeine Zeitung Online (Windhoek, Namibia). 22. Dezember 2016, ISSN 1560-9421 (URL, abgerufen am 2. Februar 2022).
  22. Kantone. In: St. Galler Volksblatt. Nummer 46, 8. Juni 1892, Seite [3] (Zitiert nach Deutsches Textarchiv).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:
Levenshtein-Abstand von 1: Wust, WUSt, Wüste
Levenshtein-Abstand von 2: wüßte / wüsste
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